STANDORTinfo - Der Newsletter der BARMER Landesvertretung Baden-Württemberg

Innovationsfondsprojekt GeMuKi beendet

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Das Präventionsprojekt "GeMuKi  - Gemeinsam gesund: Vorsorge plus für Mutter und Kind" wurde von 2017 bis 2022 als kontrollierte Interventionsstudie in zehn Regionen Baden-Württembergs durchgeführt und vom Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschuss gefördert. Ziele des Projekts waren die Förderung der Gesundheit in den ersten 1.000 Tagen eines Kindes, die Stärkung der Gesundheitskompetenz werdender Mütter, die Reduktion des Übergewichts- und Adipositasrisikos bei Mutter und Kind sowie eine verbesserte Zusammenarbeit von Ärztinnen, Ärzten und Hebammen. 

Viele werdende Mütter wissen nicht, dass von einer übermäßigen Gewichtszunahme während der Schwangerschaft ebenso Risiken ausgehen können wie vom Nikotin- oder Alkoholkonsum. Daraus resultiert, dass die Frauen besser über dieses Thema informiert werden müssen. Das ist eine erste Erkenntnis des jetzt beendeten Innovationsfondsprojekts "GeMuKi - Gemeinsam gesund: Vorsorge plus für Mutter und Kind". In der Studie wurde untersucht, ob sich die Ernährung und der Lebensstil von Schwangeren und damit auch deren Gewichtszunahme positiv beeinflussen lassen. Dafür erhielten fast 1.500 Frauen aus Baden-Württemberg während der Schwangerschaft und im ersten Jahr nach der Geburt elf zusätzliche Beratungen bei Frauenärztinnen und -ärzten, Hebammen und Pädiatern. Von ihnen wurden die Teilnehmerinnen umfassend über Ernährung und Bewegung während der Schwangerschaft und Stillzeit, über den Umgang mit Genussmitteln, eine angemessene Gewichtsentwicklung sowie über die Ernährung von Säuglingen informiert. Außerdem setzten sich die Teilnehmerinnen individuelle Gesundheitsziele. Dabei wurden sie durch eine App unterstützt, die an das Ziel erinnerte und Informationen und Anregungen für einen gesunden Lebensstil lieferte. 

Prävention beginnt schon vor der Geburt

Ein Mann mit Brille, Glatze, Anzug und Krawatte sitzt in einem Sessel und spricht zu einer anderen Person.

Winfried Plötze, Landesgeschäftsführer der BARMER in Baden-Württemberg

Geleitet wurde GeMuKi von der Plattform für Ernährung und Bewegung in Berlin. Die Barmer war Konsortialpartner des Projekts. "Die Grundlage für ein gesundes Aufwachsen wird bereits im Mutterleib gelegt. Denn der Lebensstil der Schwangeren beeinflusst auch die Gesundheit und die spätere Entwicklung des Babys. Kinder von Müttern, die während der Schwangerschaft übermäßig zunehmen, sind später häufig übergewichtig und sie haben unter anderem ein höheres Diabetesrisiko", so Barmer Landesgeschäftsführer Winfried Plötze bei der offiziellen GeMuKi-Abschlussveranstaltung in Berlin. Die ersten 1000 Tage, vom Zeitpunkt der Empfängnis bis zum Ende des zweiten Lebensjahres, seien prägend für die Gesundheit. Deshalb sei es richtig und wichtig, dass sich das Innovationsfondsprojekt mit der Gesundheitsföderung von Schwangeren und jungen Müttern beschäftigt habe. 

Mehr als die Hälfte der Frauen nimmt während der Schwangerschaft übermäßig an Gewicht zu. Das steigert das Risiko für Schwangerschaftsdiabetes und Komplikationen bei der Geburt. Das unterstreicht den Handlungs- und Informationsbedarf. "Die Vorsorge in der Schwangerschaft darf sich nicht nur auf die medizinische Untersuchung reduzieren, da lebensstilbedingte Faktoren großen Einfluss auf die Gesundheit von Mutter und Kind haben. Es sollte auch eine präventive Beratung eingeplant werden. Die Vorsorgeuntersuchungen bieten dafür das ideale Setting. Es wäre wünschenswert, weitere Gesundheitsberufe einzubeziehen", sagt Dr. Anne-Madeleine Bau, Projektleiterin von GeMuKi. Zudem solle die Aufklärung der Frauen auch durch eine gezielte Öffentlichkeitsarbeit unterstützt werden. 

Zusammenarbeit von Medizinern und Hebammen stärken

Im Idealfall erhalten die Frauen aber nicht nur von den Ärztinnen und Ärzten, sondern auch von den Hebammen Informationen über einen gesunden Lebensstil während und nach der Schwangerschaft. Das würde dazu beitragen, dass sie die Empfehlungen auch tatsächlich umsetzen. In der Praxis sei das aber nur selten der Fall. Die Zusammenarbeit von Hebammen, Ärztinnen und Ärzten scheitere nicht zuletzt aufgrund von berufspolitischen oder rechtlichen Konflikten wie dem ärztlichen Delegationsvorbehalt. "Rechtliche Hindernisse und Standesdenken sollten nicht zu Lasten schwangerer Frauen gehen, die das Recht und den Wunsch auf eine Schwangerschaftsvorsorge durch Ärztinnen und Hebammen haben. Es ist wichtig, dass alle beteiligten Berufsgruppen einheitliche Botschaften an die Frauen vermitteln", so die stellvertretene Verwaltungsratsvorsitzende der Barmer, Ulrike Hauffe. Auch das Nationale Gesundheitsziel "Gesundheit rund um die Geburt" verlange eine bessere Zusammenarbeit. Zudem plädierte sie dafür, dass werdenden Mütter verpflichtend über das Stillen und dessen Vorteile für die Gesundheit des Babys und der Mutter informiert werden.