Eine Frau macht Rückenübungen mit einer Faszienrolle
Rückengesundheit

Faktencheck Rücken: Was hilft gegen Rückenschmerzen und was nicht?

Lesedauer unter 8 Minuten

Redaktion

  • Katja Matthias (Medical Writer, TAKEPART Media + Science GmbH)

Qualitätssicherung

  • Dr. med. Ursula Marschall (Fachärztin für Anästhesie, Barmer)
  • Dr. Thomas Schulz (Sportwissenschaftler, Barmer)

Es gibt viele Mythen und Irrtümer rund um das Thema Rückenschmerzen und Rückengesundheit. Die einen schwören auf Wärme, während andere auf jeden Fall eine Spritze wollen. Zu viel sitzen, zu weich schlafen – ganz unterschiedliche Ursachen scheinen für Rückenprobleme verantwortlich. Wir schauen uns einige der häufigsten Ratschläge an und fragen: Was ist von ergonomischen Bürostühlen zu halten? Hilft die Faszienrolle? Sollen wir uns bei Rückenbeschwerden schonen oder bewegen?

Schonen oder bewegen bei Rückenschmerzen? 

Bewegung und körperliche Aktivität können bei Rückenschmerzen helfen. Das belegen viele belastbare Studien. Gerade bei Rückenbeschwerden ist es daher wichtig, wenn möglich, aktiv zu bleiben und Alltagsbewegungen nicht einzuschränken.

Aber Sie müssen keine sportlichen Höchstleistungen abliefern. Denn zu viel Belastung kann auch schaden. Durchhalten und einfach weitermachen ist kein guter Weg.

Sie sollten körperliche Aktivitäten schrittweise an Ihre Leistungsfähigkeit anpassen. Dabei können Sie alles machen, was Ihnen Spaß bereitet und keine Schmerzen verursacht. Aktivitäten, die den Rücken ungünstig belasten, sind mit Vorsicht zu genießen und sollten insbesondere bei akuten Rückenproblemen gemieden werden.

Dazu zählen Sportarten mit abrupten Stopps wie Tennis oder Squash. Brustschwimmen kann je nach Schwimmtechnik Hals und Nacken belasten. Geeignete Alternativen können Aquagymnastik, Nordic Walking oder ein differenziertes Krafttraining sein. In der Physiotherapie werden unter anderem kräftigende Übungen unter professioneller Anleitung durchgeführt. Das kann ein sinnvoller erster Schritt sein, wenn Sie unsicher sind, was Sie sich zumuten können.

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Helfen Schmerztabletten gegen Rückenschmerzen? 

Akute Rückenschmerzen sind oft sehr unangenehm, sodass Betroffene ihre Bewegungen automatisch einschränken. Schonhaltungen verstärken jedoch meist die Beschwerden. In solchen Phasen können Schmerzmittel kurzfristig helfen. Aber Schmerzmittel allein helfen nicht, die Beschwerden zu reduzieren. Sie stellen keine langfristige Lösung dar, sondern sind ein Teil eines gesamten Behandlungskonzeptes.

Schmerzmittel müssen richtig eingenommen werden. Auch frei verkäufliche Schmerzmittel können Ihnen durch eine zu hohe Dosierung schnell schaden. Zudem muss die Zuordnung des Wirkstoffes zur Schmerzart passen, sonst wirkt das Medikament nur unzureichend.

Daher ist es sinnvoll, Medikamente in Absprache mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin einzunehmen. Medikamente haben in der Regel immer auch Nebenwirkungen. Daher sollten Sie Schmerzmittel nicht unbedacht längere Zeit einnehmen. Klären Sie, ob der Schaden durch Nebenwirkungen (wie zum Beispiel Magenbeschwerden) den Nutzen überwiegt.

Hilft eine schnelle Spritze gegen Rückenschmerzen?

Schmerzmittel können auch direkt in Venen oder Muskeln gespritzt werden. Fachleute, die eine Leitlinie zur Behandlung von Rückenschmerzen verfasst haben, konnten jedoch keine Wirksamkeit für das Spritzen von Schmerzmitteln feststellen. Sie raten daher von Spritzen gegen Rückenschmerzen ab.

Was bringt dynamisches Sitzen bei Rückenbeschwerden?

