Zu sehen sind gelb blühende Löwenzahnpfanzen
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Kapseln, Öle, Tabletten, Tinkturen, Tropfen – Arzneipflanzen und ihre Wirkung bei Krankheiten und Beschwerden

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Schon seit Antike und Mittelalter werden Heil- und Arzneipflanzen zum Teil viele nützliche Eigenschaften zugeschrieben: Sie sollen Übelkeit lindern, Stress reduzieren oder andere therapeutische Effekte erzielen. Dieser Ratgeber stellt eine Auswahl hilfreicher Arzneipflanzen vor, die die Hausapotheke bereichern können und erläutert konkrete Wirkungen. Zudem erfahren Patientinnen und Patienten etwas über Zulassung und Beratungsmöglichkeiten.

„Die Definition einer Arzneipflanze stammt aus der Pharmazie. Sie wurde von Apotheken, der pharmazeutischen Industrie sowie von der Volksmedizin, also der Naturheilkunde geprägt“, sagt Heidi Günther, Apothekerin bei der BARMER. Arzneipflanzen werden angebaut, um spezielle Arzneimittel, sogenannte Phytopharmaka herzustellen. Ärztinnen und Ärzte, Therapeutinnen und Therapeuten in Pflegeberufen, Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten sowie Heilpraktikerinnen und Heilpraktiker setzen diese therapeutisch in Form von Kapseln, ätherischen Ölen, Salben, Tabletten, Tees, Tinkturen oder Tropfen ein.

Lange Geschichte

„Arzneipflanzen werden seit jeher mit natürlicher Heilung, Vorbeugung oder Linderung von Krankheiten und Unwohlsein von Menschen, aber auch von Tieren in Verbindung gebracht. Schon früher wurden sie von vielen Kulturkreisen geschätzt und genutzt“, erläutert Günther. Sowohl Bäume, Blumen und Flechten, als auch Gemüsepflanzen, Kräuter oder Sträucher können ihren Angaben zufolge Arzneipflanzen sein. Medizinisch-therapeutisch verwendet werden in der Regel wirksame Bestandteile und Inhaltsstoffe wie Blätter, Blüten, Früchte, Rinden, Samen oder Wurzeln. Aus Arzneipflanzen gewonnene Phytopharmaka können allerdings in der medizinischen Anwendung anders als synthetische Wirkstoffe nicht patentiert werden, sind sie doch nach dem einschlägigen Patentrecht keine Erfindungen.

Anwendung und Wirkung

„Die Wirkung von Arzneipflanzen kann zum Beispiel bei Erkältungen mit Symptomen wie Halsweh, Husten, Schnupfen, Fieber, Kopfschmerzen oder Nasennebenhöhlenentzündung genutzt werden. Auch bei Appetitlosigkeit, Rheuma oder bei Problemen mit der Verdauung und Magenbeschwerden wie Bauchweh, Blähungen, Völlegefühl, Durchfall und Verstopfung kommen solche Pflanzen zum Einsatz“, sagt Günther. Weitere zentrale Anwendungsgebiete seien Kreislaufprobleme, Schlafstörungen, Unruhe oder Nervosität.

Vorsicht geboten

Einige alte Arzneipflanzen enthaltenen jedoch auch schädliche Pflanzengifte, die nach eingehender Untersuchung und wissenschaftlicher Analyse heute nicht mehr in der Medizin oder in der Naturheilkunde verabreicht werden. „Ein Beispiel ist der Wurmfarn, der früher zu Bekämpfung von Bandwürmern eingesetzt wurde. Mittlerweile ist er aus guten Gründen in keinem Handbuch über Arzneipflanzen mehr zu finden“, weiß Günther. Denn aufgrund der schwierigen Dosierbarkeit verliefen überdosierte Wurmkuren früher auch schon mal tödlich. In Deutschland wurde der Wurmfarn im Jahr 1993 für die innere und äußere Anwendung auf die Negativliste verordnungsfähiger Phytopharmaka gesetzt.

