STANDORTinfo für Thüringen

Sektoren vernetzen für mehr Miteinander und weniger Nebeneinander

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Wenn die Gesundheitsversorgung in Thüringen weiterhin auf hohem Niveau bleiben soll, muss sie angepasst werden. Der rasante Fortschritt in der Medizin und die neuen digitalen Möglichkeiten für eine vernetzte Behandlung sind die entscheidenden Qualitätstreiber der Zukunft.

Gleichzeitig ändern sich auch die Bedarfe der Menschen massiv: Chronische Krankheiten wie Diabetes und Bluthochdruck nehmen rapide zu und können nur interdisziplinär und sektorenübergreifend behandelt werden. Die bisher stark in ambulant und stationär getrennte Versorgung muss deshalb grundlegend reformiert werden.

Patienten brauchen mehr Miteinander statt Nebeneinander. Die Strukturen müssen sich an den Patienten ausrichten. Vor allem chronisch kranke Menschen benötigen integrierte Behandlungsketten verschiedener Ärzte und Heilmittelerbringer. Daher sollte das Land die Bildung regional vernetzter und sektorenübergreifender Strukturen fördern.

An erster Stelle steht dabei eine aufeinander abgestimmte Bedarfsanalyse . Dies bedeutet, dass die Krankenhausplanung – als originäre Aufgabe des Landes – stärker als bisher die ambulanten Leistungen im Einzugsbereich der Kliniken berücksichtigen muss. Denn die Medizin ist deutlich weiter als die Strukturen.

Der Fortschritt erlaubt bereits heute, viele ehemals im Krankenhaus verorteten Leistungen ambulant zu erbringen. Das ambulante Potenzial wird im internationalen Vergleich nicht ausgeschöpft. Langfristiges Ziel ist eine integrierte Versorgungsplanung für alle medizinischen Angebote.

Das in Thüringen 2013 vom Ministerium für Gesundheit eingerichtete Gemeinsame Landesgremium für die Förderung der sektorenübergreifenden Versorgung (sog. 90a-Gremium) ist bisher strukturell gehandicapt. Es kann bisher lediglich beratend tätig werden. Ohne die nötigen Kompetenzen und Informationsrechte wird es jedoch keine substanziellen Fortschritte in der Versorgung der Patienten geben. Daher fordert die Barmer eine gezielte, schrittweise Weiterentwicklung.

Das Gremium sollte beispielsweise alle Beschlussvorlagen des Krankenhausplanungsausschusses vorab erhalten und die Aufgabe bekommen, diese auf sektorenübergreifende Aspekte zu prüfen. Darüber hinaus sollte das Gremium neben der bisherigen reinen Beratungsfunktion auch sukzessive Entscheidungskompetenzen für sektorenübergreifende Themen erhalten.

Schaubild Sektorenübergreifende Versorgung

In einem nächsten Schritt sollten fachärztliche Leistungen an der Schnittstelle zwischen ambulanter Versorgung und stationärer Grundversorgung (siehe Grafik) einer Sicherstellung durch die Kassenärztliche Vereinigung (KV) zugeführt werden. Umgangssprachlich wird diese Schnittschnelle häufig als doppelte Facharztschiene bezeichnet. Geeignete Leistungen werden nach bundeseinheitlichen Kriterien definiert.

Die von der KV vorgenommene Kapazitätsplanung für diesen neuen Bereich erfolgt im Einvernehmen mit dem Land. Perspektivisch erfolgt die Sicherstellung unter Einbindung des gestärkten sektorenübergreifenden Landesgremiums. Stimmberechtigte Mitglieder sind die Landesverbände der Krankenkassen und die Ersatzkassen, die Kassenärztliche Vereinigung, die Landeskrankenhausgesellschaft sowie das Gesundheitsministerium, die einstimmig Beschlüsse fassen. Das langfristige Ziel ist eine sektorenübergreifende Planung der gesamten Gesundheitsversorgung. Für sektorenübergreifend erbrachte Leistungen wird eine einheitliche Vergütung geschaffen.

Best Practice: "RubiN"

Die Mittel des Bundes-Innovationsfonds werden schwerpunktmäßig für die Förderung sektorenübergreifender Versorgungsprojekte bereitgestellt. Die Barmer hat mit RubiN (Regional ununterbrochen betreut im Netz) ein Innovationsfonds-Projekt entwickelt, das sich speziell der Versorgung geriatrischer Patienten widmet. Bei Betroffenen treten akute und chronische Erkrankungen gleichzeitig auf, weshalb die Behandlung eine enge Zusammenarbeit verschiedener Versorgungsebenen und Leistungserbringern erfordert.

RubiN schließt 4.400 geriatrische Patienten aus acht akkreditierten Praxisnetzen in mehreren Bundesländern ein. Fünf Netze haben hierfür Casemanager eingestellt, die ein multiprofessionelles und sektorenübergreifendes Casemanagement aufbauen. Die niedergelassenen Haus- und Fachärzte der Praxisnetze arbeiten mit den beim Praxisnetz angestellten Casemanagern eng zusammen. Die Casemanager wiederum schlagen die Brücken zu Pflegediensten, Krankenhäusern sowie kommunalen sozialen Einrichtungen.

Weitere Informationen: www.rubin-netzwerk.de

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