"Sitzen ist das neue Rauchen", heißt es seit einigen Jahren. Auch wenn das Sitzen keinen guten Ruf hat, so ist es doch in unserem Kulturkreis fest verankert. Wir verbringen einen guten Teil unserer Zeit sitzend, sei es bei der Arbeit oder in der Freizeit. Und wichtig zu wissen: Wenn wir viel sitzen, bekommen wir nicht zwangsläufig Rückenbeschwerden.

Entscheidend ist vor allem, nicht zu lange in einer Position zu verharren. Sich regelmäßig anders hinzusetzen, kann Muskeln und Gelenke entlasten. Auf dem Stuhl nach vorne rutschen, sich nach hinten lehnen oder einfach mal die Beine hochlegen – all das verändert die Sitzposition und kann entlastend wirken. Dynamisches Sitzen lautet unser Tipp.

Dabei können ergonomische Möbel helfen, wie zum Beispiel ein guter Bürostuhl oder auch ein höhenverstellbarer Schreibtisch. Wenn wir viel sitzen, braucht der Rücken einen Ausgleich. Also ist es eine gute Strategie, öfter aufzustehen und sich die Beine zu vertreten. Das betrifft übrigens nicht nur den Bürostuhl, sondern auch das Sofa zu Hause.

Vielleicht auch interessant: Unter hoher körperlicher Belastung arbeitende Menschen haben ein höheres Risiko für Rückenbeschwerden als Menschen im Büro.

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Ist das Training mit der Faszienrolle gut gegen Rückenbeschwerden?

Faszien sind seit einiger Zeit in Mode. Neben der Praxis im Bereich Sport und Fitness erfahren sie auch in der Wissenschaft zunehmendes Interesse. Faszien sind das Bindegewebe, das alle Organe, Gelenke und Muskeln umschließt und dem Körper Form gibt.

Die Faszien sind von Nerven durchzogen und schmerzempfindlich. Manche Forschungsrichtungen betrachten sie mittlerweile als Sinnesorgan, da sie uns Informationen über unsere Bewegung und Position im Raum vermitteln. Faszien sind also – äußerst faszinierend.

Mit Faszienrollen, auch Hartschaumrollen genannt, wird das sogenannte Foam Rolling betrieben. Dabei werden unterschiedliche Körperpartien über die harte Schaumstoffrolle bewegt. Es handelt sich um eine Art Selbstmassage, die durchaus schmerzhaft sein kann.

Das Faszientraining, vor allem für den Rücken, ist bisher erst ansatzweise erforscht. Sie sollten Faszientraining daher umsichtig einsetzen. Vor allem wenn Sie Erkrankungen wie Diabetes oder Schädigungen der Nerven (Neuropathien) haben, ist Faszientraining für Sie eher nicht geeignet.

Helfen Wärme oder Kälte, um Schmerzen im Rücken zu lindern?

Viele Menschen halten Wärme für hilfreich bei Rückenbeschwerden. Erstaunlicherweise gibt es bisher keine Studien, die den Nutzen von Wärme deutlich belegen. Wenn eine Entzündung der Grund für Ihre Rückenschmerzen ist, kann Wärme eher schädlich sein.

Hier wäre kühlen besser. Aber auch die Wirksamkeit von Kälte ist wissenschaftlich nicht gut untersucht. Bei Rückenschmerzen sollten Sie ausprobieren, was für Sie angenehm ist. Wichtig ist, dass sich die Beschwerden nicht verschlimmern.

Können Rückenpflaster und Salben Rückenschmerzen lindern?

Um Rückenschmerzen zu lindern, reiben viele Menschen sich mit Salben ein oder benutzen Wärmepflaster. Bedenken Sie, die Wirkung der Medikamente kommt als erstes bei der Haut an. Diese kann gereizt reagieren, vielleicht brennt es oder juckt.

Für fast alle Wirkstoffe, die über die Haut aufgenommen werden, lässt sich keine Wirksamkeit gegen Rückenschmerzen nachweisen. Eine Ausnahme ist Capsaicin, das aus den Früchten des Cayennepfeffers gewonnen und in Wärmepflastern verwendet wird. Es gibt Hinweise, dass Capsaicin Schmerzen kurzzeitig vermindert.

