Barmer-Jugendumfrage 2024/2025

Jugendliche im Ländle sind zunehmend unzufrieden

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Seit dem Jahr 2021 interviewt das Sinus-Institut im Auftrag der Barmer 2.000 Kinder und Jugendliche in ganz Deutschland. Neben Fragen zu Gesundheit und Prävention geht es auch darum, herauszufinden, wie die 14- bis 17-Jährigen ihren Alltag erleben. An welchen Werten orientieren sie sich, und wie nehmen sie die Verhältnisse in Deutschland und in der Welt wahr? Offensichtlich mit wachsender Sorge. Krieg und Extremismus machen immer mehr von ihnen Angst. Und unter all dem leidet die Zufriedenheit der Jungen und Mädchen.

Unter den baden-württembergischen Jugendlichen scheint sich die Stimmung getrübt zu haben. Zwar sind 72 Prozent und damit die Mehrheit der 14- bis 17-Jährigen mit ihrem Leben zufrieden. Ein Jahr zuvor hatten das aber noch fast 83 Prozent behauptet. Das geht aus der repräsentativen Barmer-Jugendumfrage 2024/2025 hervor, für die bundesweit rund 2.000 Jugendliche befragt wurden, davon 300 aus Baden-Württemberg. Nur 33 Prozent der befragten Jungen und Mädchen blicken hierzulande optimistisch in die globale Zukunft. Bei der vorhergegangenen Erhebung waren es noch 39,4 Prozent. "Die Befragungsergebnisse sind für mich kein Widerspruch. Zwar sagt die Mehrheit der Heranwachsenden aus Baden-Württemberg, dass es ihnen momentan gut geht. Aber gleichzeitig scheint aufgrund der vielen Krisen die Zuversicht auf ein schönes Leben in der Zukunft zu schwinden", sagt Dirk Weller. Er ist Diplom-Psychologe und bei der Barmer verantwortlich für die Jugendstudie.

Ein Mann mit Bart, Sakko und Rollkragenpullover schaut in die Kamera.

Dirk Weller, Diplom-Psychologe der Barmer

Krieg, Populismus und Extremismus machen Angst

So hat die Angst vor Krieg deutlich zugenommen. In Baden-Württemberg gaben 63 Prozent der befragten 14- bis 17-Jährigen an, dass sie sich deswegen sehr große Sorgen machen würden. In der vorhergegangenen Befragung lag dieser Wert bei 53 Prozent. Zum ersten Mal wurde in der Barmer-Jugendumfrage ermittelt, welche Rolle politischer Populismus und Extremismus beim Blick in die Zukunft spielen. Demnach machen sich bei uns 44 Prozent der Jugendlichen sehr große Sorgen wegen Trends wie der Spaltung unserer Gesellschaft, Demokratiefeindlichkeit und Intoleranz. Das sind zwei Prozentpunkte mehr als im Bundesdurchschnitt.  

Ökologische Themen verlieren an Bedeutung

Auffällig ist, dass in Baden-Württemberg der Anteil derjenigen leicht gesunken ist, die sich wegen Umweltverschmutzung, Klimawandel und Artensterben große Sorgen machen. "Krieg, Populismus und Extremismus waren in den letzten Jahren die beherrschenden Themen in den Medien. Das kann dazu führen, dass die Jugendlichen befürchten, davon unmittelbarer bedroht zu sein als von den Folgen von Umweltverschmutzung und Klimawandel", sagt Dirk Weller. Das sei im Jahr 2021 noch etwas anders gewesen. Nach der Flutkatastrophe im Ahrtal hätten mehr als 37,8 Prozent der Jugendlichen in Baden-Württemberg gesagt, dass ihnen der Klimawandel sehr große oder ausgesprochen große Angst mache. Laut der aktuellen Umfrage ist dieser Wert auf 32 Prozent gesunken. Weller: "Das bedeutet aber auch, dass der Klimawandel nach wie vor für jeden Dritten eine substanzielle psychische Belastung bleibt."

Weitere Ergebnisse aus der BARMER-Jugendumfrage