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Können Männer Brustkrebs kriegen?

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Redaktion

  • Philipp Lutz (TAKEPART Media + Science GmbH)

Qualitätssicherung

  • Dr. med. Utta Petzold (Dermatologin, Allergologin, Phlebologin bei der Barmer)

Jährlich erkranken in Deutschland etwa 750 Männer an einem Mammakarzinom. Das ist der wissenschaftliche Name für Brustkrebs. Zum Vergleich: Etwa 70.000 Frauen bekommen jährlich die Diagnose Brustkrebs. Es ist die häufigste Krebserkrankung bei Frauen fast jeden Alters.

In welchem Alter bekommen Männer Brustkrebs?

Auch Männer können in jedem Alter an Brustkrebs erkranken, jedoch liegt der Durchschnitt bei etwa 71 Jahren. Häufig erfolgt die Diagnose bei ihnen meist in einem späten Stadium. Das hat vor allem zwei Gründe: Erstens können sich viele Männer nicht vorstellen, dass sie Brustkrebs haben und gehen darum bei Veränderungen im Brustbereich nicht direkt zum Arzt.

Zweitens gibt es keine Brustkrebs-Früherkennungsprogramme für Männer. Das ist für Frauen anders: Das Mammographie-Screening ist ein gesetzliches Früherkennungsprogramm, bei dem die Brustdrüse geröntgt wird. Ärztinnen und Ärzte können durch diese Untersuchung bereits sehr kleine Tumore und Knoten erkennen, die sich zuvor auch nicht ertasten lassen.

Auch BRCA-Mutation ist ein weiterer medizinischer Begriff für Brustkrebs. BRCA1 und BRCA2 sind Gene. Sie üben Kontrollmechanismen bei Zellwachstum und Zellteilung aus und verhindern damit das unkontrollierte Wachstum von Krebszellen. 

Verändern sich die Gene, spricht man zum Beispiel von BRCA2-Mutationen. Durch sie verlieren die Gene ihre Kontrollfähigkeiten. Infolgedessen können Frauen ein erhöhtes Risiko für Brust- oder Eierstockkrebs haben.  Haben Männer einen solchen Gendefekt, führt dies häufig zu Brust- oder Prostatakrebs. 

Wie entsteht Brustkrebs bei Männern?

Brustkrebs beim Mann geht  – ähnlich wie bei Frauen – häufig von den Milchgängen aus. Bis zur Pubertät ist die Brust bei Jungen und Mädchen nahezu identisch aufgebaut. Erst die weiblichen Sexualhormone sorgen bei Mädchen für weiteres Wachstum des Drüsengewebes, des Binde- und Fettgewebes sowie der Milchgänge.

Dieses Wachstum bleibt bei Jungen in der Regel aus, trotzdem hat auch die männliche Brust die Anlagen von Milchgängen. In diesen entstehen 80 Prozent aller Brustkrebserkrankungen, da diese Zellen besonders anfällig dafür sind. Weil bei Männern die Milchgänge aber schwächer ausgeprägt sind als bei Frauen, kommt bei ihnen die Krankheit vergleichsweise selten vor. 

Außerdem bekannt ist: Patienten mit Mammakarzinom haben einen erhöhten Östrogenspiegel. Wachstum und Entwicklung des Tumors ist abhängig vom Hormon Östrogen. Dieses haben, in geringeren Mengen, auch Männer. In ihrem Körper entsteht es, analog zum Frauenkörper, mithilfe des Enzyms Aromatistase. Der männliche Körper produziert Östrogen im Hoden, in Fettzellen und in der Nebenniere.

