Berichte von den Sitzungen des Verwaltungsrats und wichtigen Veranstaltungen
Barmer Verwaltungsrat - Reformstau im Gesundheitswesen auflösen
Mit Blick auf die anstehende Bundestagswahl forderte der Verwaltungsrat der Barmer bei seiner Sitzung in Berlin von der nächsten Bundesregierung, zügig und entschlossen den Reformstau im Gesundheitswesen aufzulösen. „Dringend notwendig ist sowohl die finanzielle Stabilisierung der gesetzlichen Krankenversicherung als auch der sozialen Pflegeversicherung. Es ist nicht länger hinnehmbar, dass Mittel der Beitragszahlenden in Milliardenhöhe systemwidrig für staatliche Aufgaben eingesetzt werden“, erklärte die Vorsitzende des Barmer-Verwaltungsrats, Sylvi Krisch. Diese Zweckentfremdung entzieht dem Kranken- und Pflegeversicherungssystem dringend benötigte Finanzmittel, führt zur finanziellen Überforderung der Beitragszahlenden und gefährdet letztlich die Akzeptanz in die beitragsfinanzierte Sozialversicherung. Darüber hinaus muss der morbiditätsorientierte Risikostrukturausgleich umfassend weiterentwickelt werden, um einen fairen Wettbewerb unter den Kassen zu ermöglichen und die Morbiditätsrisiken zielgenauer abzusichern. Dazu hat der Verwaltungsrat der Barmer eine Resolution verabschiedet.
Mehr Unterstützung für Selbstverwaltung
Die soziale Selbstverwaltung ist die tragende Säule des deutschen Gesundheitswesens. Eine neue Bundesregierung muss für mehr Anerkennung und Unterstützung der ehrenamtlichen Arbeit sorgen. Die Wichtigkeit der sozialen Selbstverwaltung muss auch in der Öffentlichkeit sichtbarer werden. Dazu soll eine neue Regierung unter anderem kostenlose Wahlwerbung im öffentlich-rechtlichen Rundfunk ermöglichen und das Prinzip der Urwahlen stärken. Darüber hinaus muss die Teilnahme an den Sozialwahlen für alle Wahlberechtigten vereinfacht werden. „Die Einführung einer regelhaften Online-Wahl bei gleichzeitiger Möglichkeit zur Briefwahl wäre ein wichtiger Schritt, um die Wahlbeteiligung zu steigern“, so Krisch.
Finanzdruck auf GKV wächst
Mehr Rückendeckung für die Selbstverwaltung ist auch mit Blick auf die Arbeit des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) nötig. Dessen Unabhängigkeit muss erhalten und frei von Eingriffen des Bundesgesundheitsministeriums bleiben. Nur so kann der G-BA auch weiterhin über die gesundheitliche Versorgung der Versicherten nach dem Prinzip der Wirksam- und Wirtschaftlichkeit entscheiden. Gerade in finanziell schwierigen Zeiten ist dies enorm wichtig. So wächst der finanzielle Druck auf die gesetzliche Krankenversicherung durch starke Ausgabenzuwächse weiter an. Vor diesem Hintergrund hat der Verwaltungsrat den Haushalt der Kasse fürs kommende Jahr beschlossen. Um die finanziellen Lasten zu tragen, ergibt sich ein Beitragssatz von 17,89 Prozent.
Für eine starke und stabile Gesundheitsversorgung - Forderungen der Barmer zur Bundestagswahl 2025
Nach dem Ende der Ampel-Koalition ist die gesundheitspolitische Gesetzgebung vorzeitig beendet. Die nächste Bundesregierung ist gefordert, zügig ihre Arbeit aufzunehmen und den Reformstau im Gesundheitswesen aufzulösen. Es sind umfassende strukturelle Reformen notwendig, um die Leistungsfähigkeit des deutschen Gesundheitssystems zu erhalten. Bund und Länder sollten in der kommenden Legislaturperiode gemeinsam den politischen Willen aufbringen, nachhaltige Reformen auf den Weg zu bringen: Die medizinische Versorgung von Patientinnen und Patienten muss durch eine effiziente Nutzung knapper werdender Personal- und Finanzressourcen sichergestellt werden. Eine wesentliche Rolle spielen dabei die Weiterentwicklung moderner und vernetzter Versorgungsstrukturen sowie die Digitalisierung. Die neue Bundesregierung trägt Verantwortung dafür, dass die Beiträge nicht weiterhin unbegrenzt steigen.
Der Verwaltungsrat der Barmer legte seine gesundheitspolitischen Forderungen zur Bundestagswahl 2025 vor.
