Die Barmer Baden-Württemberg plädiert für einen bewussteren Umgang mit Blutkonserven. "Eine Transfusion ist bei all ihren Vorteilen immer mit Risiken für den Empfänger verbunden. Bedingt durch den demografischen Wandel werden weniger Blutspender mehr Empfängern von Fremdblut gegenüberstehen. Daher sollte mit den Ressourcen Eigenblut und Fremdblut schonend umgegangen werden", sagt Barmer Landesgeschäftsführer Winfried Plötze. Erreicht werden könne dies durch die Einführung des sogenannten Patient Blood Managements, einem speziellen Behandlungskonzept, mit dem Blutverluste und Bluttransfusionen bei Krankenhausbehandlungen reduziert werden können. Das gelinge durch die Anwendung blutsparender Operationstechniken, durch einen rationalen Umgang mit Blutkonserven sowie der Diagnose und Behandlung einer Blutarmut (Anämie) vor einem geplanten Eingriff. Studien hätten gezeigt, dass das Patient Blood Management zu einer höheren Patientensicherheit führe.
Patient Blood Management ist eine Win-win-Situation
Blutarmut sei weit verbreitet, schätzungsweise ein Viertel der Weltbevölkerung sei davon betroffen. Eine unbehandelte Anämie gelte laut Barmer-Krankenhausreport als Risikofaktor für das Auftreten von Komplikationen bei Operationen sowie als Hauptgrund für eine Bluttransfusion. Zudem sei die Sterblichkeit nach einer Operation erhöht, wenn eine Blutarmut vorliege. In Baden-Württemberg leiden nach Auswertung der Barmer mehr als 240.000 Menschen unter einer Blutarmut, die durch Eisenmangel verursacht werde. Diese Form der Anämie könne durch die Gabe von Eisenpräparaten vergleichsweise einfach behandelt und eine Bluttransfusion dadurch häufig vermieden werden. Genau das passiere beim Patient Blood Management.
"Das Patient Blood Management bringt Vorteile für die Patienten und die Klinik. Durch die Behandlung einer Blutarmut vor einer Operation konnten wir die Komplikationsrate senken und die Lebensqualität der Patienten steigern. Gleichzeitig vermeiden wir die Gabe von unnötigen Blutkonserven", so Prof. Christoph Wiesenack, Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Anästhesiologischen Klinik des Evangelischen Diakoniekrankenhauses in Freiburg. Das Evangelische Diakoniekrankenhaus und das Ortenau Klinikum in Offenburg sind zwei von 21 deutschen Krankenhäusern, die sich dem Patient Blood Management-Netzwerk angeschlossen haben. "Patient-Blood Management ist eine Win-win-Situation für Patienten und Kliniken, da mehr Patienten eine ursachengerechte Therapie der Blutarmut erhalten und somit das Behandlungsergebnis verbessert wird", sagt Dr. Josef Thoma, Oberarzt am Ortenau Klinikum Offenburg-Kehl.
Deutschland ist Weltmeister im Blutverbrauchen
Im Ausland wird das Patient Blood-Management bereits flächendeckend erfolgreich angewendet, etwa in Australien und in den Niederlanden. Bei unseren europäischen Nachbarn liegt der Pro-Kopf-Verbrauch von Blutkonserven laut Barmer-Krankenhausreport bei 24 Transfusionseinheiten je 1000 Einwohner. Deutschland kommt auf rund 39 Einheiten. Würde Deutschland das niederländische Niveau erreichen, dann könnte innerhalb eines Jahres die Gabe von 1,2 Millionen Transfusionseinheiten vermieden werden. Und das bei einer gesteigerten Patientensicherheit.
Weitere Informationen zum Patient Blood Management finden Sie auf den Webseiten des PBM-Netzwerkes, des ORTENAU KLINIKUMS Offenburg-Kehl, des Evangelischen Diakoniekrankenhauses in Freiburg und im Barmer-Krankenhausreport 2019.