Pressemitteilungen aus Thüringen

Hunderte Jugendliche landen in Thüringen jedes Jahr nach Komatrinken in der Notaufnahme

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In Thüringen werden immer mehr Jugendliche wegen einer akuten Alkoholvergiftung im Krankenhaus behandelt. 

Erfurt (17.10.2016). Nach einer aktuellen Auswertung des Robert-Koch-Instituts wurden zuletzt 452 Jungen und Mädchen im Alter von 10 bis 19 Jahren mit einer Alkoholvergiftung eingeliefert. Das sind fast 50 Prozent mehr als im Jahr 2000. „Wir sehen diese Entwicklung mit Sorge, denn trotz aller Maßnahmen zur Aufklärung bleibt die Zahl der Jugendlichen, die sich bis zum Exzess betrinken, weiter zu hoch. Alkoholmissbrauch muss bei der Präventionsstrategie der neuen Landesgesundheitskonferenz deshalb mit in den Fokus rücken“, fordert Hermann Schmitt, Landesgeschäftsführer der Barmer GEK Thüringen. 

Komasaufen ist nicht nur ein Phänomen, das bei jungen Männern auftritt, die allzu "tief ins Glas schauen". Der kontinuierliche Anstieg auch bei Frauen deutet auf ein gesamtgesellschaftliches Problem hin. Mehr als jeder dritte Patient, der mit einer Alkoholvergiftung in der Notaufnahme landet, ist weiblich. Experten vermuten hinter dem Anstieg aber auch zum Teil eine verstärkte Sensibilisierung der Öffentlichkeit durch die Diskussion über das Rauschtrinken, so dass die Notrufbereitschaft größer ist als früher.

Alkoholvergiftungen bei 10- bis 19-Jährigen mit stationäre Behandlung in Thüringen


Die Zahl der Alkoholvergiftungen bei Jugendlichen hat sich in den letzten Jahren auf hohem Niveau eingependelt. Gegenüber dem Jahr 2000 eine Steigerung um fast 50 Prozent.

Alkohol hemmt die körperliche und geistige Entwicklung

„Fakt ist: Wir haben ein Problem. Denn je früher der Missbrauch einsetzt, desto eher verfestigen sich Verhaltensweisen und desto größer ist das Risiko für eine Alkoholabhängigkeit“, so Schmitt. Gerade bei Jugendlichen kann der Missbrauch die geistige Entwicklung und das Wachstum nachhaltig stören. Alkohol ist ein Gift, das die Organe angreift und zu einer niedrigeren Lebenserwartung führt. Auch Unfall- und Verletzungsgefahr sind erhöht. Abhängige leiden zudem oft an depressiven Störungen. Dies zeigen Behandlungsdaten der Barmer GEK. „Begleiterkrankungen wie Depressionen sind keine Einzelfälle. Eine gezielte Suchtbehandlung muss dies berücksichtigen. Andernfalls drohen schnelle Rückfälle“, so Schmitt.

Die Studie des Robert-Koch-Instituts finden Sie unter diesem Link.

Onlinetraining: Clever weniger trinken

Wer sein Trinkverhalten selbstständig überprüfen und den Alkoholkonsum einschränken oder ganz aufgeben möchte, findet erste Hilfe im Internet: www.barmer.de/g100172 

Von einer Alkoholabhängigkeit sprechen Mediziner dann, wenn Betroffene drei dieser sechs Fragen mit "Ja" beantworten

  1. Spüren Sie eine Art Zwang zu trinken?
  2. Stimmt es, dass Sie nicht einfach mit dem Trinken aufhören können?
  3. Spüren Sie es, wenn Sie keinen Alkohol trinken (Zittern, Übelkeit, Schwitzen, Stimmungsschwankungen)?
  4. Müssen Sie stetig mehr trinken, um die gleiche Wirkung zu erzielen?
  5. Vernachlässigen Sie andere Interessen zugunsten des Trinkens
  6. Haben Sie erkannt, dass der Alkohol Ihnen schadet, trinken aber trotzdem weiter