Kinder halten gesund, Arbeitslosigkeit macht krank und prekäre Beschäftigungsverhältnisse gehen mit einem prekären Gesundheitszustand einher. Das sind Erkenntnisse aus dem diesjährigen Barmer Gesundheitsreport. Der Report baut auf einer Studie zur Lebensqualität und Zufriedenheit von Berufstätigen auf, welche die Universität St. Gallen letztes Jahr im Auftrag der Barmer erstellt hatte. „Natürlich wird die Lebenszufriedenheit nicht in den Routinedaten einer Krankenkasse abgebildet. Aber wir wissen aus der vorhergegangenen Studie, dass zum Beispiel der sozioökonomische Status Einfluss auf unsere Lebenszufriedenheit hat. Und dazu finden sich sehr wohl Hinweise in unseren Routinedaten“, erklärt Barmer Landesgeschäftsführer Winfried Plötze.
Berufstätige mit Kindern sind gesünder und leben länger
So kommt der Gesundheitsreport zu dem Ergebnis, dass Berufstätige mit Kindern gesünder sind, weniger Arzneimittel nehmen und länger leben. Auch Männer mit Familie sind weniger psychisch belastet und leben länger. Die Schulbildung spielt ebenfalls eine entscheidende Rolle, wenn es um die Gesundheit geht. Plötze: „Je höher die Bildung, desto gesünder sind die Menschen.“ So ist der Krankenstand bei Berufstätigen ohne Schulabschluss am höchsten.
Prekäre Beschäftigung = prekäre Gesundheit
Arbeitnehmer in Leiharbeit und befristeten Beschäftigungsverhältnissen leiden stärker an psychischen Erkrankungen als ihre Kollegen in normalen Arbeitsverhältnissen. Die Krankenstände wegen psychischen Störungen sind bei Arbeitnehmern in Leiharbeit sowie bei befristet Beschäftigten um rund 30 Prozent höher als bei Arbeitnehmern in unbefristeten Beschäftigungsverhältnissen. Hinweise für psychische Belastungen durch Arbeitsplatzunsicherheit sieht die Barmer auch in einem höheren Arzneimittelkonsum und längeren Krankenhausaufenthalten. Das Volumen der verordneten Psychopharmaka liegt bei befristet Angestellten knapp 20 Prozent über, bei unbefristet Beschäftigten knapp zwei Prozent unter dem Durchschnitt. Auch die Verweildauer im Krankenhaus wegen psychischer Erkrankungen ist bei Leiharbeitnehmern deutlich länger als bei der Stammbelegschaft. Sie überschreitet diese um mehr als 60 Prozent.
Arbeitslosigkeit macht krank
Ausgesprochen deutlich weist der Barmer Gesundheitsreport auf gesundheitliche Probleme bei Arbeitslosen hin. Arbeitslose sind mehr als doppelt so oft wie erwartet von psychischen Störungen betroffen und im Schnitt 26 Tage im Jahr krankgeschrieben. Zum Vergleich: Der Durchschnittsdeutsche ist etwas über 17 Tage arbeitsunfähig, Menschen, die einem naturwissenschaftlichen oder technischen Beruf nachgehen, sogar nur 13 Tage. Zudem lag die Sterberate bei Arbeitslosen etwa um den Faktor 2 höher als erwartet.
Modellprojekt mit Jobcenter Pforzheim
Um diesen „ungesunden“ Kreislauf zu durchbrechen, beteiligen sich das Jobcenter Pforzheim und die Barmer am bundesweiten „Modellprojekt zur Verzahnung von Arbeits- und Gesundheitsförderung“. Gemeinsam mit anderen Kassen aus der Region bauen sie ein Netzwerk zur Gesundheitsförderung von erwerbslosen Menschen auf. Ab sofort informiert im Jobcenter Pforzheim eine eigens dafür eingestellte und qualifizierte Lotsin die Arbeitssuchenden über die speziell auf sie ausgerichteten Angebote der gesetzlichen Krankenkassen, etwa zur gesunden Ernährung, Stressbewältigung und Bewegung. Die Finanzierung dieser Stelle erfolgt durch die Kassen im Rahmen des Präventionsgesetzes.
Ansprechpartner Modellprojekt zur Verzahnung von Arbeits- und Gesundheitsförderung:
Ewald Muckrasch
Referent Prävention & Selbsthilfe
Barmer Landesvertretung Baden-Württemberg
Tel.: 0800 333 004 3511-15
E-Mail: ewald.muckrasch@barmer.de
Weitere Informationen zum Modellprojekt des Jobcenters Pforzheim unter www.barmer.de/p008656