Auf die Zulassung kommt es an

Ein Arzneimittel erhält in Deutschland eine Zulassung, wenn die zuständigen Behörden Unbedenklichkeit, pharmazeutische Qualität und Wirksamkeit nach strengen Vorschriften geprüft haben. „Bei den ersten Kriterien sind die Anforderungen für alle Präparate grundsätzlich gleich. Unterschiede gibt es jedoch bei der Wirksamkeit“, sagt Günther. Unterschieden werde dabei nach „rationalen“ und „traditionellen“ Pflanzenmedikamenten. Für ein „rationales“ Mittel muss in Studien mit vielen Teilnehmenden für jedes einzelne Präparat die konkrete Wirkung erwiesen sein. Für ein „traditionelles“ Pflanzenarzneimittel reichen indirekte Belege für einen therapeutischen Nutzen. Dazu zählen auch Berichte über erfolgreiche Anwendungen am Menschen. Traditionelle pflanzliche Arzneimittel werden daher registriert anstatt zugelassen.

Beratung ist besonders wichtig

Die meisten pflanzlichen Arzneimittel sind in der Regel gut verträglich und daher für eine Selbsttherapie geeignet. Charakteristisch ist oft eine lange Dauer der Anwendung. Aufgrund der meist langen und vielfältigen Erfahrungen mit Heilpflanzen und ihren Wirkweisen, können entsprechende Präparate besonders sicher eingesetzt werden. Dennoch sind aus Pflanzen hergestellte Medikamente nicht frei von Neben- oder Wechselwirkungen. Je höher die Konzentration pflanzlicher Wirkstoffe in dem jeweiligen Mittel, desto wahrscheinlicher sind neben der gewünschten Wirkung auch Begleiterscheinungen, die durchaus Probleme machen können. „Schon aus diesem Grund ist es für Patientinnen und Patienten wichtig, sich in der Arztpraxis oder in der Apotheke eingehend beraten lassen“, sagt Heidi Günther.

Beispiele für besonders bekannte Arzneimittelpflanzen

Zu den bekanntesten Arzneipflanzen zählt Salbei. Das Kraut soll kognitive Prozesse, wie die Konzentration und das Gedächtnis verbessern. Zudem unterstützt es die Verdauung, hilft bei Asthma und wirkt bei bestimmten Infektionen. Das ätherische Öl der Pflanze erhöht die Konzentrationsfähigkeit und kann verschiedene Therapien gegen Gedächtnisverlust durch Alzheimer unterstützen. Vorteilhaft soll Salbei auch bei Bissen, zur Beruhigung und Stimulierung des Nervensystems und zur Linderung von Erkältungen und Husten sein.

Ginseng kommt in der modernen westlichen Naturmedizin und in der traditionellen chinesischen Medizin in der Regel als stärkendes Präparat zum Einsatz. Die Wurzel soll dabei das Zentralnervensystem kräftigen. Deshalb kommt sie vor allem bei Erschöpfung, Energiemangel, körperlichen Anstrengungen, Schwäche, Verletzungen und längerem emotionalen Stress zur Anwendung. Die Wirkung von Ginseng auf das Nervensystem und seine entspannenden Eigenschaften machen aus der Heilpflanze ein probates Mittel gegen Stress, Schlafstörungen und Angst.

Löwenzahn ist ein Feld- und Wiesenkraut, das die Harnproduktion erhöhen soll. Es hat unter anderem reinigende Wirkungen und zugleich abführende Eigenschaften.

Süßholz wird zugeschrieben, dass sich mit ihm Halsschmerzen, Bronchitis, Husten und Infektionen behandeln lassen. Die Pflanze kommt des Weiteren in der pharmakologischen Behandlung von Arthritis oder Leberbeschwerden zum Einsatz.

Die Wurzel der Brennnessel gilt als hilfreich, um Gelenkkrankheiten entgegenzuwirken. Die Stiele und Blätter der Pflanze gelangen mit viel Flüssigkeit aber auch bei Harnwegsinfektionen und Nierensteinen zur Anwendung. Ebenso bei Allergien, Heuschnupfen und Arthritis sind die Blätter hilfreich. Darüber hinaus soll die Brennnessel Juckreiz lindern und die Fettproduktion regulieren. Deshalb ist sie etwa bei Behandlungen von Akne und anderen Hautkrankheiten zu finden.