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Selbstmedikation: Kein Rezept, kein Risiko?

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Wer sich nicht fit fühlt, geht nicht unbedingt zum Arzt, sondern versucht es oft zunächst einmal mit Selbstmedikation. Besonders nahe liegt der Gang in die Apotheke, wenn die Betroffenen keine Zeit für einen Arztbesuch haben und sie ihre eigenen Beschwerden als nicht sehr schwerwiegend einschätzen. Vor allem Kopf- oder Rückenschmerz-Geplagte, Menschen mit Erkältung, Verdauungsbeschwerden, Schlafstörungen oder Hautproblemen behandeln sich erst einmal selbst, ohne einen Arzt hinzuzuziehen.

„Gegen Selbstmedikation ist nichts einzuwenden, wenn man ein paar Dinge beachtet“, so Heidi Günther, Apothekerin bei der Barmer. Probleme können beispielsweise entstehen, wenn durch die Einnahme von nicht verschreibungspflichtigen Medikamenten Wechselwirkungen mit anderen Mitteln auftreten. Aus diesem Grund sollte bei Selbstmedikation immer eine Beratung durch den Apotheker über Vorerkrankungen, Unverträglichkeiten und die Einnahme von Medikamenten erfolgen. Nur so kann der Apotheker das richtige Arzneimittel entsprechend der individuellen Beschwerden des Patienten aussuchen und Hinweise zur richtigen Einnahme geben. Das Lesen des Beipackzettels kann weitere wichtige Informationen zur Einnahme geben.

Vorsicht vor Wechselwirkungen

Als Beispiel für Wechselwirkungen zwischen verordnungsfähigen und rezeptfreien Medikamenten nennt Günther Mittel gegen Herzrhythmusstörungen, kombiniert mit rezeptfrei erhältlichen Abführmitteln. Bei gleichzeitiger Einnahme kann die Wirkung des Herzmedikamentes verstärkt werden, Herzrhythmusstörungen und Ohnmacht können die Folge sein. Frauen, die die „Pille“ einnehmen, sollten vorsichtig bei Johanniskraut sein, denn durch die Wechselwirkung beider Mittel ist ein 100-prozentiger Verhütungsschutz nicht mehr gegeben und eine ungewollte Schwangerschaft ist möglich. Wer regelmäßig Blutverdünner einnimmt, sollte auf Schmerzmittel wie Ibuprofen, Acetylsalizylsäure oder Diclofenac verzichten, denn diese verstärken die Wirkung, und es können Blutungen, auch innere Blutungen, auftreten.

„Besonders vorsichtig mit der Selbstmedikation sollten Senioren sein, denn sie leiden häufig unter mehreren Erkrankungen, die mit verschiedenen Präparaten behandelt werden. Die Gefahr von Wechselwirkungen der Medikamente ist daher sehr groß“, warnt Günther. Hinzu kommt, dass sich mit zunehmendem Alter die Pharmakokinetik der Arzneimittel verändert, also der Prozess der Wirkstoffaufnahme, der Verteilung im Körper, des Ab- und Umbaus und der Ausscheidung. Eine Rücksprache mit dem Arzt ist hier besonders wichtig, um gesundheitliche Probleme zu vermeiden.

Keine bereits früher verordneten Präparate einnehmen

Kritisch sieht die Expertin auch, wenn der heimische Apothekenschrank durchsucht und ein verschreibungspflichtiges Präparat eingenommen wird, das bereits früher verordnet wurde. „Möglicherweise weicht das aktuelle Krankheitsbild von dem früheren ab, so dass der Einsatz des Mittels nicht sinnvoll oder sogar schädlich ist“, erklärt Günther. Bereits verordnete Arzneimittel sollten daher ohne Rücksprache mit dem Arzt später nicht mehr zum Einsatz kommen.

Wer bereits länger unter Beschwerden wie beispielsweise Schlafstörungen, Schmerzen oder Magen-Darm-Problemen leidet, sollte die Ursachen dafür von einem Arzt abklären lassen. Auch bei vermeintlich harmlosen Hautproblemen hilft besser ein Fachmann, bevor man die Haut mit falschen Mitteln noch mehr schädigt.