Barmer Gesundheitsreport 2016
Bluthochdruck, Rückenschmerzen und Depressionen machen sich schon bei Berufseinsteigern bemerkbar. Das geht aus dem aktuellen Gesundheitsreport der Barmer hervor, für den die Arzneimittelverordnungen, Diagnosen und Krankschreibungen der 16- bis 30-Jährigen untersucht wurden. So leiden schon 36 Prozent dieser Altersgruppe an Muskel-Skelett-Erkrankungen, 16 Prozent schmerzt explizit der Rücken. Knapp ein Viertel der 16- bis 30-Jährigen bekam mindestens einmal eine psychische Erkrankung diagnostiziert.
Wir müssen Ursachenforschung betreiben und uns fragen: was macht die jungen Menschen krank?
Winfried Plötze, Landesgeschäftsführer Barmer Baden-Württemberg
Der Report der Barmer zeigt auch Unterschiede zwischen Studierenden und jungen Berufstätigen auf. Akademiker leiden häufiger unter psychischen Problemen, junge Arbeitnehmer haben eher körperliche Beschwerden. "Viele Unternehmen unterschätzen die gesundheitlichen Probleme ihrer jungen Mitarbeiter, da die Älteren in der Regel länger krankheitsbedingt ausfallen. Doch Diagnosen wie Bluthochdruck und Rückenschmerzen, die wir schon heute bei den Jungen feststellen, können in einigen Jahren ernsthafte Folgeerkrankungen mit langen Fehlzeiten verursachen," sagt der Landesgeschäftsführer der Barmer Baden-Württemberg, Winfried Plötze.
Nahe am Herzinfarkt: kardiovaskuläre Risikofaktoren
Adipositas und Bluthochdruck sind kardiovaskuläre Risikofaktoren, das heißt sie erhöhen mittelfristig das Herzinfarktrisiko. 4,5 Prozent der jungen Erwerbspersonen sind adipös, also krankhaft übergewichtig, Bluthochdruck wurde bei 2,95 Prozent festgestellt, junge Erwerbstätige sind hiervon merklich häufiger betroffen als Studierende.
Depressionen treten vor allem bei älteren Studierenden auf
Psychische und Verhaltensstörungen betreffen insgesamt fast ein Viertel der betrachteten Population, rund sechs Prozent der jungen Erwerbstätigen sind depressiv. Mit zunehmenden Alter steigt die Diagnoserate, ältere Studierende sind häufiger von Depressionen betroffen als junge Arbeitnehmer. Unklar ist, ob ein Studium im fortgeschrittenen Alter Ursache oder Folge der Depression ist.
Auffällig ist, dass die ab 1990 Geborenen, die "Generation Z", von gesundheitlichen Beschwerden tendenziell weniger betroffen sind als die 30-Jährigen. Prof. Dr. Christian Scholz von der Universität des Saarlandes führt das auf das gesteigerte Gesundheitsbewusstsein der Generation Z zurück, die durch ihren Lebensstil Stress zum Teil kompensieren kann. Unternehmen könnten sich dieses Verhalten zunutze machen.
Die „Generation Z“ als Chance für die Betriebe
Die Generation Z hat ein positives Verhältnis zur eigenen Gesundheit und kann das im Betrieb leben und weitergeben.
Prof. Dr. Christian Scholz, Universität des Saarlandes
Unsere Arbeitswelt ist geprägt von Stress und Überforderung. Hier tritt die "Generation Z" als vielversprechender Akteur auf, denn die ab 1990 Geborenen trennen klar zwischen Beruf- und Privatleben, gehen aber dennoch in beidem auf, nutzen Zeit effektiver, um so Stress zu reduzieren und die Lebensqualität zu erhöhen. "Die Generation Z kann als ein unbewusstes, automatisches betriebliches Gesundheitsmanagement betrachtet werden", so Prof. Dr.Christian Scholz. Doch statt das zu nutzen orientiert sich die Industrie 4.0 noch an der Generation Y, setzt auf Großraumbüros, Desksharing und Vertrauensarbeitszeit – was die Generation Z ablehnt. "Im Sinne der Nachhaltigkeit ist es aber unausweichlich, sich mit den Bedürfnissen der Generation Z auseinanderzusetzen, und letztlich auch vielversprechend. Denn sie hat ein positives Verhältnis zur eigenen Gesundheit und kann das im Betrieb leben und weitergeben."