München, 03. September 2025 – Störungen beim Spracherwerb und Mängel bei der altersgerechten Bewegungsfähigkeit haben bei Kindern in Bayern in den vergangenen Jahren zugenommen. Das belegen Daten des BARMER-Kinderatlas. Demnach wurde in Bayern im Jahr 2023 bei 13 Prozent der Sechs- bis Zwölfjährigen eine sogenannte Sprachentwicklungsstörung ärztlich dokumentiert. Das entspricht rund 115.500 Mädchen und Jungen. Im Jahr 2005 erhielten in Bayern noch rund 63.700 Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren eine entsprechende Diagnose, das sind rund sieben Prozent der Altersgruppe. Die Diagnoserate stieg folglich in Bayern zwischen den Jahren 2005 und 2023 um rund 81 Prozent. "Störungen beim Spracherwerb gehören zu den häufigsten Diagnosen bei Heranwachsenden. Sprachstörungen haben oft negative Folgen wie Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben oder Spannungen in sozialen Beziehungen", sagt Alfred Kindshofer, Landesgeschäftsführer der BARMER in Bayern. Kinder erlernten Sprache durch Nachahmen. Deshalb sei wichtig, dass Eltern viel mit ihrem Kind kommunizieren und einen altersgerechten Medienkonsum unterstützen.
Weder Hampelmann noch Purzelbaum
Auch der Anteil an Kindern mit motorischen Entwicklungsstörungen hat laut BARMER-Kinderatlas in Bayern zugenommen. Während im Jahr 2005 bei 2,9 Prozent der Sechs- bis Zwölfjährigen in Bayern entsprechende Defizite ärztlich diagnostiziert wurden, waren es im Jahr 2023 5,3 Prozent. Das entspricht einem Zuwachs von rund 82 Prozent. Die Zahl der betroffenen sechs- bis zwölfjährigen Kinder lag im Jahr 2023 in Bayern bei rund 47.000. "Zu den Ursachen für den Anstieg der motorischen Entwicklungsstörungen zählt der zunehmende Bewegungsmangel unter Heranwachsenden. Gut entwickelte motorische Fähigkeiten sind aber wichtig für Schule und Alltag, weshalb Eltern und Erziehende ihre Kinder schon von klein auf zu vielfältigen grob- und feinmotorischen Bewegungsabläufen motivieren sollten", sagt Kindshofer. Viele Kinder könnten heute weder Hampelmann noch Purzelbaum. Eltern mit Kindern, die schlecht das Gleichgewicht halten, oft Sachen fallen lassen oder im Vergleich zu Gleichaltrigen unbeholfen wirken, sollten das Gespräch mit einer Kinderärztin oder einem Kinderarzt suchen.
Kein signifikanter Anstieg während der Corona-Pandemie sichtbar
In Bayern ist der Anteil der Kinder mit Sprachentwicklungsstörungen an der Altersgruppe von sechs bis zwölf Jahren zwischen 2019 und 2021 zunächst um rund 0,3 Prozentpunkte auf 12,4 Prozent zurückgegangen. Im Jahr 2022 kam es in Bayern dann zu einem Anstieg von rund 0,7 Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr. Im Jahr 2023 lag der Anteil dann wieder bei rund 13 Prozent und damit leicht über dem Niveau von 2019. Bei den motorischen Störungen gab es keine signifikanten Veränderungen zwischen den Jahren 2019 und 2022. "Wir sehen in den Daten eine langfristige Zunahme mit kleineren Schwankungen bei den umschriebenen Entwicklungsstörungen. Es ist nun wichtig, dass ein besonderes Augenmerk auf die gesunde Entwicklung aller Kinder gelegt wird", so Kindshofer.
Hintergrund
Datenquelle sind Abrechnungsdaten der BARMER aus den Jahren 2005–2023. Sie wurden standardisiert bzw. hochgerechnet, basierend auf Angaben des Statistischen Bundesamtes zur Bevölkerung in Bundesländern nach Geschlecht und Ein-Jahres-Altersgruppen im jeweiligen Jahr. Durch die Hochrechnung und Standardisierung erhalten die Daten Bevölkerungsrepräsentativität über das Maß reiner Abrechnungsdaten hinaus.