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Baden-Württemberg braucht im Jahr 2030 4.000 Pflegekräfte mehr, als bisher gedacht

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Stuttgart/Konstanz, 3. Februar 2022 – Im Jahr 2030 wird es in Baden-Württemberg mehr Pflegebedürftige geben als bisher angenommen. Das geht aus dem Barmer-Pflegereport hervor. Die Autoren, Wissenschaftler der Universität Bremen, kommen in der Studie zu dem Ergebnis, dass in acht Jahren 710.000 Menschen in Baden-Württemberg auf Pflege angewiesen sein werden. Das sind 127.000 Pflegebedürftige mehr als bisher angenommen. Gleichzeitig werden 4.000 Pflegekräfte fehlen, um diese Menschen zu versorgen. "Die Situation in der Pflege wird sich verschärfen. Eine bisher unterschätzte Zahl an Pflegebedürftigen und benötigten Pflegekräften trifft auf eine Branche, die bereits jetzt mit Personalmangel, Arbeitsverdichtung und einer hohen gesundheitlichen Belastung der Beschäftigten zu kämpfen hat", sagt der Landesgeschäftsführer der Barmer in Baden-Württemberg, Winfried Plötze, bei der Vorstellung der Studie in Stuttgart. Um Pflegekräfte zu halten und neue zu gewinnen, sei ein Dreiklang notwendig. Bestehend aus Maßnahmen, um die Gesundheit von Pflegekräften zu fördern, politischen Rahmenbedingungen, die den Pflegeberuf attraktiver machen und Eigeninitiative der Pflegeinrichtungen. Auch sie müssten ihren Teil dazu beitragen, um die Arbeitsbedingungen in der Pflege zu verbessern und für die Branche zu werben. "Die Pflege hat auch ein Imageproblem. Das zu ändern, liegt auch in der Verantwortung der Arbeitgeber."

Ein Mann mit Glatze, Brille und Anzug lächelt in die Kamera

Winfried Plötze, Landesgeschäftsführer der BARMER in Baden-Württemberg

Der Alltag der Pflegekräfte muss erleichtert werden

Die Caritas in Konstanz beschäftigt in drei Heimen und einem ambulanten Pflegedienst 400 Männer und Frauen. Hinzu kommen 30 Auszubildende. Dank verschiedener Maßnahmen hat Andreas Hoffmann, Geschäftsführer und Vorstand des Caritasverbandes Konstanz, bisher nicht mit gravierendem Personalmangel zu kämpfen. "Wir bezahlen nach Tarif. Eine examinierte Pflegekraft verdient rund 3.600 Euro brutto. Und wir erleichtern den Alltag unserer Beschäftigten. Das ist mindestens so wichtig wie eine fairer Lohn", sagt Hoffmann. So gebe es eine Kinderbetreuung, die Beschäftigten könnten ihre Wäsche bei der Caritas machen lassen und Essen in Bioqualität mit heimnehmen. Beides zum Selbstkostenpreis. Das alles werde sehr gut angenommen.

Ein Mann mit Brille, grauen Haaren und Anzug lächelt in die Kamera

Auf die Generationen X und Z eingehen

Zudem setze die Caritas in ihren Heimen und im mobilen Pflegedienst auf die Digitalisierung. Das trage dazu bei, sich beim Nachwuchs als moderner Arbeitgeber zu präsentieren. Während der Ausbildung würden die angehenden Pflegerinnen und Pfleger von erfahrenen Fachkräften betreut, die dafür freigestellt und besser bezahlt würden. Auf diese Weise könnten auch ältere Beschäftigte gehalten werden. "Die Generationen X und Z ticken anders. Die Auszubildenden brauchen eine intensive Begleitung, die über das Berufliche hinausgeht. Mein Eindruck ist, dass es vielen Heimbetreibern schwerfällt, das zu akzeptieren und umzusetzen."

Gesundheit der Pflegenden stärken

Laut Barmer waren baden-württembergische Altenpflegekräfte im Jahr 2020 26,6 Tage krankgeschrieben. 11,5 Tage länger als im landesweiten Durchschnitt. Der hohe Krankenstand von 7,3 Prozent (Landesdurchschnitt: 4,1 Prozent) erhöht die Arbeitsbelastung für die verbliebenen Pflegekräfte. Was dazu führt, dass wiederum deren Erkrankungsrisiko steigt. Plötze: "Um diesen Teufelskreis zu durchbrechen, brauchen wir bessere Arbeitsbedingungen in der Pflege. Wir müssen die nächsten Jahre für nachhaltige Veränderungen nutzen." 

Ausländische Pflegekräfte lösen das Personalproblem nicht

Das Anwerben von Pflegekräften aus dem Ausland sei keine Lösung, um die Personallücke zu schließen. "Zum einen ist es ethisch nicht akzeptabel, wenn wir unseren Personalmangel ins Ausland exportieren. Und zum anderen steigt der Pflegebedarf auch in den anderen Ländern. In 20 Jahren werden wir mit China um Pflegekräfte konkurrieren", so der Barmer-Landeschef. Andreas Hoffmann rekrutiert keine Pflegekräfte mehr aus anderen Ländern. Kosten und Aufwand seien hoch, der Erfolg gering. „Die Sprachbarrieren sind enorm und viele bekommen Heimweh. Nach kurzer Zeit brechen sie ihrer Zelte ab und kehren trotz guter Betreuung und Unterstützung bei der Eingewöhnung nach Hause zurück."

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