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Eichenprozessionsspinner: Kontakt mit reizenden Folgen

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Wer seine Freizeit gern draußen verbringt, sollte im Mai und Juni besonders vorsichtig in der Nähe von Eichen sein. Grund sind die Raupen des Eichenprozessionsspinners, eines in Deutschland heimischen Nachtfalters. Obwohl die Raupen völlig unscheinbar wirken, können sie doch zur Gefahr werden.

Sie sind weithin erkennbar, die sogenannten Gespinstnester der Eichenprozessionsspinner. Bis zu einem Meter sind sie lang, und hängen, einer Zuckerwatte ähnelnd, am Stamm oder auch in Astgabelungen von Eichen. Doch der harmlose Vergleich täuscht, denn die Raupen sind mit feinen, giftigen Brennhärchen ausgestattet, deren Zahl mit jeder Häutung ansteigt. Bis zur Verpuppung Ende Juni, Anfang Juli hat das Insekt etwa 600.000 solcher mit dem Nesselgift Thaumetopoin ausgestatteten Haare gebildet. Sie brechen leicht und setzen dann das Gift frei. Bei direktem Kontakt mit den Härchen können sich diese mithilfe von Widerhaken an die Haut heften, und allergieähnliche Symptome und juckende Hautekzeme hervorrufen. Und das auch lange nach der Häutung, da sie sich über Jahre in der Umgebung anreichern.

Gesundheitliche Folgen

„Das in den Haaren des Eichenprozessionsspinners enthaltene Gift kann auf der Haut eine Raupendermatitis mit geröteten Quaddeln und Pusteln auslösen“, so Dr. Utta Petzold, Dermatologin bei der Barmer. Wer mit den Härchen in Kontakt gekommen ist, bemerkt die Folgen allerdings meist erst in der Nacht oder am nächsten Tag. Die zeitliche Differenz zwischen Kontakt und ersten Symptomen führt oft dazu, dass die Ursache für die Beschwerden nicht sofort erkannt wird. Zudem ähnelt der juckende Hautausschlag anderen Hautproblemen, z.B. allergischen Ekzemen. „Je nachdem, wie intensiv der Kontakt mit den Gifthärchen des Eichenprozessionsspinners war, verschwinden der Ausschlag und das Jucken nach etwa zwei Wochen wieder von selbst. Allerdings wollen die wenigsten so lange warten und gehen vorher zum Arzt. Dieser kann die Beschwerden mit Hilfe von kortisonhaltigen Präparaten lindern“, erklärt Petzold.

Neben der Haut können auch Augen und Atemwege durch den Kontakt gereizt werden. Asthmatiker können mit Anfällen reagieren. Die Augen tränen, sind meist gerötet und geschwollen. Richtig unangenehm wird es, wenn sich eines der Härchen unter das Lid setzt oder in die Hornhaut eingräbt. In dem Fall ist der Gang zum Augenarzt unvermeidbar.

Langlebige Raupenhaare

Die Brennhaare des Eichenprozessionsspinners befinden sich vor allem in ihren Nestern, wo sie bis zu zehn Jahre hängen bleiben können. Aber auch in deren Umgebung, beispielsweise im Unterholz, finden sich die giftigen Härchen lange Zeit wieder. „Besucher von Campingplätzen, Waldgebieten, Parks und Spielplätzen sollten jetzt besonders auf Gespinstnester in Eichen achten und einen großen Bogen darum machen“, rät Petzold. Gartenbesitzer, die ein Gespinstnest auf ihrem Grundstück haben, sollten auf keinen Fall selbst versuchen, es zu entfernen. Auch abflammen oder abspritzen ist nicht empfehlenswert, weil dadurch noch mehr Gifthaare aufgewirbelt werden können. Die Entfernung sollte immer durch ausgewiesene Schädlingsbekämpfer erfolgen. Kommt es trotz aller Vorsichtsmaßnahmen zu einem Kontakt mit dem Eichenprozessionsspinner, sollte man sich gründlich abduschen und den ganzen Körper samt Haaren waschen. Anschließend ist es sinnvoll, die Haut trocken zu föhnen, damit eventuell verbliebene Härchen nicht eingerieben werden. Als Erste Hilfe-Maßnahme können kalte Kompressen den Juckreiz und die Schwellungen lindern.