Wer einen Unfall oder Herzinfarkt hat, braucht schnell die richtige medizinische Behandlung. Ob er die erhält, scheint bisweilen Glückssache zu sein. "Nur 71 Prozent der Traumapatienten kommen in die richtige Klinik, bei den Herzinfarkt-Patienten sind es nur 64 Prozent. Da hoffe ich, dass ich im Notfall nicht zu den rund 30 Prozent gehöre, die leider im falschen Krankenhaus landen", so Barmer Landesgeschäftsführer Winfried Plötze beim Forum Notfallversorgung in Heilbronn. Dazu hatte die Barmer gemeinsam mit dem Vorsitzenden des baden-württembergischen Sozialausschusses, Rainer Hinderer (SPD), eingeladen. Denn das Thema Notfallversorgung verfügt über Verwirrungspotenzial. Es beginnt mit der Frage, was überhaupt ein medizinischer Notfall ist und was nicht. Und was ist in einem Notfall zu tun? Fährt man gleich ins Krankenhaus oder ruft man jemanden an? Wenn ja, die 112 oder die 116 117? 80 Prozent der Patienten stellen sich die letzte Frage schon gar nicht mehr, weil sie die Telefonnummer 116 117 überhaupt nicht kennen.
Auffangbecken Notaufnahme
Ungebrochen scheint der Trend, auch bei Bagatellerkrankungen in die Klinik zu fahren. Schätzungsweise 30 Prozent der Patienten dort sind keine Notfälle. Dr. Martin Uellner, Sprecher der Ärzteschaft Heilbronn, warb dafür, außerhalb der Sprechstundenzeiten die Praxis der Kassenärztlichen Vereinigung am Heilbronner SLK-Klinikum aufzusuchen. Dort gebe es noch Kapazitäten.
Zehn-Minuten-Frist wird nicht eingehalten
Ein politisches Dauerbrennerthema wurde in Heilbronn auch diskutiert: das Einhalten der Hilfsfrist. Jener Zeit, innerhalb der die Rettungskräfte am Einsatzort eintreffen müssen. "Die Zehn-Minuten-Frist wird in keinem der 34 Rettungsdienstbezirke im Land eingehalten", sagte Rainer Hinderer. Markus Stahl, Rettungsdienstleiter des DRK Heilbronn, ergänzte, dass ein Notarzt im Bezirk Heilbronn in über 90 Prozent der Fälle am Unfallort sei. Dass die Besatzung im Rettungswagen aber nicht wisse, welche Klinik sie anschließend anfahren müssen, konnte Stahl nicht bestätigen. Allerdings räumte er ein, dass es durch die Umstellung vom Rettungsassistenten auf den Notfallsanitäter momentan große Personalprobleme gebe.