Medizinisch lässt sich nicht immer klären, welche exakte Ursache es für den Krebs gibt. Einige Faktoren für die Entstehung bei Männern sind jedoch bekannt: 

  • Allgemeines Alters: Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko für diese Krankheit.
  • Ungleichgewicht der Hormone: Wenn der männliche Körper mehr weibliche Geschlechtshormone produziert als männliche, ist dies ein Risikofaktor für eine mögliche Erkrankung. 
  • Genetische Faktoren: Männer aus einer Familie mit erblichem Brustkrebs-Risiko und Männer mit einer angeborenen Chromosomenstörung, dem Klinefelter-Syndrom haben ein höheres Risiko. Hiervon betroffene Männer haben hier ein X-Chromosom mehr als andere (also 47, XXY statt wie üblich 46 XY).  
  • Vorerkrankungen: Diabetes mellitus, Prostatakrebs, Lebererkrankungen, Schilddrüsenüberfunktion und Hodenentzündung können, aber müssen nicht begünstigend sein.
  • Radioaktive Strahlung: Sie kann ein Risikofaktor für Brustkrebs sein, sofern die Strahlung direkt das Brustgewebe betrifft. Das ist zum Beispiel bei einer Bestrahlung des Oberkörpers aufgrund einer früheren Krebserkrankung der Fall.
  • Weiterer Risikofaktor kann der Lebensstil sein: Übergewicht (hoher Body-Mass-Index), viel Alkoholkonsum, Rauchen und wenig Bewegung können eine Rolle spielen.

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Wie erkenne ich Brustkrebs bei Männern?

Ein einseitiger, harter, meist schmerzloser Knoten ist wichtiges Anzeichen für Mammakarzinom. Der Patient ertastet einen „Knubbel“ im Bereich der Brustwarze.

Weitere Anzeichen sind :

  • Schorf oder kleine Entzündungen an der Brustwarze, die nicht abheilen.
  • Brustwarze zieht sich nach innen.
  • Klare, eitrige oder blutige Flüssigkeitsabsonderung aus der Brustwarze.
  • geschwollene Lymphknoten in der Achselhöhle

Wichtig: Aber nicht jede Veränderung im Bereich der Brust ist ein Hinweis auf Krebs. Hormonelle Umstellungen bei Jugendlichen und älteren Männern können eine beidseitige Schwellung verursachen, die allerdings gutartig ist. Aus dem gleichen Grund können sich gutartige Bindegewebswucherungen bilden.

Die einseitig tastbaren Veränderungen sind nicht zwingend Anzeichen für einen bösartigen Tumor. Eine schmerzhafte Entzündung der Warze kann auch mal durch Scheuern an der Kleidung entstehen. Wenn die Kleidung in Verbindung mit Schweiß diese ständig reizt, bezeichnet man das als „Runner‘s" oder "Jogger’s Nipple“. Dennoch: Bei Veränderungen sollte der Patient auf jeden Fall die Hausarztpraxis aufgesucht werden, um die Symptome abklären zu lassen.

Wie stellt der Arzt den Brustkrebs fest?

Wer Symptome bei sich feststellt, sollte den Arztbesuch nicht aufschieben. Fachliche Hilfe bietet der Hausarzt, aber auch ein Gynäkologe und ein Urologe. Wer möchte, kann sich auch direkt an ein spezielles Behandlungszentrum für Brustkrebs wenden. 

Um eine Diagnose zu treffen, gibt es ein mehrstufiges Verfahren: Um ein Mammakarzinom festzustellen, nutzt der Arzt neben einer Tastuntersuchung häufig auch bildgebende Verfahren eingesetzt. Dazu zählen die Ultraschalluntersuchung sowie die Mammographie der Brust und der umliegenden Lymphbahnen. Da bei den meisten Männern das Brustgewebe im Vergleich zu Frauen wesentlich dichter ist, entnimmt der Mediziner häufig zusätzlich mit einer feinen Nadel eine Gewebeprobe aus der Brust. Dieses Verfahren heißt Biopsie. Sie wird meist ambulant mit einer örtlichen Betäubung durchgeführt.

Liegt tatsächlich ein Mammakarzinom vor, erfolgt eine genaue Untersuchung des entnommenen Gewebes, um festzustellen, ob die Veränderungen gutartig oder bösartig sind. Handelt es sich um einen bösartigen Tumor, wird geprüft, ob er bereits Metastasen in Knochen, Lymphknoten und oder anderen Organen gebildet hat. Als Verfahren zur Diagnose kommen hier insbesondere eine Ultraschalluntersuchung der Leber, eine Computertomographie von Lunge und Leber sowie eine Knochenszintigraphie in Frage.

