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Fachveranstaltung "Wir machen es wie Dänemark"

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Angesichts der aktuellen Debatte über den 7. Thüringer Krankenhausplan empfiehlt die Barmer GEK, sich ein Vorbild an der Krankenhausreform in Dänemark zu nehmen. Manchmal lohnt ein Blick über den Tellerrand...

Erfurt (31.05.2016). "In Dänemark, das ähnlich ländlich strukturiert ist wie Thüringen, entstehen derzeit hochmoderne und spezialisierte Krankenhäuser, während gleichzeitig massiv die Telemedizin ausgebaut werden“, erklärt Hermann Schmitt, Landesgeschäftsführer in Thüringen. Die Barmer GEK hat deshalb den dänischen Gesundheitsexperten Sören Lindgaard sowie den dänischen Botschafter Friis Arne Petersen zur Fachveranstaltung "Wir machen es wie Dänemark" zum Erfahrungsaustausch nach Erfurt eingeladen.

Hintergrund: Im Februar reiste Thüringens Gesundheitsministerin Heike Werner nach Dänemark und Holland. Beide Länder haben ihre Krankenhausstruktur komplett umgekrempelt. Ein Vorbild für Thüringen? Derzeit wird im Ministerium der 7. Thüringer Krankenhausplan erarbeitet, der ab 2017 gelten soll. "Wir hoffen natürlich, dass sich Ministerin Werner viele Anregungen mitgenommen hat. Thüringen braucht mehr Mut zu einer echten Reform. Im Gegensatz zu anderen Bereichen der Gesundheitspolitik ist die Planung der Krankenhausstruktur allein Landessache", betont Schmitt.

„Wir dürfen keine ineffizienten Strukturen päppeln"

Dabei gehe der Koalitionsvertrag der Landesregierung bereits in die richtige Richtung: Bildung einer Grund- und Notfallversorgung in der Fläche, beispielsweise in Gesundheitszentren, sowie spezialisierte Zentren mit modernster Infrastruktur und erfahrenen Experten. "Die medizinische Qualität muss bei der Krankenhausplanung an erster Stelle stehen. Wir dürfen keine ineffizienten, unterdurchschnittlichen Strukturen päppeln, nur weil sie um die Ecke sind", so Schmitt. Leider sehe die Realität derzeit anders aus: Im Wettbewerb um Patienten und Umsatz weiten viele Kliniken ihr Angebot aus und kannibalisieren sich gegenseitig. Beispielsweise in der Geriatrie, der Orthopädie oder einzelnen chirurgischen Disziplinen. Gleichzeitig müssen Krankenkassen sämtliche Leistungen jener Fachabteilungen bezahlen, die im Landeskrankenhausplan aufgeführt sind.

Dänemark investiert über fünf Milliarden Euro in Krankenhäuser

Qualität ist auch der Leitgedanke der Krankenhausreform in Dänemark, erklärt Sören Lindgaard, Direktor des Gesundheitsinnovationszentrums Süddänemark: "Ausgangspunkt ist die Devise, dass es besser ist, wenn die Bürger eine etwas längere Anreise in Kauf nehmen und dafür jedes Mal von einem hoch spezialisierten Arzt behandelt werden." Deshalb wurden die Behandlungen in weniger Krankenhäusern zusammengefasst – in der Region Süddänemark beispielsweise wurde die Zahl von 35 auf 5 Einheiten an 12 Standorten reduziert. Um diesen neuen Ansatz zu unterstützen, werden laut Lindgaard in ganz Dänemark über fünf Milliarden Euro für die Errichtung und den Ausbau neuer Krankenhäuser investiert. "Wegen der dadurch größeren Entfernung zum nächsten Krankenhaus wird gleichzeitig die Bereitschaft mit Notarztwagen und einer neuen Hubschrauberabdeckung in ganz Dänemark ausgebaut. Parallel dazu werden wohnortnah verstärkt Gesundheitshäuser etabliert, in denen niedergelassene Ärzte und Vorbeugungseinrichtungen zusammengefasst werden", erklärt Lindgaard.

Beste Bedingungen für echte Krankenhausreform

Die Bedingungen für eine echte Reform seien so gut in Thüringen wie seit der Wiedervereinigung nicht mehr, betont Schmitt. Einerseits bringe der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) voraussichtlich Ende 2016 die ersten Qualitätskriterien gemäß Krankenhausstrukturgesetz auf den Weg, das vor einem Jahr vom Bundestag beschlossen wurde. Diese sollen künftig entscheiden, ob ein Krankenhaus bestimmte Leistungen erbringen darf oder nicht. Gleichzeitig werden die Bildung von Zentren gefördert sowie der Abbau von Überkapazitäten mithilfe des Krankenhausstrukturfonds. Aus diesem stehen Thüringen rund 27 Millionen Euro zur Verfügung. "Wir sollten das Geld sinnvoll nutzen, um wenigstens ein Pilotprojekt zu starten und beispielsweise ein erstes Gesundheitszentrum zu gründen", so Schmitt.

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