BARMER Krankenhausreport 2022

Mehr Behandlungsqualität durch Verlagerung möglich

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München, 17. Februar 2023 – Mehr Patientinnen und Patienten in Bayern könnten von besserer Qualität bei Hüft-, Knie- und Herzoperationen profitieren und vor Gelegenheitschirurgie bewahrt werden. Dafür müssten sie sogar kaum längere Fahrzeiten zur Klinik in Kauf nehmen. Das zeigt der Barmer Krankenhausreport 2022. Dieser hat bei rund fünf Prozent der bayerischen Hüft- und Knieoperationen sowie bei vier Prozent der Herzinfarkt-Eingriffe geprüft, ob sie sich von Krankenhäusern mit der geringsten Routine hin zu Kliniken mit höheren Fallzahlen verlagern lassen. In der Regel haben Ärztinnen und Ärzte sowie das Pflegepersonal dort eine größere medizinische Expertise. Bereits bei diesen niedrigen Schwellenwerten könnten in Bayern pro Jahr rund 2.900 der insgesamt rund 92.100 Hüft- und Knieoperationen an anderen Standorten erfolgen, ohne dass sich die Fahrzeit für die Patienten spürbar verlängert. Bei höheren Schwellenwerten könnten sogar noch deutlich mehr Eingriffe ohne Fahrtzeitverlängerung an Kliniken mit größerer Expertise erfolgen. "Durch das Verlagern von Operationen in Kliniken mit mehr Erfahrung und besserer Ausstattung können schon heute Qualität und Patientensicherheit deutlich erhöht werden. Diese Potenziale gilt es jetzt im Sinne der Patienten konsequent zu heben", sagt Alfred Kindshofer, Landesgeschäftsführer der Barmer in Bayern. Mit einer tiefgreifenden Reform der Krankenhausversorgung samt Neuausrichtung der Krankenhausplanung wären darüber hinaus systematische bedarfs- und qualitätsorientierte Konzentrationsprozesse im Sinne der Patienten umsetzbar. "Eine moderne und bedarfsgerechte Krankenhausplanung darf sich nicht an der Zahl der Betten, sondern muss sich an Qualitätsparametern im Sinne der Patientensicherheit orientieren", so Kindshofer.

Kliniken mit viel Erfahrung in 40 Minuten erreichbar

Immer noch gebe es in Deutschland viele Krankenhäuser, die in einzelnen Leistungssegmenten nur sehr wenige Behandlungen pro Jahr erbringen. Der Krankenhausreport habe mit der Endoprothetik und Osteosynthese an Knie und Hüfte sowie der Kardiologie und Kardiochirurgie zur Behandlung des Herzinfarkts exemplarisch zwei Bereiche analysiert. Für die Berechnungen seien Eingriffe hypothetisch aus Kliniken mit niedrigen Fallzahlen in solche mit höheren Fallzahlen verlagert worden. Anschließend seien die Fahrzeiten der Patienten bestimmt worden. Den Ergebnissen zufolge ließen sich 70 Prozent der Hüft- und Knieeingriffe von Standorten mit weniger als 187 Eingriffen pro Jahr verlagern, ohne dass maßgeblich längere Anfahrtswege entstünden. Ähnlich sei das Bild bei Eingriffen am Herzen. Hier ließen sich Eingriffe von 71 Prozent der Krankenhäuser mit weniger als 186 Eingriffen ohne spürbar längere Anreisen verlagern. "Werden Operationen verlagert, hat dies nur einen geringfügigen Einfluss auf die Fahrzeiten. Dem stehen erwartbare Qualitätssteigerungen in der Behandlung gegenüber. Wo immer eine Verlagerung möglich ist, sollte sie daher erfolgen. Bei den Berechnungen wurde darauf geachtet, dass sich die Fahrzeit für niemanden auf mehr als 40 Minuten erhöht", sagt Landeschef Kindshofer.

Durch mehr Verlagerung zur Krankenhausstrukturreform

In Bayern sei das Verlagerungspotenzial hoch. Es sei problemlos möglich, durch Konzentration einzelner Leistungen in Kliniken mit hohen Fallzahlen und großer Expertise die Versorgungsqualität für die Patienten insgesamt zu erhöhen. "Patientensicherheit schlägt Wohnortnähe. Wo eine Verlagerung medizinisch vertretbar ist, sollte sie schon jetzt erfolgen, um für mehr Qualität in der Behandlung zu sorgen. Diese Leistungsverlagerungen und Schwerpunktbildung führen ganz automatisch zu einem qualitätsorientierten Umbau der Krankenhauslandschaft. Hierbei geht es nicht um den Abbau von Kapazitäten in kleineren, wenig spezialisierten Krankenhäusern. Sondern es geht um den Aufbau moderner und bedarfsgerechter Versorgungsstrukturen, die gleichzeitig die knappen finanziellen und personellen Ressourcen bündeln", so Kindshofer. Es sei im Sinne der Patienten, die Kliniken nach dem Grad ihrer Spezialisierung zu Grund-, Regel- sowie Maximal- und Spezialversorgern weiterzuentwickeln.

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