Bruchsal, 23. April 2024 – Den Unternehmen fällt es zusehends schwer, gutes Personal zu finden und offene Stellen zu besetzen. Dieser Zustand dürfte sich verschärfen, denn mehr als zwölf Millionen Babyboomer erreichen in den nächsten 15 Jahren das Renteneintrittsalter. Und laut einer Studie der Bergischen Universität Wuppertal sind gerade einmal zehn Prozent von ihnen bereit, bis zum Schluss zu arbeiten.
Die meisten Babyboomer möchten früher in Rente gehen, um mehr Freizeit zu haben. 41 Prozent wollen den Job wegen gesundheitlicher Probleme vorzeitig an den Nagel hängen. "Firmen sind kreativ, wenn es darum geht, die Generation Z auf sich aufmerksam zu machen und neue Beschäftigte zu rekrutieren. Aber zu wenige fragen sich, was sie anders machen können, um ihre Leute im Unternehmen zu halten. Mitarbeiterbindung in den Fokus zu nehmen, bietet eine große Chance", sagt der Experte für Firmengesundheit der Barmer, Prof. Dr. Mustapha Sayed, bei einer Veranstaltung zum Thema Arbeitgebermarketing der regionalen Wirtschaftsförderung Bruchsal. Die Betriebe könnten zum Beispiel schauen, ob sich der Wunsch älterer Beschäftigter oder von berufstätigen Eltern nach mehr Flexibilität mit Teilzeitarbeit, Jobsharing oder organisatorischen Änderungen erfüllen lasse. Und die Gesundheit der Belegschaft könne über ein betriebliches Gesundheitsmanagement gefördert werden. "Die Unternehmen müssen erkennen, dass sich der Arbeitsmarkt verändert hat. Jetzt ist es an den Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern, das Arbeitsumfeld stärker an die gesundheitlichen Erfordernisse und an die Anforderungen der Mitarbeitenden anzupassen."
Identifikation, Sinnhaftigkeit und Anerkennung binden Mitarbeitende
Prof. Dr. Mustapha Sayed (Head of Corporate Health, Barmer) und Christina Obergföll (Gesundheitsbotschafterin, Barmer).
Gäste von 60 Unternehmen waren ins Bruchsaler HubWerk 01 gekommen. Volocopter aus Bruchsal war ebenso vertreten wie die Linhardt Group aus Hambrücken. In der abschließenden Runde diskutierte auch die Offenburger Spitzensportlerin Christina Obergföll mit. "In meiner Karriere haben mich Niederlagen nie so sehr zurückwerfen können, wie mich ein Ziel und Erfolge motiviert haben. Ich glaube, das brauchst du auch im Job. Du musst wissen, wofür und warum du dich reinhängst", sagt die zweifache Speerwurf-Weltmeisterin und Gesundheitsbotschafterin der Barmer. Mangelnde Wertschätzung sei häufig ein Grund, weshalb Beschäftigte einem Betrieb den Rücken zukehren würden. "Identifikation mit dem Unternehmen, eine sinnstiftende Tätigkeit und Anerkennung sind die tragenden Säulen der Loyalität. Wenn dieses Fundament stabil ist, dann bleiben die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, auch wenn die Zeiten schwieriger sind. Davon bin ich überzeugt."