Barmer-Pflegereport 2024 – Pflege dauert immer länger und wird deutlich teurer
Der Verwaltungsrat befasste sich in der Dezembersitzung 2024 darüber hinaus unter anderem mit dem aktuellen Barmer-Pflegereport. Menschen in Deutschland sind immer länger pflegebedürftig. In den kommenden Jahren wird sich die durchschnittliche Pflegedauer nahezu verdoppeln. Zudem schnellen die Ausgaben je pflegebedürftiger Person im Schnitt um 50 Prozent in die Höhe. Diese brisanten Erkenntnisse gehen aus dem Pflegereport der Barmer hervor. Die Soziale Pflegeversicherung überschreitet bereits jetzt ihre finanzielle Belastungsgrenze. Die Bundesregierung darf die Millionen Pflegebedürftigen und deren Angehörige nicht im Stich lassen und muss endlich für finanzielle Entlastung sorgen. Dazu gehört an erster Stelle die umgehende Befreiung der Sozialen Pflegeversicherung von versicherungsfremden Leistungen, so wie es die ehemalige Ampelregierung in ihrem Koalitionsvertrag vorgesehen hatte, forderte der Verwaltungsrat der Barmer. Dabei sollte eine neue Bundesregierung umgehend dafür sorgen, dass vor allem ausstehende Pandemiekosten von mehr als fünf Milliarden Euro und die Rentenversicherungsbeiträge für pflegende Angehörige vollständig aus Steuermitteln erstattet beziehungsweise übernommen werden. Zudem sollte die Ausbildungskostenumlage für Pflegekräfte aus Steuereinnahmen finanziert werden.
Durchschnittliche Pflegedauer verdoppelt sich beinahe
Laut Pflegereport wird sich die Pflegedauer in Deutschland dramatisch erhöhen. Bei kürzlich verstorbenen Pflegebedürftigen lag sie noch bei durchschnittlich 3,9 Jahren. Bei aktuell pflegebedürftigen Menschen wird sie sich nach Barmer-Berechnungen im Schnitt mit 7,5 Jahre nahezu verdoppeln. Durch die Einführung des neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffs im Jahr 2017 haben viele Menschen erstmals Leistungen der Pflegekassen erhalten, die diesen Anspruch vorher nicht gehabt hatten.
Löhne in der Pflege überproportional gestiegen
Wie aus dem Pflegereport weiter hervorgeht, herrscht aber nicht nur Reformbedarf in der Sozialen Pflegeversicherung aufgrund von längeren Pflegezeiten und immer mehr Pflegebedürftigen. Auch die Eigenanteile der Betroffenen für die stationäre Pflege steigen weiter an, obwohl die Politik bereits kostendämpfende Maßnahmen zulasten der Sozialen Pflegeversicherung ergriffen hat. Allein in diesem Jahr kosten die gestaffelten Zuschläge zu den Eigenanteilen die Pflegekassen rund sechs Milliarden Euro. Gleichwohl sind die Eigenanteile seit dem Jahr 2022 wieder deutlich gestiegen. Den höchsten Zuwachs gab es hierbei mit einem Plus von 8,3 Prozent im vierten Quartal 2022. Trotz höherer Löhne herrscht nach wie vor ein Mangel an Pflegefach- und Pflegeassistenzkräften. In Anbetracht von mehr pflegebedürftigen Personen und längeren Pflegezeiten wird der Bedarf künftig weiter steigen und diese Problematik somit noch größer. Auf die Politik wartet eine Mammutaufgabe, die spätestens eine neue Regierung nach der kommenden Bundestagswahl in Angriff nehmen muss.
Mehr Unterstützung für pflegende Angehörige
Pflegende Angehörige brauchen mehr Entlastung. Darauf wies der Barmer-Verwaltungsrat hin. Immerhin werden aktuell 83,5 Prozent aller bei der Barmer zu Pflegenden ambulant versorgt. Das entspricht rund 642.000 Menschen. Im Jahr 2014 sind noch 212.000 Pflegebedürftige in den eigenen vier Wänden betreut worden. Ein Großteil davon wird ehrenamtlich von der Familie betreut. „Pflegende Angehörige gehen an ihr Limit. Sie betreuen ihre Verwandten teilweise rund um die Uhr. Das hat Auswirkungen auf Psyche und Gesundheit, aber auch auf die finanzielle und soziale Situation in Familien. Daher brauchen pflegende Angehörige vor allem hier mehr Unterstützung. Hilfe könnte eine steuerfinanzierte Pflegezeit bieten“, sagt Sylvi Krisch, Verwaltungsratsvorsitzende der Barmer. Eine solche Leistung könne für einen begrenzten Zeitraum finanziell unterstützen.