Was bringt eine Rückenmassage bei Rückenbeschwerden?

Bei Verspannungen im Rücken denken viele an Massage. Eine Massage kann angenehm sein. Wissenschaftlich betrachtet gibt es allerdings keine aussagekräftigen Untersuchungen, die den Nutzen von Massagen bestätigen. Fachleute weisen darauf hin, dass Massagen die Passivität fördern, während bei Rückenschmerzen häufig genau das Gegenteil – nämlich körperliche Aktivität – hilfreich ist. Doch eine Massage kann zum persönlichen Wohlbefinden beitragen und auf diese Weise dem Schmerz etwas entgegensetzen.

Wie wichtig ist die Matratze bei Rückenschmerzen?

Einen wesentlichen Teil unseres Lebens verbringen wir im Schlaf. Er dient der Erholung und Entspannung – auch des Rückens. Daher scheint gerade bei Rückenproblemen die richtige Matratze besonders wichtig. Der ganze Bereich rund um Matratzen und Betten ist vom Zeitgeist geprägt und Moden unterworfen. Mal ist es angesagt, besonders hart zu schlafen und sich einen Futon zuzulegen.

Dann wieder liegen Boxspringbetten mit ihrem weichen Komfort im Trend. Aus Sicht der Wissenschaft lassen sich keine verlässlichen Aussagen treffen. Daher lautet die Empfehlung: Bett und Matratze sollten den eigenen Vorlieben entsprechen und einen ruhigen Schlaf erlauben.

Sind nur Erwachsene von Rückenschmerzen betroffen?

Es ist ein Mythos, dass Rückenbeschwerden nur im Alter auftreten. Auch junge Menschen können unter Rückenschmerzen leiden. Eine der Ursachen dafür kann das Handy sein. "Handynacken" oder "Heads down" lauten die Schlagworte, die dieses Problem beschreiben. Mit dem Handy in der Hand neigen wir den Kopf nach unten, um das Display im Blick zu behalten – und das oft für einen längeren Zeitraum.

Außerdem schränken wir uns bei der Nutzung von Handys bewegungstechnisch oftmals ein, denn die Bedienung eines Smartphones verlangt in der Regel keine großen Gesten. Das kann aufgrund von mangelnder Bewegung zu Beschwerden wie Nackenschmerzen führen.

Fakt im Hinblick auf Alter und Rücken ist: Unser Risiko für Rückenbeschwerden nimmt zu, je älter wir werden. Bei Menschen unter 30 klagt einer von zehn über Rückenschmerzen. Im Alter über 65 sind es drei von zehn.

Haben Rückenbeschwerden auch psychische Ursachen?

Rückenbeschwerden scheinen auf den ersten Blick ein rein körperliches Phänomen zu sein. Aber Achtung, auch die Psyche kann eine Rolle spielen: Wenn es uns körperlich nicht gut geht, hat das Auswirkungen auf unser seelisches Gleichgewicht.

Wir machen uns vielleicht Sorgen und fühlen uns unseren Aufgaben nicht gewachsen. Körperliche Beschwerden (vor allem länger anhaltende) können uns niedergeschlagen und antriebslos machen. Zur körperlichen Erkrankung können psychische Probleme hinzukommen, zum Beispiel eine depressive Verstimmung. Das ist normal und kein Zeichen von Schwäche. Wichtig ist, darüber mit jemandem zu reden. Allein das kann schon Entlastung schaffen.

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Umgekehrt kann die Psyche auch unser körperliches Wohlbefinden beeinträchtigen. Seelische Beschwerden wie eine Depression können sich im Körper niederschlagen und zu Schmerzen führen.

Körper und Seele beeinflussen sich gegenseitig. Daher ist es wichtig, bei Rückenproblemen möglichst auch seelisch eine positive Grundhaltung zu bewahren. Sie können zuversichtlich sein: In den allermeisten Fällen sind Rückenschmerzen nicht bedrohlich und verschwinden nach kurzer Zeit.

Fazit: Was hilft gegen Rückenschmerzen?

Nicht jedes Hausmittel, das wir im Kopf haben, hilft gegen Rückenschmerzen. Im Zweifel macht es Sinn, die eigenen Vorstellungen zu überprüfen und einem Faktencheck zu unterziehen. 

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