Ein Mann trägt drei Pakete
Wenn Onlineshopping und Weihnachtspost krank machen

Lange Fehlzeiten bei Zustelldiensten und Lageristen im Land

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Stuttgart, 19. Dezember 2025 – Endspurt im Weihnachtsgeschäft. Die letzten Geschenke werden gekauft, auch online, und die Weihnachtspost wird verschickt. Deshalb dürften die Beschäftigten bei Post- und Zustelldiensten sowie in der Lagerwirtschaft momentan unter besonderem Druck stehen. Und das kann sich auf deren Gesundheit auswirken. 

In Baden-Württemberg meldeten sich Berufstätige in der Zustellbranche und Lagerwirtschaft im vergangenen Jahr durchschnittlich 30 Tage krank. Berufsübergreifend liegt die Fehlzeit mit etwa 20 Tagen deutlich darunter. "In der aktuell so stark geforderten Berufsgruppe fallen täglich rund 82 von 1.000 Beschäftigten krankheitsbedingt aus", sagt Winfried Plötze, Landesgeschäftsführer der Barmer in Baden-Württemberg.

Ein Mann mit Glatze, Brille und Anzug lächelt in die Kamera

Winfried Plötze, Landesgeschäftsführer der BARMER in Baden-Württemberg

Laut der Barmer liegt der Krankenstand in dieser Berufsgruppe bei 8,2 Prozent und damit gut 2,8 Prozentpunkte über dem Durchschnitt aller Beschäftigten in Baden-Württemberg.

 

Mehr als acht Fehltage wegen Muskel-Skelett-Erkrankungen

Vor allem die Muskel-Skelett-Erkrankungen, unter die zum Beispiel auch die Rückenschmerzen fallen, verursachen bei den Beschäftigten der Zustellbranche und Lagerwirtschaft hohe Fehlzeiten. Laut Barmer fehlten sie damit 8,2 Tage krankheitsbedingt im Job. Dieser Wert liegt fast 28 Prozent über dem berufsübergreifenden Durchschnitt von 3,6 Tagen. Auch Verletzungen führen zu überdurchschnittlichen Fehlzeiten. Für die Zustellbranche und Lagerwirtschaft verzeichnet die Barmer im vergangenen Jahr etwa 3,4 Fehltage, während der Schnitt in Baden-Württemberg bei zwei Tagen lag. "Das ist nicht verwunderlich. Mit einem verletzten Fuß wird jemand mit einem Bürojob vielleicht von zu Hause aus arbeiten. Aber in der Zustellbranche sind sie damit arbeitsunfähig."

Entlastung für Zusteller schaffen

Der Gesundheitsschutz von Paketzustellern ist auch ein politisches Thema. Anfang Dezember diskutierten Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Verbänden über eine Anpassung des Postgesetzes. In ihrem Koalitionsvertrag haben CDU/CSU und SPD festgehalten, dass Pakete maximal 20 Kilogramm wiegen dürfen, wenn sie nur von einer Person zugestellt werden. Unabhängig davon können Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber mit einem betrieblichen Gesundheitsmanagement und Angeboten zur Gesundheitsförderung das Wohlbefinden ihrer Beschäftigten stärken. Die gesetzlichen Krankenkassen unterstützten die Unternehmen dabei. Auch Kundinnen und Kunden könnten ihren Teil beitragen. "Um Beschäftigte in der Zustellbranche und Lagerwirtschaft zu entlasten, sollte man zum Beispiel beim Online-Einkauf darauf achten, möglichst viele Artikel in einer Bestellung zu bündeln", sagt Winfried Plötze.

Hinweis:
Die Berufsgruppe mit dem Tätigkeitsschlüssel 513 gemäß der Klassifikation der Berufe 2010 umfasst „Lagerwirtschaft, Post und Zustellung, Güterumschlag“. Hier finden Sie die interaktiven Grafiken zu den Ergebnissen der Barmer-Analyse.