Ohne pflegende Angehörige geht es nicht
Bereits seit vielen Jahren sei bekannt, dass pflegende Angehörige mehr Unterstützung benötigten, sagt Krisch mit Blick auf den Barmer-Pflegereport aus dem Jahr 2018. Schon damals hätten 185.000 von rund 2,5 Millionen Betroffenen kurz davorgestanden, aufzugeben. „Ohne pflegende Angehörige geht es nicht. Sie sind die tragende Säule im Pflegesystem in Deutschland. Die Barmer biete deshalb Pflegekurse für Angehörige an, einen digitalen Pflegecoach sowie bei Bedarf häusliche Schulungen. Diese Angebote gäben zum Beispiel Tipps, wie sich der Pflegealltag leichter gestalten lasse, was bei Notfällen zu tun oder wie mit Themen wie Demenz oder Körperpflege umzugehen sei. Im Pflegealltag sei es aber auch wichtig, dass die pflegenden Angehörigen nicht zu kurz kämen. Anregungen zur Entlastung böten hier die Kompaktseminare „Ich pflege – auch mich“.
Deutscher Nachhaltigkeitspreis – Barmer setzt Maßstäbe für Krankenversicherungen
Der Verwaltungsrat ist erfreut, dass die Barmer den Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2025 der Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis (DNP) für Unternehmen in der Kategorie Krankenversicherung gewonnen hat. Die Krankenkasse überzeugte die Preisverleiher durch ihr systematisches Nachhaltigkeitsmanagement, ihre klimaneutrale Ausrichtung und ihr Engagement für Klimaschutz sowie eine nachhaltige Gesundheitsagenda im Gesundheitswesen. Klimawandel, Umweltschutz und Gesundheit sind eine untrennbare Einheit. Eins ist ohne das andere nicht denkbar. Man spürt dies daran, wie stark Klimaveränderungen heute bereits das Gesundheitswesen beeinflussen. Das treibt das Engagement der Barmer für ein nachhaltiges Gesundheitswesen an. Die Auszeichnung mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis für Unternehmen ist daher vor allem ein Ansporn, immer wieder starke Impulse für die Transformation des Gesundheitswesens zu mehr Nachhaltigkeit zu geben. Die Barmer wird deshalb mit ihrem Klimaschutzindex weiter zeigen, wo das Gesundheitswesen in Sachen Klimaneutralität aktuell steht. Der Index zeigt die eigene Einschätzung der Akteure hinsichtlich der Transformationsfortschritte zugunsten des Klimaschutzes im Gesundheitssektor.
Eigenes Handeln sendet klare Signale
Die Barmer will darüber hinaus mit ihrem eigenen Handeln klare Signale zugunsten der Nachhaltigkeit senden und so die Diskussion um dieses Thema stärken. Dazu gehört zum Beispiel, dass sie in den Jahren 2019 bis 2023 ihren eigenen CO2-Ausstoß um 47 Prozent gesenkt hat. Auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit hat das Gesundheitswesen in Deutschland seine ersten Schritte gemacht. Aber es ist noch ein weiter Weg, bis wir wirklich sagen können, dass unser Engagement in Sachen Nachhaltigkeit das gesamte positive Potenzial von Umwelt- und Klimaschutz für unsere Gesundheit freisetzen kann.
Barmer-Verwaltungsrat - Rekordbelastung der Beitragszahler abwenden
Die Finanzentwicklung in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) spitzt sich durch zusätzliche Kostensteigerungen im kommenden Jahr weiter zu. Vor allem durch geplante Reformen im Krankenhaussektor werden die Beitragszahler zusätzlich in Milliardenhöhe belastet, ohne dass Patientinnen und Patienten dafür automatisch von mehr Qualität in der Versorgung profitieren könnten. Der Verwaltungsrat der Barmer fordert daher anlässlich seiner heutigen Sitzung die Bundesregierung auf, die Beitragszahlenden umgehend zu entlasten, indem die versicherungsfremden Leistungen vollständig aus Steuermitteln refinanziert und nicht Arbeitnehmenden und Arbeitgebern abverlangt werden. „Die Ausgaben im Gesundheitswesen laufen zudem durch kostentreibende Gesetze der Bundesregierung ohne eine direkte positive Wirkung für die Versicherten immer stärker aus dem Ruder“, sagt Sylvi Krisch, Verwaltungsratsvorsitzende bei der Barmer.
Durch die aktuellen Gesetzespläne würden Beitragszahlerinnen und Beitragszahlern zusätzliche enorme finanzielle Belastungen aufgebürdet. Das sei nicht akzeptabel. Nicht hinnehmbar sei zudem, dass die Bundesländer nicht in Haftung genommen würden, endlich ihre Verpflichtung zu einer ausreichenden Finanzierung der Krankenhausstrukturen zu erfüllen. „Ich bin gespannt, wie die Politik dieses Ungleichgewicht zu Lasten der Beitragszahlenden insbesondere im kommenden Jahr der Bundestagswahl plausibel erläutern will“, so Krisch.
