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Barmer-Arztreport 2020 – Schwerpunktthema Psychotherapie

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Der diesjährige Barmer-Arztreport befasst sich mit dem Thema Psychotherapie und analysiert die Versorgungslage zwei Jahre nach der Reform der Psychotherapie-Richtlinie im Jahr 2017. In Deutschland sind immer mehr Menschen auf psychotherapeutische Hilfe angewiesen. Allein im Jahr 2018 suchten 3,22 Millionen Menschen einen Therapeuten auf – das sind 41 Prozent mehr Personen als noch im Jahr 2009. Die Reform der Psychotherapie-Richtlinie war ein richtiger Schritt, um den Zugang zur Therapie zu erleichtern und den steigenden Bedarf an Psychotherapie besser abdecken zu können. Allerdings gibt es insbesondere bei der Wartezeit auf einen Therapieplatz noch Nachbesserungsbedarf.

Berlin, 05.03.2020 – Zwar hat sich die Wartezeit mit der Reform der Psychotherapie-Richtlinie im Jahr 2017 verkürzt, allerdings muss jeder dritte Patient mindestens einen Monat und jeder zehnte Patient ein Vierteljahr auf einen Therapieplatz warten. Dabei ist die Mehrzahl der Patienten (94,4 Prozent) in einzeltherapeutischer Behandlung. Um die Wartezeit auf einen Therapieplatz zu verkürzen, sollten für diejenigen Patientinnen und Patienten, für die es medizinisch sinnvoll erscheint, verstärkt Gruppentherapien angeboten werden. Diese Therapieform ist zwar kein Allheilmittel, aber sie könnte als ein Baustein dazu beitragen, die Wartezeiten zu reduzieren. Dies ist insbesondere deshalb von Bedeutung, weil sich psychische Probleme chronifizieren können.

Aus den Zahlen des Barmer-Arztreportes geht außerdem hervor, dass die Zahl der psychologischen Psychotherapeuten seit 2009 um 54 Prozent von 13.700 auf 21.000 gestiegen ist. Im gleichen Zeitraum hat sich die Zahl der ambulant tätigen Kinder- und Jugendpsychotherapeuten mehr als verdoppelt (von circa 2.600 auf etwa 5.500). Allerdings arbeiten immer mehr Therapeuten mit reduzierter Stundenzahl: Haben im Jahr 2013 noch 89 Prozent der psychologischen Psychotherapeuten in Vollzeit gearbeitet, so waren es 2018 noch 73 Prozent. Dies ist ein Grund dafür, weshalb der Anstieg der Therapeutenzahlen nicht zu einem analogen Anstieg des Therapieangebots geführt hat. Außerdem ist die Zahl der Therapeuten regional ungleich verteilt: Den Ergebnissen des Reportes zufolge kamen in dünnbesiedelten Gebieten 21 Therapeuten auf 100.000 Einwohner, wohingegen in dichtbesiedelten Regionen 69 Therapeuten 100.000 Einwohnern gegenüberstehen.

Des Weiteren präsentiert der Barmer-Arztreport auch in diesem Jahr aufschlussreiche Auswertungen zu Behandlungsfällen, Ausgaben für ärztliche Behandlungen, häufigen Diagnosen sowie regionalen Variationen auf Basis der Daten der Barmer-Versicherten zur ambulant ärztlichen Versorgung.