München, 27. Mai 2025 – Die Zahl der Hautkrebserkrankungen in Bayern ist in den vergangenen Jahren deutlich angestiegen. Seit 2005 hat sich die Anzahl der Diagnosen deutlich erhöht: Schwarzer Hautkrebs (malignes Melanom) stieg um rund das Zweieinhalbfache von 29.250 auf über 71.150 Fälle im Jahr 2023, ebenso weißer Hautkrebs (nicht-melanotischer Hautkrebs) – von rund 112.200 auf circa 295.000 Fälle. Das zeigt der aktuelle Arztreport der BARMER. Besonders betroffen ist laut Report die sogenannte Baby-Boomer-Generation. „Schwere Sonnenbrände in jungen Jahren hinterlassen dauerhafte Schäden“, warnt Alfred Kindshofer, Landesgeschäftsführer der BARMER in Bayern. "Heute zeigen sich Spätfolgen einer Zeit, in der Sonnenbaden ohne UV-Schutz weit verbreitet war". Es sei zu befürchten, dass die Zahl der Betroffenen mit zunehmenden Alter noch weiter steige.
Höheres Hautkrebsrisiko der Baby-Boomer-Generation
Eine Querschnittsanalyse der Generationen im Report belegt ein deutlich erhöhtes Hautkrebs-Risiko für die Baby-Boomer-Generation. Das zeigt sich beispielhaft an der Betroffenheit von Frauen im Alter von 55 bis 59 Jahren mit Geburt zwischen 1964 bis 1968. Diese Generation hat eine ähnlich hohe Betroffenheit bei schwarzen Hautkrebs wie Frauen, die bereits fünf bis 15 Jahre älter sind. "Die Gründe für diese Kohorteneffekte lassen sich aus der Analyse selbst nicht ableiten. Mögliche Ursachen könnten jedoch in unterschiedlichen Verhaltensmustern der Generationen liegen", so Alfred Kindshofer. So dürften übermäßige ,Sonnenbäder‘ in der Kriegs- und ersten Nachkriegsgeneration eher selten gewesen sein. Spätestens ab Mitte der 1960er-Jahre seien Sommerurlaube in südlichen Ländern im Trend und Kinder dort oftmals ungeschützt der starken Sonnenstrahlung ausgesetzt gewesen. Ab den 1980er-Jahren erlebten zudem Solarien einen Boom. "Die Haut vergisst nie. Unsere Analyse zeigt nun deutlich das Resultat eines sorglosen Umgangs mit UV-Strahlung", sagt der BARMER-Landeschef. Um schwere Krankheitsverläufe zu vermeiden und Leben zu retten, empfiehlt sich für diese besonders gefährdeten Altersgruppen regelmäßige Hautkrebsscreenings. Insgesamt steigt das Risiko für eine Hautkrebs-Erkrankung mit dem Alter: Die höchsten Diagnoseraten im Freistaat gab es demnach bei beiden Hautkrebs-Erkrankungen im Alter von 80 bis 89 Jahren. Bei schwarzen Hautkrebs lag die Betroffenheit bei 1.902, bei weißen Hautkrebs bei 12.734 je 100.000 Einwohner.
Mehr Frauen von schwarzem Hautkrebs betroffen
Laut dem Arztreport waren 2023 in Bayern mehr Frauen von schwarzem Hautkrebs betroffen als Männer. So befanden sich 535 von 100.000 Einwohnerinnen (ca. 36.000 Fälle) in Behandlung wegen bösartigem Melanom. Bei den Männern dagegen waren es 529 von 100.000 Einwohnern (ca. 35.000 Fälle). Im Vergleich zu 2005 ist der Unterschied zwischen den Geschlechtern kleiner geworden: Damals lag die Betroffenenzahl bei Frauen bei 245 pro 100.000 (ca. 15.500 Fälle), bei Männern bei 225 pro 100.000 (ca. 13.700 Fälle). Das zeigt, dass Männer und Frauen in Bayern inzwischen fast gleichermaßen gefährdet sind.
Weißer Hautkrebs betrifft mehr Männer
Beim deutlich häufiger diagnostizierten weißen Hautkrebs liegen die Männer in Bayern im Jahr 2023 mit einer Betroffenenrate von etwa 2.230 je 100.000 Einwohner (ca. 150.000 Fälle) vor den Frauen, bei denen die Rate bei rund 2.140 pro 100.000 liegt (ca. 144.300 Fälle). Im Vergleich zu 2005 hat sich die Zahl der Erkrankten bei beiden Geschlechtern fast verdreifacht. "In den kommenden Jahren könnten noch deutlich mehr Menschen von Hautkrebsdiagnosen betroffen sein. Ursachen sind unter anderem Verhaltensmuster in jungen Jahren und die gestiegene Lebenserwartung", warnt Kindshofer. Besonders Männer ab 65 Jahren seien bei beiden Hautkrebsarten deutlich stärker betroffen.
Geringeres Hautkrebs-Risiko ab der Generation Y
Es deutet vieles darauf hin, dass Lebensstil und Verhalten maßgeblich die Entwicklung der Hautkrebsdiagnosen beeinflussen. Durch präventive Maßnahmen wie konsequenten Sonnenschutz und regelmäßige Hautkrebsscreenings lässt sich das Risiko weiter senken. Bei den unter 40-Jährigen in Bayern, insbesondere bei den Jahrgängen nach 1980, scheint das Risiko für schwarzen Hautkrebs bereits abzunehmen. Das könnte auf ein gestiegenes Bewusstsein der Eltern für die Gefahren von Sonnenbaden und Solarienbesuchen zurückzuführen sein. Während gebräunte Haut in den 80er und 90er Jahren noch als attraktiv galt, setzt sich heute ein Umdenken durch: Eltern schützen ihre Kinder besser vor UV-Strahlen. "Die meisten Hautkrebserkrankungen entstehen durch UV-Strahlung, insbesondere schwarzer Hautkrebs durch Sonnenbrände in der Kindheit. Prävention ist der beste Schutz: Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor, langärmlige Kleidung, Sonnenhüte und das Vermeiden direkter Sonne sind essenziell," erklärt Kindshofer. Auch künstliche UV-Strahlung aus Solarien sollte gemieden werden. Regelmäßige Hautkontrollen helfen zudem, Veränderungen frühzeitig zu erkennen.
Früherkennung von Hautkrebs beginnt bei der Selbstbeobachtung
"Hautkrebsfrüherkennung startet mit der eigenen Aufmerksamkeit für den Körper", sagt Gabriele Brückner, Geschäftsführerin der Bayerischen Krebsgesellschaft e.V. Sie empfiehlt, die Haut regelmäßig zu kontrollieren, insbesondere Pigmentmale wie Muttermale. Veränderungen in Größe, Form oder Farbe sollten ernst genommen werden. "Wenn ein Leberfleck wächst, sich verändert, juckt oder blutet, ist umgehend ein Hautarzt aufzusuchen", sagt Brückner. Die ABCDE-Regel könne dabei helfen, auffällige Hautveränderungen frühzeitig zu erkennen:
Asymmetrie
Begrenzung unscharf
Color (ungleichmäßige Färbung)
Durchmesser über 5 mm
Erhabenheit oder Wachstum
Bei Verdacht auf Veränderungen wie Blutungen oder Größenwachstum sollte unbedingt ein Arzt konsultiert werden.
Service für Redaktionen:
Datenquelle: Raten je BARMER-Versicherte mit alters- und geschlechtsstandardisierter Hochrechnungen auf die Bevölkerung in Bayern.