Pflegerische Versorgung zukunftsfest gestalten - Politik gefordert
Die Einführung der gesetzlichen Pflegeversicherung im Jahr 1995 war eine wichtige sozialpolitische Entscheidung. Zur Absicherung des Pflegerisikos über eine Teilleistungsversicherung hat sie sich grundsätzlich bewährt, denn durch die finanzielle und pflegerische Unterstützung wurde der Wunsch vieler Pflegebedürftiger nach einem möglichst langen Verbleib in der eigenen Häuslichkeit erst möglich.
Doch die Rahmenbedingungen für das umlagefinanzierte System haben sich entscheidend verändert: Die Leistungen der gesetzlichen Pflegeversicherung sind in den letzten Jahren mehrfach ausgeweitet worden. Die größte Herausforderung ist die Demografie: Die geburtenstarken Jahrgänge scheiden nach und nach aus dem Berufsleben aus. Gleichzeitig werden viele Menschen immer älter und benötigen pflegerische Unterstützung.
In den kommenden Jahrzehnten wird die Zahl der Pflegebedürftigen um weitere Millionen ansteigen. Das erfordert nicht nur zusätzliche strukturelle und finanzielle Entlastungen für pflegende Angehörige. Gleichzeitig zeigen sich auch Engpässe beim pflegerischen Personal. Es braucht eine Vielzahl an Maßnahmen, um mehr Beschäftigte mit unterschiedlichen Qualifikationen für die Pflegearbeit zu gewinnen.
Neuer Service für Barmer-Versicherte - E-Rezept und digitale Patientenakte in einer App vereint
Versicherte der Barmer können elektronische Rezepte (eRezept) seit Juli 2024 einfacher einlösen. Sie können dazu E-Rezepte in der App für ihre elektronische Patientenakte namens eCare empfangen. Die Nutzung der eRezept-App der gematik ist für Barmer-Versicherte damit nicht mehr erforderlich. Die eCare-App bekommt mit der Möglichkeit zum Einlösen von E-Rezepten eine weitere zentrale Funktion. Dies ist wichtig, da im kommenden Jahr die elektronische Patientenakte für alle startet. Diese soll für Versicherte einen hohen praktischen Nutzen haben. Mit der E-Rezept-Funktion wird die eCare-App immer mehr zur zentralen Gesundheitsplattform für Barmer Versicherte. Dies ist ein weiterer Schritt, um die Vorreiterrolle der Barmer im Bereich der Arzneimitteltherapiesicherheit zu untermauern.
Zentrale Gesundheitsplattform für Versicherte
Wer ein digitales Rezept einlösen will, kann über die eCare-App eine Apotheke online auswählen oder eine Apotheke in der Nähe über die vorhandene Suchfunktion finden. Nach Auswahl der Apotheke lässt sich die digitale Verordnung dann dort einlösen. Dabei könnten die Versicherten auswählen, ob sie ihre Medikamente vor Ort abholen oder nach Hause liefern lassen wollten. Die Barmer bietet ihren Versicherten als derzeit einzige Krankenkasse eine strukturierte Behandlungshistorie in der elektronischen Patientenakte an. Damit erhalten die Versicherten einen digitalen Überblick zu den Verschreibungen und Behandlungen der vergangenen drei Jahre. Vor diesem Hintergrund ist es folgerichtig, nun auch das E-Rezept zu integrieren.
Ab dem 15. Januar 2025 erhalten alle Versicherte eine elektronische Patientenakte. Sie wird automatisch für Versicherte angelegt, die Nutzung ist freiwillig. Die elektronische Patientenakte erhält an Ende Februar 2025 die wichtigsten medizinischen Unterlagen. Versicherte entscheiden selbst, wer auf ihre elektronische Patientenakte Zugriff bekommt. Über die Barmer eCare-App können Versicherte ihre Daten selbst einsehen.
