BARMER Forum 2025

Medizinische Versorgung im ländlichen Raum sichern

Lesedauer weniger als 3 Min

Deggendorf, 16. Juli 2025 - Die medizinische Versorgung im ländlichen Raum steht vor großen Herausforderungen. Um die Gesundheit und Lebensqualität der Bevölkerung auch in den kommenden Jahren sicherzustellen, ist es unerlässlich, die Strukturen und Angebote vor Ort nachhaltig weiterzuentwickeln. "Um die medizinische Versorgung im ländlichen Raum zu garantieren, braucht es gezielte Maßnahmen: Mehr Anreize für Ärztinnen und Ärzte, sich in ländlichen Gebieten niederzulassen, der Ausbau telemedizinischer Angebote sowie die bessere Vernetzung von Hausärzten, Fachärzten und Krankenhäusern," fordert Alfred Kindshofer, Landesgeschäftsführer der BARMER in Bayern. Wie dieser Umbau gelingen kann, diskutierten heute mehr als 110 Fachleute aus Politik, Wirtschaft und Gesundheitswesen beim diesjährigen 18. BARMER Forum an der TH Deggendorf.

Umbau der medizinischen Versorgung unumgänglich

Es werde immer schwieriger, die medizinische Versorgung im ländlichen Raum sicherzustellen. "Mehr als 36 Prozent der Hausärzte in Bayern sind über 60 Jahre alt und werden in absehbarer Zeit in den Ruhestand gehen. Junge Ärzte arbeiten häufiger in Teilzeit und streben seltener eine Praxisgründung an. Gleichzeitig wird die Bevölkerung immer älter, womit die Nachfrage nach medizinsicher Behandlung steigen wird", erläutert Kindshofer. Das mache einen Umbau der medizinischen Versorgung – speziell im ländlichen Raum – unumgänglich. Die Gesundheitsversorgung sei nur bedarfsgerecht zu gewährleisten, wenn sie künftig über ambulante und stationäre Sektorengrenzen hinweg geplant und vergütet werde und am Bedarf der Bevölkerung in der Region ausgerichtet werde. "Wir müssen Strukturen so verändern, dass Patientinnen und Patienten vor Ort weiterhin das bekommen, was sie tatsächlich benötigten", sagt Kindshofer

Bayerns Gesundheits-, Pflege- und Präventionsministerin Judith Gerlach betonte: "In Bayern ist die Gesundheitsversorgung aktuell flächendeckend gesichert – und wir tun viel dafür, dass das auch künftig so bleibt! Klar ist aber: Unser Gesundheitssystem steht vor immensen Herausforderungen: Der demografische Wandel, ein akuter Fachkräftemangel und die finanzielle Schieflage in der gesetzlichen Krankenversicherung gestalten die medizinische Versorgung insbesondere in ländlichen Regionen zunehmend schwierig. Wir müssen deshalb jetzt handeln und unser Gesundheitssystem effizienter aufstellen. Bayern hat bereits vielfältige Maßnahmen ergriffen, um dem Arztmangel auf dem Land entgegenzuwirken: Dazu zählen etwa die Landarztquote im Studium, die Landarztprämie, die Erhöhung der Medizinstudienplätze und Stipendienprogramme oder das Programm ‚Beste Landpartie Allgemeinmedizin‘. Ich bin außerdem überzeugt: Entbürokratisierung und Digitalisierung können entscheidend dazu beitragen, unser Gesundheitssystem fit für die Zukunft zu machen."

Gesundheitszentren fördern Zusammenarbeit von Ärzten, Kliniken und Therapeuten

"Wir müssen die Versorgung verstärkt über Anstellungsmöglichkeiten wie zum Beispiel medizinische Versorgungszentren sicherstellen", fordert Kindshofer. Das Aufbrechen sektoraler Grenzen sei gerade auf dem Lande unumgänglich. "Ländliche Krankenhäuser könnten sich zu Gesundheitszentren für die Primär und Langzeitversorgung weiterentwickeln. Das erhält Arbeitsplätze und schafft neue Möglichkeiten in der medizinischen Versorgung aber auch in der Pflege", betont Kindshofer. Regionale Versorgungsverbünde, das heißt Kooperationen von Kliniken, Ärzten verschiedener Fachrichtungen, Apotheken, Pflegediensten und Heilmittelerbringern, sind eine weitere Möglichkeit, die Patientenorientierung und Qualität in der Versorgung zu gewährleisten. Diagnostik und Therapie werden interdisziplinär und unter Einbeziehung sowohl ärztlicher als auch nichtärztlicher Heilberufe und sonstiger Gesundheitsfachberufe erbracht. "Zusammenarbeit für eine sinnvolle und hochwertige Versorgung der Patienten soll zur Selbstverständlichkeit werden."

Mehr Kompetenzen für nichtärztliche Gesundheitsberufe

Darüber hinaus sei es dringend erforderlich, dass nichtärztliche Gesundheitsberufe mehr Kompetenzen erhalten, damit die Versorgung auf breitere Schultern verteilt werden könne. Ein weiterer Baustein zur Sicherstellung der medizinischen Versorgung im ländlichen Raum ist die Digitalisierung. Durch Telemedizin kann die medizinische Expertise in den ländlichen Raum gebracht werden, ohne dass zwingend der Arzt vor Ort sein muss. Das bietet unter anderem die Möglichkeit, alternative Arbeitsmodelle für Ärzte wie z.B. Homeoffice zu etablieren. Genauso können durch eine telemonitorische Überwachung, bei der der Arzt die Daten des Patienten direkt vom Messgerät geliefert bekommt, viele Arztbesuche entbehrlich sein.

Kontakt für die Presse:

Stefani Meyer-Maricevic
Pressesprecherin Barmer Bayern
Telefon: 0800 33 30 04 25 1131
E-Mail: presse.by@barmer.de
www.x.com/BARMER_BY