STANDORTinfo für Schleswig-Holstein

Todesfälle durch illegale Drogen

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Wie die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler, berichtete, verstarben im Jahr 2018 bundesweit 1.276 Menschen an illegalen Drogen. Diese Zahl stagnierte nahezu, denn im Jahr zuvor verstarben vier Menschen weniger an den Folgen ihres Drogenkonsums. Für Schleswig-Holstein wird jedoch von einer deutlichen Zunahme der Drogentoten berichtet. Nach 36 Todesfällen im Jahr 2017 verstarben hier 51 Menschen im Jahr 2018, was einer Zunahme um rund 42 Prozent entspricht. Wie die Drogenbeauftragte der Bundesregierung weiter ausführt, waren die meisten Todesfälle – wie schon in den Jahren zuvor – auf Überdosierungen von Opioiden wie Heroin oder Morphin zurückzuführen.

Überdurchschnittliche Diagnoseraten in Schleswig-Holstein

Im Rahmen der Auswertungen für den Barmer-Arztreport werden regelmäßig Diagnoseraten auf Bundes- und Länderebene aus der ambulanten ärztlichen Versorgung ermittelt. Diese geben auch Aufschluss über die Entwicklungen bei Psychischen und Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen, so die fachlich korrekte Bezeichnung dieses Diagnoseabschnitts des ICD (International Classification of Diseases – Internationale Klassifikation von Krankheiten). Ein Blick auf die dreistelligen Diagnoseschlüssel F11, F12 und F14 offenbart, dass diese Diagnosen bei Schleswig-Holsteinern häufiger als im Bundesdurchschnitt festgestellt werden.

So wurde in Schleswig-Holstein bei 0,19 Prozent der Bevölkerung und damit rund 5.500 Menschen eine solche Störung durch Opioide dokumentiert. Dies waren 4,6 Prozent mehr als noch im Jahr 2014. Bundesweit wurde die Diagnose bei 0,14 Prozent der Menschen gestellt. Bei nahezu 7.500 Menschen in Schleswig-Holstein führte der Konsum von Cannabinoiden zur Diagnose einer Psychischen und Verhaltensstörung. Die Rate stieg 2017 gegenüber dem Jahr 2014 um fast 50 Prozent auf 0,26 Prozent der Bevölkerung an. Eine solch hohe Steigerung war auch bei der bundesweiten Betrachtung feststellbar. Hier nahm die Diagnoserate um mehr als 53 Prozent auf 0,18 Prozent zu. Deutlich niedriger liegt die Diagnoserate bei Psychischen und Verhaltensstörungen durch Kokain. In Schleswig-Holstein lag die Rate im Jahr 2017 bei 0,05 Prozent der Bevölkerung, etwa 1.500 Betroffenen. Gleichwohl stieg die Rate hier von 2014 bis 2017 deutlich um etwa 85 Prozent an. Bundesweit lag die Diagnoserate von 0,03 Prozent nur halb so hoch, nahm von 2014 bis 2017 aber auch deutlich um 60 Prozent zu.

Unverzichtbare Hilfe durch Suchtberatungsstellen

„Jeder einzelne Todesfall verpflichtet uns, Menschen noch besser vor den Gefahren von Drogen zu schützen und sie vor den oftmals tödlichen Folgen ihres Drogenkonsums zu retten. Dabei sind Bund, Länder und Kommunen, aber auch Wirtschaft und Zivilgesellschaft gefragt. Drogenabhängigkeit ist eine Krankheit, Kranke brauchen Hilfe und keine Stigmatisierung. Jeder von uns kann dazu einen Beitrag leisten!“, sagt die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler. Auch aus Sicht von Schleswig-Holsteins Barmer-Landesgeschäftsführer Dr. Bernd Hillebrandt spielen dabei die ambulanten Suchtberatungsstellen, von denen es Deutschland weit rund 1.500 und in Schleswig-Holstein rund 70 gibt, eine zentrale Rolle. Sie helfen Menschen bei der Bewältigung ihrer Suchtprobleme und damit auch die gesundheitlichen und sozialen Folgen des Drogenkonsums zu reduzieren und unterstützen auch deren Angehörige. Vor dem Hintergrund der Entwicklungen unterstreicht auch Hillebrandt die Aussagen der Drogenbeauftragten zur Bedeutung der Kommunen als Akteure der Suchtprävention und Suchthilfe und zur Forderung nach einer von ihnen zu leistenden auskömmlichen Finanzierung. Mortler: „Wenn wir Menschen mit Suchtproblemen frühzeitig erreichen wollen, dann brauchen wir leicht zugängliche Hilfe vor Ort. Das macht eine kommunale Suchthilfe so wichtig. Es ist höchste Zeit, die Suchtberatung bestmöglich für die Zukunft aufzustellen. Die Herausforderungen an die Einrichtungen in den Städten und Gemeinden wachsen. Aber mehr leisten bei gleichbleibender Finanzierung – das funktioniert nicht!“