Barmer-Verwaltungsrat erteilt Kostenschub durch Krankenhausreform klare Absage
Patientinnen und Patienten drohen Verlierer der geplanten Krankenhausreform zu werden. Davor warnte der Barmer-Verwaltungsrat anlässlich seiner Sitzung in Kassel. „Mit dem aktuellen Gesetzentwurf zeichnet sich vor allem eins ab, nämlich erhebliche zusätzliche Ausgaben für die Beitragszahlerinnen und Beitragszahler der gesetzlichen Krankenversicherung. Ob aber die Qualität der Versorgung spürbar verbessert wird, ist mehr als fragwürdig“, kritisierte Sylvi Krisch, Verwaltungsratsvorsitzende der Barmer. Vor allem die geplanten Regelungen zum Transformationsfonds würden innerhalb der kommenden zehn Jahre die Beitragszahlenden mit bis zu 25 Milliarden Euro belasten. Einer Zweckentfremdung von Beitragsgeldern erteile der Barmer-Verwaltungsrat eine deutliche Absage. Diese Mittel seien ausschließlich für die Versorgung von Patientinnen und Patienten gedacht und nicht für Investitionen in zukünftige Krankenhausstrukturen. Die Vorsitzende des Verwaltungsrates forderte die politischen Verantwortlichen auf, sich auf den Ursprungsgedanken der Krankenhausreform zu fokussieren. Im Sinne der Patientinnen und Patienten müsse vor allem eine echte Verbesserung der Versorgungsqualität erreicht werden. Es brauche eine verbindliche Spezialisierung und Zentralisierung der Krankenhausstrukturen, um diesen dringend notwendigen Fortschritt in der medizinischen Versorgung zu erzielen.
Finanzdruck in der GKV nimmt zu – Politik ist gefordert
Der Finanzdruck im deutschen Gesundheitswesen hat auch im Jahr 2023 deutlich zugenommen. Insbesondere die Aufwendungen für den Krankenhausbereich haben sich massiv erhöht. Im Vergleich zum Vorjahr stiegen sie GKV-weit um 6,1 Milliarden Euro beziehungsweise sieben Prozent. Rund 1,1 Milliarden Euro musste allein die Barmer für stationäre Leistungen zusätzlich ausgeben. Damit war sie im Vergleich zu anderen gesetzlichen Krankenkassen überproportional von der Ausgabensteigerung betroffen. Dieser Entwicklung liegen einerseits ein Mehr an Behandlungen und höhere Fallpreise zugrunde. Andererseits zeichnet sich die Versichertenstruktur der Barmer durch eine hohe Morbidität und Leistungsinanspruchnahme aus. Die dramatischen Kostenzuwächse haben bei fast jeder zweiten Krankenkasse zu einer Erhöhung des Zusatzbeitragssatzes Anfang 2024 geführt. Der Finanzdruck steigt jedoch weiter an – auch auf Kassen mit aktuell noch relativ hohen Rücklagen, sodass kurz- und mittelfristig mit weiteren Belastungen für die Beitragszahlenden zu rechnen ist.
Die Beitragsspirale muss durchbrochen werden, denn sie führt über kurz oder lang zur finanziellen Überforderung von Arbeitnehmern und Arbeitgebern. Auf die Politik warten zahlreiche Hausaufgaben. So gehören beispielsweise versicherungsfremde Leistungen in der GKV durch Steuermittel ausgeglichen.
Belastung durch hohe Krankenhauskosten
Die Barmer blickt auch in finanzieller Hinsicht auf ein herausforderndes Jahr 2023 zurück. Aufgrund der positiven Entwicklung der vorherigen Jahre konnte der Beitragssatz – im Gegensatz zu den meisten Mitbewerbern – auch im Jahr 2023 konstant gehalten werden. Jedoch haben sich die Leistungsausgaben deutlich stärker entwickelt als ursprünglich prognostiziert. Hier sind insbesondere die deutlich anziehenden Ausgaben im Krankenhausbereich zu nennen, die in diesem Ausmaß nicht zu erwarten waren. Sie sind in diesem Jahr um fast sieben Prozent gestiegen. Über alle Leistungsbereiche hinweg waren Mehrausgaben im Vergleich zum Vorjahr von über 1,7 Milliarden Euro zu verzeichnen. Dies hat schließlich dazu geführt, dass die Barmer in ihrem Jahresergebnis 2023 einen Fehlbetrag in Höhe von 147 Millionen Euro ausweisen muss. Die hohe Entwicklung im Krankenhausbereich ist das Resultat aus einer dynamischen Mengenentwicklung und einer hohen Dynamik beim Pflegeentgeltwert. Der Bereich der Arzneimittel wird dagegen durch einen deutlichen Anstieg der Rabatte entlastet. Einerseits ergeben sich Mehreinnahmen auf der Seite der gesetzlichen Rabatte aufgrund des GKV-Finanzstabilisierungsgesetzes, auf der anderen Seite beschert die Weiterentwicklung des Gesetzes zur Nutzenbewertung und Preisfindung bei neuen Medikamenten der Barmer zusätzliche Rabatteinnahmen. Im Herbst 2022 ist das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz (GKV-FinStG) in Kraft getreten. Mit diesem Gesetz sollte ein drohendes Defizit bei den gesetzlichen Krankenversicherungen abgewendet werden. Wie bereits im Jahr 2021 sind bei den Krankenkassen erneut „überschüssige“ Finanzreserven abgeschöpft und in die Einnahmen des Gesundheitsfonds überführt worden. Der Anteil der Barmer am Vermögensabbau beträgt für das Gesamtjahr 104 Millionen Euro.
