In Baden-Württemberg hat sich die Zahl der ärztlich verordneten Läusemittel für Kinder fast verdreifacht. Das geht aus einer Auswertung der Barmer hervor.
Während im Jahr 2021 343 Kassenrezepte für bei der Barmer versicherte Kinder bis 12 Jahre ausgestellt wurden, waren es im Jahr 2023 schon 945. Und die Verordnungen aus den ersten drei Quartalen des Jahres 2024 bestätigen den Trend: Von Januar bis einschließlich September wurde 790-mal ein Läusemittel verschrieben. "Kopfläuse können recht einfach diagnostiziert werden, auch von Laien. Und es gibt rezeptfreie Mittel, um die Plagegeister zu bekämpfen. Deshalb gehen wir davon aus, dass sich viele Eltern den Umweg über eine Arztpraxis sparen und gleich in eine Apotheke gehen. Von daher zeigen unsere Abrechnungsdaten nur eine Tendenz auf, aber die ist eindeutig", sagt Winfried Plötze, Landesgeschäftsführer der Barmer in Baden-Württemberg.
Kopfläuse mögen es warm und kuschelig
Wenn ein Kind Kopfläuse bekomme, dann habe das nichts mit mangelnder Hygiene zu tun. "Läuse ernähren sich von Blut in der Kopfhaut und sie legen ihre Eier am Haaransatz ab, weil es dort warm ist und sie geschützt sind. Ob die Haare gewaschen oder ungewaschen sind, spielt für sie keine Rolle. Kopfläuse kann sich also jeder einfangen", sagt der Barmer-Landeschef. Die Parasiten würden hauptsächlich durch engen Kontakt übertragen, etwa beim Kuscheln oder Spielen. Deshalb würden sie sich häufig in Schulen und Kitas verbreiten. "Sobald eine Einrichtung einen Lausbefall meldet, sollte die Eltern ihre Kinder regelmäßig auf Kopfläuse untersuchen", rät Plötze. Dafür sollte reichlich Pflegespülung auf die nassen Haare aufgetragen werden. Anschließen die Haare vom Ansatz aus mit einem Läusekamm durchkämmen.
Therapie bei Kopfläusen
Für Kinder bis 12 Jahre könnten Ärztinnen und Ärzte Läusemittel zulasten der Krankenkasse verschreiben. In diesen seien entweder Insektizide, dickflüssiges Paraffin oder ein Silikonöl enthalten. "Auf der Internetseite des Umweltbundesamtes finden Eltern eine Liste mit den geprüften Mitteln zur Behandlung von Kopfläusen", so Plötze. Die Behandlung sollte immer gemäß Beipackzettel erfolgen und einige Tage später wiederholt werden, weil viele Mittel nicht alle Eier beim ersten Mal abtöten würden. Außerdem sollten Bettwäsche, Handtücher und Schlafanzüge bei 60 Grad gewaschen werden. Kuscheltiere, die nicht in die Waschmaschine können, sollten für drei Tage in eine Plastiktüte gepackt werden. Eine Desinfektion der Wohnung oder der Einsatz von Insektiziden sei nicht notwendig.
Meldepflicht bei Lausbefall
Wenn ein Kind Läuse hat, dann darf es keine Gemeinschaftseinrichtung besuchen. Die Eltern sind gemäß Infektionsschutzgesetz verpflichtet, die Kita oder Schule umgehend zu informieren, die dann ihrerseits das Gesundheitsamt unterrichten. Die Eltern der anderen Kinder einer Gruppe oder Klasse werden durch die Gemeinschaftseinrichtung über den Kopflausbefall ohne Namensnennung unterrichtet und zur Untersuchung und gegebenenfalls Behandlung ihrer eigenen Kinder aufgefordert. Das Kind selbst darf erst dann wieder in die Gemeinschaftseinrichtung, wenn nach dem Behandlungsbeginn keine Weiterverbreitung der Kopfläuse mehr zu befürchten ist. Eine Attestpflicht besteht nicht.
Für die Analyse wurden die Verordnungszahlen von Läusemitteln für bei der Barmer in Baden-Württemberg versicherte Kinder bis 12 Jahre von 2021 bis einschließlich drittes Quartal 2024 ausgewertet. In Baden-Württemberg sind rund 730.000 Menschen bei der Barmer versichert.