Junge Frauen und Männer sitzen an einem Tisch vor einem Holzhaus und essen gemeinsam..
Ernährung

Flexitarier: Vor- und Nachteile einer Ernährung mit wenig Fleisch

Lesedauer unter 5 Minuten

Redaktion

  • Silke Böttcher (Medizinjournalistin, Jellyfish)

Qualitätssicherung

  • Dr. Gunda Backes (Diplom-Ökotrophologin)

Flexitarier werden oft auch als Teilzeit-Vegetarier bezeichnet. Denn sie essen zwar Fleisch, aber wenig und auch nur selten. Worin bestehen für Flexitarier Vor- und Nachteile in ihrer Ernährungsweise? Erfahren Sie, was berücksichtigt werden sollte, wenn man flexitarisch leben möchte, und ob diese Art der Ernährung gesundheitliche Vorteile bringt.

Was sind Flexitarier?

Es gibt keine klare Definition für Flexitarier und der Begriff ist noch ziemlich neu. Allgemein gilt: Flexible Vegetarier und Vegetarierinnen reduzieren ihren Fleischkonsum, verzichten aber nicht vollkommen darauf, wie z.B. beim klassischen Vegetarismus oder Veganismus. Dabei achten sie auf eine hohe Qualität des Fleisches, das sie essen.

Die Zahl der Menschen, die sich so ernähren, ist hoch. In Deutschland gaben nach einer Forsa-Befragung des Bundeslandwirtschaftsministeriums etwa 55 Prozent der Teilnehmer an, dass sie gelegentlich bewusst auf Fleisch verzichten.

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Der Duden bezeichnet Flexitarier als Menschen, die überwiegend vegetarisch essen und nur gelegentlich ein Stück Fleisch zu sich nehmen. Der Vegetarierbund Deutschland (VEBU) definiert Flexitarier etwas genauer. Er bezieht alle Menschen in die Bezeichnung mit ein, die an mindestens drei Tagen pro Woche auf Fleisch verzichten.

Exakte Vorgaben, wie selten oder wie oft die Teilzeit-Vegetarier Fleisch auf dem Teller haben, gibt es nicht. Aber eine Regel gilt bei den meisten Flexitariern: Sie essen nur Fleisch mit hoher Qualität und legen Wert auf biologische Produktion.

Was essen Flexitarier?

Weil die Definition der Flexitarier nicht ganz einheitlich ist, ist es kaum möglich, genau zu definieren, was sie wirklich essen. Es gibt Vegetarier, die sich ab und zu ein gutes Stück Fleisch gönnen, und Menschen, die ab und zu auf Fleisch verzichten. Zu den wichtigsten Lebensmitteln für Flexitarier gehören Gemüse, Obst, Getreideprodukte, Hülsenfrüchte, Nüsse und Samen. Diesen Speiseplan ergänzen sie mit Fisch sowie Fleisch und Geflügel überwiegend aus artgerechter Haltung.

Viele sehen den Vorteil ihrer Ernährungsform in der Vielfalt der Lebensmittel, die sie essen. Flexitarier wählen ihre Lebensmittel eher bewusst, möchten ihre Gesundheit fördern und trotzdem nicht auf gutes Essen verzichten. Hilfreiche Tipps hierfür liefert auch unsere gesunde Einkaufsliste für Lebensmittel.

Die Vorteile einer flexitarischen Ernährung 

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt Fleisch als Ergänzung für eine abwechslungsreiche und gesunde Ernährung. Demnach sollte man Fisch ein- bis zweimal pro Woche essen und bei Fleisch maximal 300 bis 600 Gramm pro Woche zu sich zu nehmen (die 300 Gramm betreffen Menschen mit niedrigem, die 600 Gramm solche mit hohem Kalorienbedarf).

Fleisch enthält reichlich Eisen, Selen und Zink, dazu Vitamin B12, die aus diesen Quellen besonders gut vom Körper aufgenommen werden. Fisch wiederum ist ein guter Lieferant von Jod und Omega-3-Fettsäuren. Aber auch wenn Fleisch gesund ist: Wichtig ist, sich an der von der DGE empfohlenen Menge zu orientieren, denn ein hoher Fleischkonsum ist mit einem höheren Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Krebs verbunden. Flexitariern fällt es leichter, die Menge einzuhalten, weil sie nicht jeden Tag Fleisch essen.

Die bewusste Ernährung hat zudem den Vorteil, dass auch auf die Kalorien-Zufuhr geachtet werden kann. Vermutlich sind Menschen, die den Flexitariern zugeordnet werden können, auch deshalb im Schnitt schlanker als der Rest der Bevölkerung. Weniger tierische Lebensmittel sind außerdem gut fürs Klima. Denn ein großer Teil der Treibhausgas-Emissionen stammt aus der Tierhaltung. Eine Studie des WWF kam zum Schluss, dass schon ein fleischfreier Tag pro Woche, wenn alle Menschen in Deutschland mitmachen würden, neun Millionen Tonnen CO2 pro Jahr einsparen könnte.

Hat die flexitarische Ernährung auch Nachteile?

Weil die flexitarische Ernährung im Grunde genommen die DGE-Empfehlung, maximal 300 bis 600 Gramm Fleisch pro Woche zu verzehren, besser einhält als die übliche Mischkost, gibt es keine Nachteile. Aber: Flexitarier, die Fleisch komplett vom Speiseplan streichen, sich also zum Vegetarier oder Veganer entwickeln, haben eine Quelle weniger für bestimmte Nährstoffe wie Vitamin B12, Vitamin D, Jod, Eisen, Zink und Proteinen.

Diese sind inzwischen aber gut zu ergänzen. Gerade Vitamin B12 ist in wenigen anderen Lebensmitteln zu finden – meist müssen Vegetarier supplementieren, denn in größerer Menge ist es nur in tierischen Lebensmitteln (Fleisch, Fisch, Meeresfrüchten, Milchprodukten, Eiern), enthalten.

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Flexitarier, die künftig ganz auf Fleisch verzichten möchten, können überlegen, zumindest Milchprodukte und Eier auf dem Ernährungsplan belassen. Denn Studien zufolge stellt eine ovo-lacto-vegetarische Lebensweise mit Gemüse, Hülsenfrüchten, Obst, Vollkornprodukten, Nüsse und Samen, ergänzt durch einen mäßigen Anteil an Milchprodukten und Eiern, sicher, dass die meisten Nährstoffe ausreichend vorhanden sind. Allerdings ist es ratsam ab und zu seine Nährstoffversorgung an Vitamin D, Jod und teilweise Eisen und Zink kontrollieren zu lassen. Hier sind Mängel nicht auszuschließen.

Fazit: In der Abwägung der Vor- und Nachteile bei der Ernährungsform von Flexitariern überwiegen die Vorteile aus ernährungsphysiologischer Sicht. Vor allem, wenn Sie sich beim Fleischkonsum an die Empfehlungen der DGE halten und auf eine hohe Qualität der Lebensmittel achten. Mehr als 300 bzw. 600 Gramm Fleisch pro Woche werden nicht empfohlen. Versuchen Sie doch den leichten Einstieg in den Flexitarismus, wenn Ihr Fleischkonsum bislang noch höher ist. So können Sie zunächst einmal pro Woche einen fleischlosen Veggie-Tag einplanen. Das ist ein guter Anfang, um Ihrer Gesundheit und der Umwelt etwas Gutes zu tun.

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