Die Krankenhausausgaben werden – so die derzeitige Prognose – auch im Jahr 2024 weiterhin stark steigen. Dies liegt vor allem an der Versichertenstruktur, denn viele ältere und kranke Menschen sind bei der Barmer versichert und verlassen sich auf deren Leistungsstärke. Aus diesem Grunde musste die Barmer nach drei Jahren der Beitragsstabilität erstmals wieder ihren kassenindividuellen Zusatzbeitragssatz mit Wirkung zum 1. Januar 2024 auf 2,19 Prozent anheben. Hinzu kommt der allgemeine Beitragssatz in Höhe von 14,6 Prozent.
Pflegeunterstützungs- und -entlastungsgesetz lässt Beitragssatz steigen
Die Barmer-Pflegekasse wurde – ebenso wie die soziale Pflegeversicherung (SPV) insgesamt – in den letzten Jahren von ständigen finanziellen Herausforderungen geprägt. Dazu trug zunächst die COVID-19-Pandemie massiv bei. Die soziale Pflegeversicherung musste gegenüber den Pflegeeinrichtungen erhebliche finanzielle Unterstützungen leisten. Diese Regelungen wurden immer wieder verlängert, sind inzwischen jedoch ausgelaufen. Allerdings wurde mit den Ergänzungshilfen zum Ausgleich steigender Energiekosten eine neue Leistung eingeführt. Auch die im Jahr 2021 beschlossene Pflegereform hat fortlaufend zu massiven Ausgabensteigerungen geführt. Bei der Barmer-Pflegekasse lagen die Leistungsausgaben per Saldo im Jahr 2023 um über 530 Millionen Euro über dem Vorjahr – eine Steigerung von 7,3 Prozent. Nahezu alle Leistungssegmente waren von dieser Entwicklung betroffen. Wären die erwähnten Auswirkungen der COVID-19-Pandemie nicht so massiv rückläufig gewesen, wären die Leistungen sogar um über 10 Prozent gestiegen. Eine Beitragssatzanpassung wurde schließlich unausweichlich.
Das Bundesverfassungsgericht hat mit Beschluss vom 7. April 2022 die Verteilung der Beitragslast zwischen kinderreichen und kinderarmen Familien in der sozialen Pflegeversicherung mit Artikel 3 Absatz 1 des Grundgesetzes für unvereinbar erklärt. Die Entscheidung zwang den Gesetzgeber, der wirtschaftlichen Belastung von Familien bei der Beitragsbemessung in differenzierter Art und Weise Rechnung zu tragen. Das war bei der Gestaltung eines neuen Beitragssatzes zusätzlich zu beachten. Am 26. Mai 2023 hat der Deutsche Bundestag das „Pflegeunterstützungs- und -entlastungsgesetz“ (PUEG) verabschiedet. Danach ist der allgemeine Beitragssatz zum 1. Juli 2023 auf 3,4 Prozent angehoben worden.
Für Kinderlose ist der Beitragssatz auf 4,0 Prozent gestiegen. Auf der anderen Seite greifen Beitragsabschläge je nach Anzahl der Kinder. Mit dem PUEG wurden auch erneute Leistungsverbesserungen für Pflegebedürftige und pflegende Angehörige beschlossen. Zum 1. Januar 2024 erfolgte eine Dynamisierung der ambulanten Leistungsbeträge (Pflegegeld und Pflegesachleistung) um 5 Prozent. Auch die Entlastungszuschläge für Pflegeheimbewohner wurden zum 1. Januar 2024 erhöht. Der Eigenanteil für die Pflege wird damit gesenkt. Dies ist abhängig von der Dauer des Heimaufenthalts.