Bei der Knochenszintigraphie bekommt der Patient eine radioaktiv markierte Substanz gespritzt, die sich in Knochenregionen mit erhöhtem Stoffwechsel vermehrt anreichert. In dem durch die Eigenstrahlung der Substanz entstandenen Bild des Skeletts können Knochentumore oder Metastasen, die einen aktiveren Stoffwechsel haben als gesundes Knochengewebe, in den Knochen nachgewiesen werden.

Welche Arten der Behandlung gibt es?

Die Therapie des männlichen Mammakarzinoms ist genau wie bei Frauen mit gleicher Diagnose. 

  • Operation: Das Karzinom und benachbarte Lymphknoten werden entfernt. Je nachdem, wie sich der Krebs ausgebreitet hat, kann es sein, dass auch der gesamte Brustdrüsenkörper einschließlich der Brustwarze entfernt wird. Anschließend folgt in der Regel eine weiterführende Behandlung. 
  • Strahlentherapie: Die Bestrahlung schädigt die Tumorzellen, sodass sie absterben. Es ist eine lokale Therapie. Das heißt, die Strahlen wirken ganz gezielt nur dort, wohin sie auch wirklich treffen. Die Strahlentherapie soll das Risiko für einen Rückfall senken.
  • Hormontherapie: Häufig wächst das Karzinom bei Männern abhängig von den weiblichen Geschlechtshormonen. Daher kommt in diesen Fällen eine Antihormontherapie zum Einsatz, bei der dem Tumor das weibliche Geschlechtshormon sozusagen vorenthalten wird. Das senkt die Rückfallgefahr.
  • Chemotherapie: Die Chemotherapie ist eine medikamentöse Behandlung. Sie schädigt die Tumorzellen, sodass sie sich nicht mehr teilen können und absterben. Eine solche Therapie wird in mehreren Zyklen über einige Wochen in der Regel als Infusion verabreicht. Sie wirkt dadurch im ganzen Körper. Die Wirkstoffe können auch kleine Tumore erreichen, die auf den bildgebenden Verfahren noch nicht erkennbar sind. Schäden an körpereigenen gesunden Zellen wie Blut- oder Haarwurzelzellen werden durch Pausen zwischen den Behandlungszyklen abgemildert.
  • Antikörpertherapie: Die Antikörpertherapie ist eine Form der Immuntherapie. Es handelt es sich um eine Therapie, bei der künstlich hergestellte Antikörper gezielt gegen die Tumorzellen eingesetzt werden. Die Antikörper verhindern, dass Wachstumssignale an die Tumorzelle gesendet werden.

Wie sind die Heilungschancen? Wie schlimm ist Brustkrebs bei Männern?

Die Heilungschancen sind gut, wenn der Krebs früh erkannt wird. Daher gilt für Männer und Frauen die Empfehlung , die Brust und vor allem die Warzen regelmäßig  abzutasten. Stellt man eine Veränderung fest, ist es ratsam, eine gynäkologische Praxis oder Hausärztin oder Hausarzt aufzusuchen. Die Betroffenen sollten sich am besten in einem zertifizierten Brustkrebszentrum behandeln lassen.

Das ist eine Einrichtung, die sich auf die Therapie dieser Erkrankung spezialisiert hat, hohe Qualitätsanforderungen erfüllt und diese auch mit einem Zertifikat belegen kann. Solche Zentren gibt es in Deutschland in allen Bundesländern. 

Das Thema Brustkrebs wird in der Öffentlichkeit häufig als reines Frauenproblem wahrgenommen. Zumal es bei Frauen auch die häufigste Form von Krebs ist. Dass auch Männer daran erkranken, ist weniger bekannt. Die meisten Männer wissen nicht, dass auch das bei ihnen vorhandene Brustdrüsengewebe – genau wie bei Frauen – entarten kann.

Das ist einer der Gründe, warum sie in der Regel zu spät mit einem Brustleiden ärztlichen Rat einholen. Und warum Brustkrebs bei Männern meist später als bei Frauen diagnostiziert wird. Daher ist es besonders wichtig, auf Symptome zu achten, bei Anzeichen frühzeitig zu handeln und einen Arzt aufzusuchen.

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