Seit dem Jahr 2019 kommt der soziapolitische Beirat der Barmer Landesvertretung regelmäßig zusammen, um sich über aktuelle gesundheitspolitische Themen auszutauschen. Besetzt ist er mit Expertinnen und Experten aus dem baden-württembergischen Gesundheitswesen sowie Mitgliedern des Verwaltungsrates und der Barmer Landesvertretung Baden-Württemberg. "Uns Verwaltungsratsmitgliedern ist wichtig, dass wir nicht im Elfenbeinturm sitzen. Wir möchten wissen, was sich im Land tut und wo in der Praxis der Schuh drückt. Deshalb laden wir zu unserem Treffen Gäste ein, die darüber berichten können", sagt Thomas Auerbach, Mitglied im Verwaltungsrat und sozialpolitischen Beirat der Barmer in Baden-Württemberg.
Der aktuelle Austausch stand inhaltlich im Zeichen der Coronapandemie. Dr. Karlin Stark, Leiterin des Ludwigsburger Gesundheitsamtes, berichtete aus der Perspektive des Öffentlichen Gesundheitsdienstes. "Der öffentliche Gesundheitsdienst ist seit Jahren auf Kante genäht, selbst für die Bewältigung des Alltagsgeschäfts reicht das Personal in den Gesundheitsämtern nicht aus. In der Pandemie rächt sich das nun doppelt und dreifach", so Stark. Über die Rolle der niedergelassenen Ärzte in der Pandemiebekämpfung sprach Dr. Norbert Metke, Vorsitzender des Vorstands der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg.
"Der Weg raus aus der Pandemie führt nur über das Impfen, und hier müssen die niedergelassenen Ärzte endlich einbezogen werden", forderte Metke. Marc Lippe, Bezirksgeschäftsführer der Malteser in Nürtingen, gewährte einen Einblick in die Arbeit der katholischen Hilfsorganisation. "Wir sind politisch sehr getrieben. Alleine im Landkreis Esslingen haben wir 100.000 PCR-Tests durchgeführt, wir haben alle Pflegeheime durchgeimpft, jetzt sollen wir die Schülerinnen und Schüler regelmäßig testen, alleine 4.000 in Nürtingen. Aber wir kommen an unsere Grenzen. Deshalb setzen wir jetzt auf Hilfe zur Selbsthilfe. Gemeinsam mit anderen Hilfsorganisationen bilden wir im ganzen Land die Lehrkräfte im betreuten testen aus. Dann können sich alle Schülerinnen und Schüler wöchentlich selbst testen", so Lippe. Zusätzlich könnten die Schulsanitätsdienste bei den Selbsttests Hilfestellung leisten.
Stärkere Einbindung der Kommunalpolitik geplant
Die Barmer bietet mit dem sozialpolitischen Beirat einen Rahmen, in dem Experten und Akteure aus verschiedenen Bereichen des Gesundheitswesens offen diskutieren können. In dieser Runde wird auch beleuchtet, wie alltagstauglich die Beschlüsse der Politik sind – oder eben nicht. "Wir möchten aber noch mehr mit als über die Politik reden. Deshalb werden wir den sozialpolitischen Beirat weiterentwickeln", sagt Thomas Auerbach. In Zukunft sollen Vertreter aus der Kommunalpolitik mit an den Tisch geholt werden. Auerbach: "Versorgung und Pflege finden immer im lokalen Kontext statt. Gerade die Pandemie hat gezeigt, dass mit innovativen und engagierten Ideen vor Ort viel bewegt werden kann. Als Verwaltungsräte haben wir deshalb ein hohes Interesse daran, mit Oberbürgermeistern, Bürgermeistern und Gemeinderäten über pfiffige Ideen für die Zukunft zu sprechen."
Wer sich aus der Kommunalpolitik angesprochen fühlt und sein Thema in den sozialpolitischen Beirat der Barmer Baden-Württemberg einbringen möchte, kann sich bei Enes Baskal, Politikreferent der Barmer Baden-Württemberg, melden.