Symbolbild Blutvergiftung
Welt-Sepsis-Tag am 13. September

Neue Diagnostik könnte bei einer Sepsis Leben retten

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Die Barmer beteiligt sich am Innovationsfondsprojekt "DigiSep". In diesem wird getestet, ob die Erreger einer Sepsis durch ein molekulargenetisches Verfahren schneller und zuverlässiger ermittelt werden können. Die ersten Ergebnisse sind vielversprechend.

Stuttgart, 12. September 2025 – In Baden-Württemberg erkrankten im Jahr 2023 249 von 100.000 Barmer-Versicherten an einer Blutvergiftung. Bundesweit waren es rund 280 je 100.000. Etwa dreißig Prozent der Betroffenen sterben daran. Damit ist die Sepsis, so der medizinische Fachbegriff, die dritthäufigste Todesursache in Deutschland. Der Behandlungserfolg und die Überlebenschance von Sepsis-Patienten sind umso besser, je früher und zuverlässiger der auslösende Erreger ermittelt wird. Vor diesem Hintergrund hat sich die Barmer an dem bundesweiten Innovationsfondsprojekt "DigiSep" beteiligt. In diesem wurde untersucht, ob die Diagnostik mit digital gestützten Methoden präziser und zuverlässiger werden kann. Nach bisherigen Ergebnissen kann es den Erreger bereits zum Beginn einer Sepsis vier Mal häufiger ermitteln als das beim herkömmlichen Verfahren der Fall ist, der Aufzucht der Keime in einer Blutkultur. Nach drei Tagen ermittelt die neue molekulargenetische Diagnostik den richtigen Erreger sogar zehnmal häufiger. "Eine Blutvergiftung ist immer ein Notfall, aber sie wird zu oft nicht erkannt. Unbehandelt endet sie tödlich, weil das gesamte Immunsystem zusammenbricht und die Organe versagen. Der Faktor Zeit entscheidet hier häufig über Leben und Tod. Die neue Diagnostik kann die Behandlung der Patientinnen und Patienten nachhaltig verbessern und dank der schnellen Identifikation des Erregers Leben retten. Wenn sich das Verfahren weiterhin bewährt, sollte es zügig in die Regelversorgung kommen", fordert Winfried Plötze, Landesgeschäftsführer der Barmer in Baden-Württemberg, anlässlich des Welt-Sepis-Tages.

Fünf Kliniken aus Baden-Württemberg sind an der Studie beteiligt

An der "DigiSep"-Studie haben sich neben der Barmer 24 Kliniken in ganz Deutschland beteiligt. Darunter sind auch die Universitätskliniken in Heidelberg, Freiburg, Tübingen, Ulm und die Kliniken des Landkreises Heidenheim. In den beteiligten Kliniken wurden 198 Patienten getestet und spezifische Therapien eingeleitet. Bei der Hälfte der Betroffenen ermittelten sie die Sepsis-Ursache sowohl per Blutkultur als auch digital. Das digitale Verfahren kann binnen 24 Stunden über 16.000 Mikroben identifizieren, darunter 1.500 potenzielle Sepsis-Erreger. Expertinnen und Experten halten die Ergebnisse in 85 Prozent der Fälle für plausibel. Zudem hat sich die Behandlung der Patientinnen und Patienten unter anderem durch eine vergleichsweise kurze Beatmungs- und Schockdauer verbessert. "DigiSep" gehört zu zehn Jury-Projekten, die für den MSD-Publikumspreis am 14. Oktober 2025 nominiert sind. Der Preis würdigt Projekte, die die Patientenversorgung in Deutschland nachweislich verbessern.

Herkömmliche Ermittlung der Erreger ist zeitaufwendig

Bei einer Sepsis kann die körpereigene Abwehrreaktion auf eine Infektion so heftig ausfallen, dass Organe und Gewebe massiv geschädigt werden oder ganz versagen. Das macht die Erkrankung lebensbedrohlich. In Deutschland erleiden jährlich bis zu 300.000 Menschen eine Sepsis. Mindestens 85.000 sterben an oder mit der Blutvergiftung. In herkömmlichen Verfahren erfolgt die Ermittlung der Erreger durch das Anlegen einer Blutkultur. Da es bei dieser Methode aber Tage dauern kann, bis der Erreger identifiziert wurde, wird eine Sepsis bis dahin mit einem Breitbandantibiotikum behandelt.

Sepsis vor allem bei älteren Menschen

Welches Potenzial die Ergebnisse der "DigiSep"-Studie einmal haben könnten, unterstreichen die Daten des Barmer Instituts für Gesundheitssystemforschung (bifg). Regional ist die Rate derjenigen, die im Jahr 2023 an einer Sepsis erkrankten, sehr unterschiedlich. Sie reicht von 195 Betroffenen je 100.000 Versicherte in Hamburg bis hin zu 476 in Thüringen. "Eine Sepsis kommt vor allem bei älteren Menschen vor. Deshalb kann sie in Bundesländern mit einem höheren Altersdurchschnitt häufiger auftreten. Gerade bei älteren, mehrfach erkrankten Patientinnen und Patienten ist eine schnelle Behandlung besonders wichtig. Hier kann die neue molekulargenetische Technologie zu einem zentralen Bestandteil der Diagnostik werden", sagt Barmer-Landeschef Plötze.

Die Grafik zeigt die im Jahr 2023 an Sepsis Erkrankten.