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Sachverständigenrat legt Gutachten zur Resilienz des deutschen Gesundheitswesens vor

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Die Strukturen des deutschen Gesundheitswesens sind nicht ausreichend gerüstet, um künftige Krisen angemessen bewältigen zur können. Die Akutversorgung in Deutschland sei in vielen Bereichen wenig vernetzt und nicht bedarfsgerecht aufgestellt, so das aktuelle Gutachten des Sachverständigenrats. Um die Resilienz des Systems zu erhöhen, unterbreitet es eine Vielzahl von Vorschlägen, darunter die nach Auffassung der Barmer dringend notwendige Krankenhausreform, die Schaffung moderner Versorgungsformen, eine sektorenübergreifende Bedarfsplanung sowie neue Vergütungsstrukturen.

Berlin, 26.01.2023 – Die Corona-Pandemie hat Strukturen und Prozesse der Gesundheitsversorgung weltweit auf den Prüfstand gestellt. In einem aktuellen Gutachten analysiert der Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen und in der Pflege (SVR) die Krisenfestigkeit des deutschen Gesundheitswesens und zeigt, wo das System besser werden muss. Er legt dar, dass Maßnahmen der ambulanten und stationären medizinischen Versorgung innerhalb und zwischen den beteiligten Sektoren in Zukunft deutlich besser koordiniert werden müssen.

Im Bereich der Akutversorgung sollen die personellen und materiellen Ressourcen besser als bisher an veränderte Bedarfe angepasst werden. In diesem Zusammenhang wird auf die Bedeutung einer vorausschauenden Krankenhausplanung hingewiesen, um Strukturen der Fehlversorgung abzubauen, Kapazitäten verfügbar zu machen und die Qualität komplexer Behandlungen zu gewährleisten. Der SVR fordert dafür eine umfassende Krankenhausreform, in deren Rahmen die Leistungsspezialisierung der Krankenhäuser verstärkt und die Arbeitsteilung zwischen den Häusern verbessert werden soll. Die vorgeschlagene Gliederung der Kliniken nach Leistungsbereichen und Versorgungsstufen ist notwendig und auch Grundlage der geplanten Bund-Länder-Gespräche zur Umsetzung der vom Bundesgesundheitsministerium geplanten Krankenhausreform.

In Krisensituationen könnte eine flächendeckende ambulante Versorgungsstruktur dazu beitragen, den stationären Bereich zu entlasten, so der SVR, weil sie den Bedarf an Krankenhauseinweisungen oder Notfallbehandlungen reduziert. Moderne, an den regionalen Bedarfen ausgerichtete ambulante Versorgungsstrukturen wie integrierte regionale Gesundheitszentren sollen als neue Form der Daseinsvorsorge etabliert werden. Hier biete sich der Umbau von Krankenhäusern der Grundversorgung an, denn diese könnten regionalspezifische Kapazitäten vorhalten und flexibel auf kurzfristige Bedarfssituationen reagieren. Der Vorschlag eines Umbaus nicht mehr bedarfsnotweniger Krankenhäuser in sektorenübergreifende Versorgungsstrukturen zielt in die richtige Richtung.

Dieser Umbau müsse begleitet werden durch eine sektorenübergreifende Bedarfsplanung und sektorengleiche Vergütungsstrukturen. Somit könnten Fehlanreize und die ausgeprägten Beharrungstendenzen überwunden und der Aufbau regionaler Versorgungszentren ermöglicht werden.

Das Gutachten betrachtet darüber hinaus weitere ausgewählte Versorgungsbereiche: den öffentlichen Gesundheitsdienst und die Langzeitpflege. Es untersucht konkrete Strategien zur Stärkung der Lieferketten sowie zur Verbesserung des akuten Krisenmanagements. Im letzten Teil des Gutachtens werden diese Empfehlungen exemplarisch auf die absehbaren Herausforderungen des Gesundheitssystems durch Hitze und weitere Pandemien angewandt.