Gesundheits-Apps bleiben hinter Erwartungen zurück
Beim Einsatz von Digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGA), wie etwa zertifizierten Gesundheits-Apps, gibt es nach wie vor viele Unsicherheiten. Das ist das zentrale Ergebnis des diesjährigen Barmer-Arztreports. Er basiert neben Routinedaten auf Umfragen unter mehr als 1.700 Patientinnen und Patienten sowie unter 1.000 Ärztinnen, Ärzten, Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten mit Patientenkontakt. Obwohl die Verordnung von DiGA seit Herbst 2020 auf Kassenkosten möglich ist, sind sie dem Arztreport zufolge noch lange nicht in der medizinischen Versorgung Deutschlands angekommen. In zwölf Monaten vor der Befragung Ende 2023 hatten 44 Prozent der Behandelnden keine DiGA verordnet, ein Drittel bescheinigte sich selbst einen schlechten Kenntnisstand zum Thema. Digitale Gesundheitsanwendungen sind für viele Menschen immer noch eine Blackbox. Zu wenig Detailwissen und falsche Erwartungen führen dazu, dass DiGA zurückhaltend verordnet werden und deren Einsatz oftmals vorzeitig abgebrochen wird. Zu kurz genutzte DiGA verursachen jedoch Kosten ohne einen nennenswerten Nutzen. Deshalb braucht es für die Versicherten einen Testzeitraum von 14 Tagen anstatt der bislang gängigen Verordnung über 90 Tage.
Mehr als jeder Dritte bricht DiGA-Einsatz vorzeitig ab
Unter den mehr als 1.700 für den Arztreport befragten Versicherten nutzten etwa 600 Personen den digitalen Helfer nicht über die vorgesehene Erstanwendungsdauer von 90 Tagen, darunter 230 weniger als einen Monat. Die Inhalte der digitalen Anwendungen müssen unbedingt einheitlich und verständlicher als bislang im DiGA-Verzeichnis des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte dargestellt werden. Davon würden sowohl die Leistungserbringenden als auch die Patientinnen und Patienten profitieren, und dies würde letztlich dazu beitragen, dass die Hürden beim Einsatz abgebaut werden und DiGA in der Versorgung ankommen. Der Einsatz von DiGA steckt noch in den Kinderschuhen. Auf längere Sicht können sie aber ein wertvoller Bestandteil in der Versorgung der Patientinnen und Patienten werden.
Resolution des Barmer-Verwaltungsrats - Selbstverwaltung gegen Rechtsextremismus schützen
Der Barmer-Verwaltungsrat hat in seiner Sitzung am 10. April 2024 in Berlin eine Resolution für eine Stärkung der Sozialen Selbstverwaltung verabschiedet. Damit setzt das Gremium ein deutliches Zeichen gegen jede Form der Diskriminierung und Schwächung der Demokratie und Rechtsstaatlichkeit in Deutschland. „Die ehrenamtliche Selbstverwaltung ist gelebte Demokratie, denn sie beruht auf gesellschaftlicher Mitbestimmung und bürgerschaftlichem Engagement. Sie ist die Basis des Sozialstaates und gehört unter allen Umständen geschützt.“, sagte die Vorsitzende des Verwaltungsrates, Sylvie Krisch.
Soziale Selbstverwaltung stärken, Rechtsextremismus zurückdrängen
Der Verwaltungsrat der Barmer erinnert in seiner Resolution an Zeiten, in denen totalitäre Kräfte der Sozialen Selbstverwaltung den Garaus gemacht hätten. Diese Geschichte dürfe sich keinesfalls wiederholen. Krisch: „Die Erfahrung lehrt uns, dass in solchen Systemen Sozialstaatlichkeit und Gesundheitsversorgung zur Farce werden. Millionen von Menschen wurden ob ihrer Haut- und Haarfarbe, ihrer sexuellen Neigung, Religion und Erkrankung verfolgt und ermordet.“ Der Verwaltungsrat der Barmer wehre sich deshalb massiv gegen jede Form der Diskriminierung und mache sich dafür stark, dass in Deutschland die Grundmauern einer gerechten Demokratie, einer offenen und pluralen Gesellschaft sowie einer unabhängigen, starken Sozialen Selbstverwaltung bestehen bleiben.
Hier finden Sie die Resolution des Barmer-Verwaltungsrates vom 10. April 2024.
Barmer-Arztreport 2024 – Gesundheits-Apps bleiben hinter Erwartungen zurück
Beim Einsatz von Digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGA) wie etwa zertifizierten Gesundheits-Apps gibt es nach wie vor viele Unsicherheiten. Das ist das zentrale Ergebnis des diesjährigen Barmer -Arztreports. Er basiert neben Routinedaten auf Umfragen unter mehr als 1.700 Patientinnen und Patienten sowie unter 1.000 Ärztinnen, Ärzten, Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten mit Patientenkontakt. Obwohl die Verordnung von DiGA seit Herbst 2020 auf Kassenkosten möglich ist, sind sie dem Arztreport zufolge noch lange nicht in der medizinischen Versorgung Deutschlands angekommen. In zwölf Monaten vor der Befragung Ende 2023 hatten 44 Prozent der Behandelnden keine DiGA verordnet, ein Drittel bescheinigte sich selbst einen schlechten Kenntnisstand zum Thema. „Digitale Gesundheitsanwendungen sind für viele Menschen immer noch eine Blackbox. Zu wenig Detailwissen und falsche Erwartungen führen dazu, dass DiGA zurückhaltend verordnet werden und deren Einsatz oftmals vorzeitig abgebrochen wird. Zu kurz genutzte DiGA verursachten jedoch Kosten ohne einen nennenswerten Nutzen. Deshalb braucht es für die Versicherten einen Testzeitraum von 14 Tagen anstatt der bislang gängigen Verordnung über 90 Tage.
