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Vorzeigemodell Hürup: Sozialstation übernimmt in bundesweiter Vorreiterrolle die Trägerschaft für Medizinisches Versorgungszentrum

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Die medizinische Versorgung in Deutschland steht vor großen Herausforderungen, gerade in ländlichen Regionen: Demografischer Wandel und eine häufig schwierige Nachfolgesuche für klassische „Landarztpraxen“ tragen dazu bei. Denn junge Ärztinnen und Ärzte bevorzugen oft eine Beschäftigung als Angestellte/r, die ihnen eine größere Flexibilität und einfacher eine Teilzeittätigkeit ermöglicht – und damit eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Aber was tun, wenn weder Landarztpraxis noch ein Arbeitgeber vorhanden ist, der eine Arztpraxis mit Angestellten betreibt? In Hürup (Landkreis Schleswig-Flensburg) hat die dortige Sozialstation das „Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) im Amt Hürup gGmbH“ selbst gegründet und übernimmt damit in bundesweiter Vorreiterrolle erstmalig die Trägerschaft für das MVZ. Damit kann die Gesundheitsversorgung vor Ort gesichert werden. Das Land Schleswig-Holstein fördert dieses innovative Projekt aus dem Versorgungssicherungsfonds für drei Jahre in Höhe von 450.000 Euro.

3 Personen von links nach rechts: Volker Schümann, Maren Matthiesen und Dominik Völk bei Förderbescheidübergabe an das MVZ Hürup

von links nach rechts: Volker Schümann (Vorsitzender Sozialstation im Amt Hürup), Maren Matthiesen (Stationsleiterin, Geschäftsführerin der Sozialstation) und Dominik Völk (Abteilungsleiter Gesundheit im Ministerium für Soziales, Gesundheit, Jugend, Familie und Senioren)

Dem MVZ gehören die Gemeinschaftspraxis Husby und die Einzelpraxis Freienwill an. Patienten dieser beiden Praxen können, wenn „ihre“ Praxis nicht geöffnet ist, einfach in die andere Praxis gehen. Sie müssen es aber nicht und können sich im Vertretungsfall, wie zuvor auch, an jeden anderen Mediziner wenden. Es gilt die freie Arztwahl. 

Wenn in den kommenden Jahren die drei Ärzte des Amtes Hürup das Rentenalter erreichen, besteht im MVZ die Möglichkeit, für nachfolgende Ärzte Teilzeitstellen anbieten zu können. Dadurch erhöht sich die Chance auf eine unproblematische Nachbesetzung der frei werdenden Vertragsarztsitze.

„Ich bin von diesem Modell überzeugt und halte es für einen weiteren richtigen Schritt für eine zukunftsfähige Versorgung im ländlichen Bereich. Die Hüruper Initiatoren haben die Zeichen der Zeit erkannt und sind mutig an die Umsetzung ihrer Idee gegangen. Für eine standortübergreifende vernetzte Versorgung darf es ruhig viele Nachahmer für solche oder ähnliche Modelle im Land geben“, erklärt Schleswig-Holsteins Barmer-Landesgeschäftsführer Dr. Bernd Hillebrandt.