Neuer Selektivvertrag der Barmer in Baden-Württemberg

Telemedizinische Beratung für Menschen mit Typ-1-Diabetes

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Die Barmer hat einen Selektivvertrag mit der Diabetesklinik Bad Mergentheim geschlossen. Das Ziel der Kooperation ist, bei der Einstellung des sogenannten AID-Systems einen Krankenhausaufenthalt zu verkürzen oder gar zu vermeiden. Ein innovatives Pilotprojekt, das es so bisher nicht gibt.

A-I-D, diese drei Buchstaben stehen für automatisierte Insulindosierung. Sogenannte AID-Systeme übernehmen bei Typ-1-Diabetikern die Funktion der Bauchspeicheldrüse. Ein Sensor misst regelmäßig den Glukosewert, auf dem basierend ein Algorithmus den Insulinbedarf berechnet, der dann über eine Pumpe injiziert wird. Menschen mit Diabetes müssen im Umgang mit ihrem AID-System geschult werden. Zudem kann es sein, dass die Einstellungen an einem bereits genutzten System korrigiert werden müssen. Weil für beides viel interdisziplinäre Expertise gefragt ist, ist oft ein stationärer Aufenthalt notwendig. Bis jetzt.

Klinikaufenthalt wird im Idealfall vermieden

Die Barmer hat mit der Diabetesklinik Bad Mergentheim einen Selektivvertrag zur telemedizinischen Betreuung von Menschen mit Typ-1-Diabetes geschlossen, bei denen eine Erst- oder Korrektureinstellung des AID-Systems notwendig ist.

Ein Mann mit Brille schaut in die Kamera.

Tobias Weigel, Vertragsreferent Selektivverträge und Kollektivverträge BARMER Landesvertretung Baden-Württemberg

"Vor der Einstellung des AID-Systems erfolgt eine telemedizinische Diagnostik. Danach werden die Patientinnen und Patienten entweder für eine kürzere Dauer als bisher in die Klinik aufgenommen. Oder, und das ist der Idealfall, der Krankenhausaufenthalt entfällt komplett und die gesamte Einstellung des AID-Systems und die Betreuung der Patientinnen und Patienten erfolgt rein telemedizinisch", erklärt Tobias Weigel, Referent für Selektiv- und Kollektivverträge in der Barmer Landesvertretung in Baden-Württemberg. Der große Vorteil dabei sei, dass das System auf diese Weise direkt unter häuslichen Bedingungen getestet werden könne.

Eine Überweisung des Diabetologen reicht aus

Barmer-Versicherte mit Typ-1-Diabetes, bei denen eine Neu- oder Korrektureinstellung des AID-Systems notwendig ist, benötigen eine stationäre Überweisung ihres Diabetologen in die Diabetesklinik Bad Mergentheim. Die Klinik prüft, ob alle notwendigen Voraussetzungen für das telemedizinische Angebot erfüllt werden und keine Ausschlusskriterien vorliegen. "In manchen Fällen kann es sein, dass sich der stationäre Aufenthalt nicht vermeiden lässt. Zum Beispiel, wenn akute Hyper- oder Hypoglykämien im Vordergrund stehen oder andere Begleit- oder Folgeerkrankungen behandelt werden müssen", erklärt Dr. Astrid Tombek, Diabetesberaterin DDG und Prozessmanagerin der Diabetesklinik Bad Mergentheim. Wenn aber nach der Prüfung nichts gegen die telemedizinische Versorgung spreche, dann könnten sich die Barmer-Versicherten in den Vertrag einschreiben.

Eine Frau mit Brille und Schal lächelt in die Kamera.

Dr. Astrid Tombek, Diabetesberaterin DDG und Prozessmanagerin der Diabetesklinik Bad Mergentheim

Alle können profitieren

Ein vergleichbares Projekt zur telemedizinischen Betreuung von Typ-1-Diabetikern gibt es laut Tobias Weigel bisher nicht. Deshalb gehe es im Rahmen dieses innovativen Selektivvertrags auch darum, Erfahrungen zu sammeln. Profitieren könnten alle. "Für unsere Versicherten kann sich der Klinikaufenthalt verkürzen. Wenn die telemedizinische Betreuung nicht infrage kommt, dann werden die Patientinnen und Patienten wie gehabt stationär aufgenommen. Unser Vertrag birgt für sie also kein Risiko, nur Chancen", so Tobias Weigel. Der Klinik stehen die freigewordenen Betten für andere Diabetespatienten zur Verfügung. "Die Zahl der Menschen mit Diabetes steigt Jahr für Jahr. Für einen Aufenthalt bei uns gibt es eine Warteliste. Wir hoffen, dass wir durch die telemedizinische Behandlung die Wartezeit für die Patientinnen und Patienten mit einem dringenden stationären Versorgungsbedarf verkürzen können", sagt Dr. Astrid Tombek. Und ja, für die Barmer ist die telemedizinische Behandlung günstiger als ein kompletter stationärer Aufenthalt. Weigel: "Die Ausgaben der Krankenkassen steigen permanent, und das Geld dafür müssen die Versicherten aufbringen. Es ist nicht unredlich, wenn wir innovative Möglichkeiten nutzen, um die Versorgung unserer Versicherten zu verbessern und dabei Geld sparen. Es ist sogar geboten, solche Wege zu gehen, um unser Gesundheitssystem effizienter zur machen."