Die Barmer gestaltet Innovationen aktiv mit
Die Digitalisierung bewirkt, Gesundheit und das Gesundheitswesen völlig neu zu denken. Zahlreiche digitale Services und Leistungen hat die Barmer in jüngster Zeit selbst entwickelt oder zusammen mit Wissenschaftlern und innovativen Start-ups auf den Weg gebracht – nach strengen Qualitäts- und Datenschutzrichtlinien. Im Vordergrund stand dabei immer das digitale Kundenerlebnis und der Nutzen für die Gesundheit der Menschen. Hier einige Beispiel: Mit der Barmer-App können sie digital Bonuspunkte für ihre Gesundheit sammeln.
Gesundheitsdaten speichern: Mit der elektronischen Patientenakte
Ein weiteres zentrales Digitalprojekt ist die Entwicklung der elektronischen Patientenakte (ePA). Sie wird als persönlicher Lotse für die eigene Gesundheit fungieren. Die ePA der Barmer trägt den Namen eCare. Auch hier treibt die Barmer das Thema Digitalisierung weiter und positioniert die eCare als die „elektronische Patientenakte mit Mehrwert“. Außerdem soll eCare das Fundament für die sektorenübergreifende Digitalisierung des Gesundheitssystems sein. Dank Barmer-eCare wird eine bessere Kommunikation zwischen Leistungserbringern sowie zwischen Leistungserbringern und ihren Patienten möglich, und dadurch eine bessere Versorgung für die Versicherten.
Von Antrag bis Zahlung alles im Blick
Kompass-Lösungen bieten wichtige Mehrwerte und zeigen transparent auf, ob ein Antrag eingegangen ist oder ob eine Auszahlung bereits erfolgt ist. Mit der Kompass-Funktion in Meine Barmer und in der Barmer App besitzt die Barmer ein Alleinstellungsmerkmal in Sachen Transparenz: Er macht bei Leistungsprozessen die Kommunikation mit der Krankenkasse, den aktuellen Bearbeitungsstatus und die Entscheidungen einsehbar und verständlich.
Gemeinsam für bessere Ernährung bei Kindern sorgen – Bundesminister Özdemir unterstützt ‚Ich kann kochen!‘
Bei der Ernährungsbildung von Kindern herrsche Handlungsbedarf. Nach dem Arztreport der Krankenkasse waren im Jahr 2022 in Deutschland rund 182.000 Kinder im Alter bis neun Jahren nachweislich adipös. „Fettleibigkeit steigert das Risiko für Folgeerkrankungen wie Typ-2-Diabetes, Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Wer selbst kocht, kann sich besser gut ernähren. Daher unterstützt Bundesernährungsminister Cem Özdemir das Ziel der Initiative ‚Ich kann kochen!‘, rund zwei Millionen Kinder bis zum Jahr 2026 das Basiswissen für eine gesunde Ernährung zu vermitteln. Bisher wurden 1,4 Millionen Kinder erreicht. Dazu möchte Deutschlands größte Initiative für praktische Ernährungsbildung von Kita- und Grundschulkindern von der Sarah Wiener Stiftung und der Barmer in jeder fünften Kita und fünften Grundschule Fach- und Lehrpersonal zu Genussbotschafterinnen und Genussbotschaftern weiterbilden.
Barmer erneut als „Top-Krankenkasse“ ausgezeichnet – Hervorragender Service und digitale Leistungen
Die Barmer bietet „Ausgezeichnete Leistungen“ und erhält erneut das Prädikat „Top-Krankenkasse“. Das geht aus den Ergebnissen des aktuellen Krankenkassen-Tests des Wirtschaftsmagazins „Focus-Money“ (Ausgabe 7/2024) hervor. In dem Test erzielt die Kasse unter anderem die Bestnote für „Hervorragenden Service“, „Hervorragende Digitale Leistungen“ und „Besten Digitalen Service“. „Auf die außerordentliche Leistungs- und Servicestärke und eine individuelle Versorgung dank exklusiver Ärztenetze können sich unsere Versicherten verlassen. Sie profitieren beispielsweise von kostenfreien ärztlichen Zweitmeinungen und vielen digitalen Service- und Gesundheitsangeboten“, sagt Siegmar Nesch, Vorstandsmitglied der Barmer.