STANDORTinfo für Baden-Württemberg

Millionen schmerzt der Kopf

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Barmer Arztreport 2017

Kopfschmerzen plagen immer mehr junge Erwachsene, das geht aus dem aktuellen Barmer Arztreport hervor. Demnach waren 2015 1,3 Millionen 18– bis 27-Jährige von einem ärztlich diagnostizierten Pochen, Klopfen und Stechen im Kopf betroffen, 400.000 mehr als noch im Jahr 2005. Die Ursachen sind offen, doch vermutlich nimmt der Druck auf die jungen Leute stetig zu.

Südwesten: Weniger Betroffene als im Bundesdurchschnitt

In Baden-Württemberg liegt die Betroffenenquote bei rund 13 Prozent, fast 180.000 junge Menschen leiden demnach unter ärztlich diagnostizierten Kopfschmerzen. Die meisten Kopfschmerzpatienten weisen im Südwesten der Neckar-Odenwald-Kreis und Mannheim aus. In Mannheim sind 16,3 Prozent, im Neckar-Odenwald-Kreis fast 17 Prozent der 18– bis 27-Jährigen betroffen. „Die Dunkelziffer dürfte weitaus höher sein“, sagt Barmer Landeschef Winfried Plötze. Denn junge Menschen gehen tendenziell seltener zum Arzt.

Ein Mann mit Glatze, Brille und Anzug lächelt in die Kamera

Winfried Plötze, Landesgeschäftsführer der BARMER in Baden-Württemberg

Plötze: „Deshalb versuchen wir, sie auf anderen Wegen zu erreichen, etwa durch unser Präventionsprogramm „Aktion Mütze“, das sich an Schüler der Jahrgangsstufe sieben richtet.“ Das Projekt zielt darauf ab, den Alltag von Kindern so zu gestalten, dass Kopfschmerzen möglichst wenig auftreten oder ganz vermieden werden. Schulen, Eltern und Kinder werden dafür für das Thema sensibilisiert. Daran schließt die von der Barmer unterstützte Aktion „KopfHoch!“ an. Sie richte sich an Studierende und soll ihnen helfen, Kopfschmerzattacken künftig deutlich zu reduzieren.

Besorgnis erregender Tablettenkonsum bei Kindern

Nach einer repräsentativen Umfrage der Barmer nehmen bereits 40 Prozent der Kinder und Jugendlichen zwischen neun und 19 Jahren Medikamente ein, wenn sie Kopfschmerzen haben. 42 Prozent bekämpften den Schmerz sogar jedes Mal mit Arzneimitteln. Alarmierend ist laut Barmer Arztreport auch die Verordnungsrate von Migränemitteln. Diese ist bei den 18- bis 27-Jährigen in der Zeit von 2005 bis 2015 um 58 Prozent gestiegen. Über alle Altersklassen hinweg betrachtet gab es lediglich einen Anstieg um 9,9 Prozent. Als Migränemittel wurden fast ausschließlich Mittel aus der Substanzgruppe der Triptane, vor allem Sumatriptan, verordnet. Sie gelten als Wundermittel für Migräne-Patienten, haben jedoch unerfreuliche Nebenwirkungen, nämlich Kopfschmerzen. „Die Dosis macht das Gift“, sagt Plötze. Wer immer wieder zu Medikamenten greift, um Kopfschmerzen los zu werden, landet im schlimmsten Fall in einem Teufelskreis aus Tablettenkonsum und Dauerkopfschmerzen.

Kopfschmerzprävention via App

Erfolgsversprechend in Sachen Kopfschmerzprävention ist eine von der Barmer geförderte Migräne- und Kopfschmerz-App. Die App ‚“M-sense“ ist ein digitaler Assistent für Menschen mit Kopfschmerzen. Sie macht die individuellen Ursachen aus und analysiert den Verlauf von Migräne und Spannungskopfschmerzen. Diese Dokumentationen können dem behandelnden Arzt eine wichtige Hilfe bei der Therapie sein. Nicht zufällig ist ‚M-sense die einzige App zur Kopfschmerzprävention, die auf dem deutschen Markt als Medizinprodukt zertifiziert ist. Gemeinsam mit der Telekom wird in Kürze ein Pilotprojekt gestartet, um die App weiterzuentwickeln. Betroffene Telekom-Mitarbeiter würden dabei neue Funktionen von „M-sense“ wie die therapeutische und präventive Begleitung testen.