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Dentalphobie? Das hilft!

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Besonders gerne geht vermutlich niemand zum Zahnarzt. Bei manchen ist die Angst allerdings so groß, dass sie lieber Schmerzen in Kauf nehmen und ernste Erkrankungen riskieren, als sich einem Routine-Check oder gar einer Behandlung zu unterziehen. Doch ihnen kann geholfen werden.

Schon der Gedanke an den typischen Praxisgeruch reicht bei manchen Menschen aus, um ihnen Schweißperlen auf die Stirn zu treiben. Die Vorstellung an das Geräusch eines surrenden Bohrers versetzt sie sogar regelrecht in Panik. Laien nennen es einfach Angst vor dem Zahnarzt, Experten sprechen von einer sogenannten Dentalphobie. Und die ist gar nicht so selten: Laut Deutscher Gesellschaft für Zahnbehandlungsphobie leiden in Deutschland rund fünf Millionen Menschen unter einer solchen Angststörung. Betroffene verzichten nicht nur auf regelmäßige Routine-Checks, sie gehen auch bei leichten Schmerzen nicht zu einem Zahnarzt.

Experten unterscheiden zwischen eine Zahnbehandlungsangst und einer seelischen Erkrankung in Form einer Phobie. Bei beiden Formen können die Ursachen schlechte Erfahrungen in der Vergangenheit sein. Manchmal sind die Gründe aber auch irrational. „Allein die Behandlungsposition im Zahnarztstuhl – auf dem Rücken liegend, grelles Licht über dem Gesicht, der Bohrer surrt, dazu nicht sehen können, was der Arzt oder die Ärztin macht und nicht sprechen können – das kann bei Patientinnen und Patienten ein Gefühl des Ausgeliefertseins und des Kontrollverlustes auslösen oder sogar zu Panikattacken führen“, erklärt Andrea Jakob-Pannier, Psychologin bei der Barmer GEK. Während die meisten diese Situation nur als unangenehm empfinden, bedeutet sie für Angstpatienten puren Stress, auf den sie auch körperlich reagieren. Je nachdem, wie stark die Angst ausgeprägt ist, reichen die Symptome von Herzklopfen und einem Gefühl der Anspannung bis hin zu Schweißausbrüchen, Zittern, Schwindel, Übelkeit oder auch Panikzuständen.

Vertrauen aufbauen

Um der Phobie Herr zu werden, sind zwar vor allem Zahnärzte und Praxispersonal gefordert. Den ersten Schritt jedoch müssen Betroffene selbst tun. Nur wenn sie sich zu ihrer Angst bekennen oder eine fachärztlich diagnostizierte psychische Erkrankung festgestellt wurde, kann ihnen geholfen werden. „Wenn ein Zahnarzt und sein Personal um die Angst eines Patienten wissen, können sie sich darauf einstellen. Beispielsweise können eine Führung durch die Praxisräume und Gespräche mit dem Praxisteam dabei helfen, Vertrauen aufzubauen“, so Jakob-Pannier. Während eines solchen Gesprächs könne auch geklärt werden, wie viel Transparenz ein Patient im Vorfeld und auch während der Behandlung erhalten möchte. Während die einen über jeden einzelnen Behandlungsschritt informiert werden möchten, wollen andere lieber gar nichts davon wissen. In vielen Zahnkliniken geben Ärzte ihren ängstlichen Patienten Knackfrösche in die Hand. So können sie die Behandlung mit einem Klick unterbrechen, wenn es zu anstrengend wird. Anstelle des Frosches können Arzt und Patient auch ein bestimmtes Handzeichen vereinbaren.

Sensible Spezialisten

Darüber hinaus setzen Zahnärzte, die sich auf Patienten mit einer Dentalphobie spezialisiert haben, auch auf alternative Ansätze wie beruhigende Musik, angenehme Aromen wie Lavendel- oder Orangenduft, aber auch Akupunktur oder Hypnose. Bewährt hat sich auch das Erlernen einer Entspannungstechnik wie beispielsweise Autogenes Training. Mit ein wenig Übung lässt sich diese auch im Behandlungsstuhl gut anwenden. Ob eine Psychotherapie in Frage kommt, wird im Rahmen von fünf probatorischen Sitzungen bei einem psychologischen oder psychiatrischen Psychotherapeuten festgestellt.

Grundsätzlich bestehe laut Jakob-Pannier zwar auch die Möglichkeit einer Vollnarkose, diese solle aber nur dann eingesetzt werden, wenn keine andere Therapie greift. Denn sie mache den Patienten zwar behandlungsfähig, ändere aber nichts an den Ursachen der Angst. Außerdem bestehe die Gefahr von Nebenwirkungen.

Info: Motivation als Schlüssel - Eine nötige Zahnbehandlung zu ignorieren, kann zu ernsten gesundheitlichen Problemen führen und ist keine Lösung. Häufig reicht aber selbst das Wissen um die gesundheitlichen Zusammenhänge nicht aus, um das Verhalten zu ändern. Dagegen kann der Wunsch nach Veränderung sehr wohl einen Sinneswandel auslösen, oft angeregt durch einen neuen Partner oder auch durch einen neuen Job.