STANDORTinfo für Rheinland-Pfalz und Saarland

Rheinland-Pfälzer und Saarländer meiden Zahnarzt

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In fast keinem anderen Bundesland gehen weniger Menschen zur Zahnvorsorge als in Rheinland-Pfalz und im Saarland. Das zeigt der Barmer-Zahngesundheitsatlas, für den Wissenschaftler der Technischen Universität Dresden zusammen mit dem Datenanalyse-Unternehmen AGENON Daten aus dem Jahr 2017 ausgewertet haben. „Der regelmäßige Zahnarztbesuch fördert die Zahngesundheit und senkt die Kosten für den Eigenanteil zum Zahnersatz. Besonders Eltern tragen eine große Verantwortung für die Zahnpflege ihrer Kinder“, sagt Dunja Kleis, Landesgeschäftsführerin der Barmer in Rheinland-Pfalz und im Saarland. Dieser Verantwortung würden Eltern in beiden Bundesländern aber unzureichend nachgekommen.

Laut Zahngesundheitsatlas hat nur knapp jeder zweite Rheinland-Pfälzer (47,2 Prozent) und Saarländer (46,9 Prozent) im Jahr 2017 seinen Zahnarzt zur Zahnvorsorge aufgesucht. Rheinland-Pfalz und das Saarland liegen damit unter dem Bundesdurchschnitt (51,4 Prozent) und weit hinter Spitzenreiter Thüringen, wo sechs von zehn Menschen (60,2 Prozent) beim Zahnarzt zwecks Zahnprophylaxe vorstellig wurden. Noch seltener zur Zahnvorsorge gingen nur die Bremer und Niedersachsen. Insgesamt haben fast sieben von zehn Rheinland-Pfälzern (68,5 Prozent) im Jahr 2017 einen Zahnarzt aufgesucht (Saarland: 65,2 Prozent, Bund: 71,5 Prozent).

Eltern bringen ihre Kinder zu selten zum Zahnarzt

Besonders rheinland-pfälzische und saarländische Kinder und Jugendliche sehen ihren Zahnarzt zu selten. So wurde nur jedes dritte Kind in Rheinland-Pfalz zwischen zweieinhalb und fünf Jahren (33,4 Prozent, Saarland: 27,7 Prozent, Bund: 35,9 Prozent) beim Zahnarzt für die vorgesehene Früherkennungsuntersuchung vorstellig. Kleis erklärt: „Ziel der Untersuchung ist eine frühzeitige Erkennung von Erkrankungen und Entwicklungsstörungen im Zahn-, Mund- und Kieferbereich. Zudem soll sie ein Bewusstsein für Zahnpflege und zahngesunde Ernährung bei Eltern und Kindern fördern.“ Die gesetzlichen Krankenkassen tragen bei Kindern zwischen zweieinhalb und fünf Jahren die Kosten für maximal drei Früherkennungsuntersuchungen im Abstand von mindestens zwölf Monaten.

Kinder und Jugendliche im Alter von sechs bis 17 Jahren sollten sich zweimal jährlich zahnärztlich untersuchen lassen. Diese sogenannte Individualprophylaxe erhielten aber laut Zahngesundheitsatlas nur 62,1 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Rheinland-Pfalz (Saarland: 56,6 Prozent, Bund: 65,9 Prozent). „Bei der Individualprophylaxe überprüft der Zahnarzt den Mundhygienestatus und den Zustand des Zahnfleischs. Zudem informiert er über eine zahngesunde Ernährung und schützt den Zahnschmelz mit einer lokalen Fluoridierung“, erläutert Kleis.

Rheinland-Pfälzer geben viel Geld für Zahnersatz aus

Ein weiteres Indiz für die mangelnde Zahnvorsorge der Rheinland-Pfälzer und Saarländer liefern Daten zum Zahnbonusheft. Ein zehn Jahre lückenlos vom Zahnarzt ausgefülltes Bonusheft belohnen die gesetzlichen Krankenkassen mit einem um 30 Prozent erhöhten Festzuschuss zum Zahnersatz. Allerdings konnten nur 43,3 Prozent der Menschen in Rheinland-Pfalz bei ihrem Zahnarzt den 30-prozentigen Extrabonus einsetzen. Im Saarland waren es sogar nur 41,7 Prozent. Das sind die beiden niedrigsten Werte im Vergleich aller Bundesländer (Bund: 51,4 Prozent). Den höchsten Wert erreichte Sachsen, wo 69,0 Prozent der Menschen den maximalen Bonus geltend machten.

Dabei würde sich der regelmäßige Zahnarztbesuch besonders für die Menschen in Rheinland-Pfalz lohnen. Der durchschnittliche Eigenanteil für den Zahnersatz in dem Bundesland lag je Versichertem bei 953,23 Euro (Saarland: 796,96 Euro, Bund: 879,36 Euro). Das waren knapp 52 Prozent mehr als im günstigsten Bundesland Sachsen-Anhalt (628,23 Euro). Kleis sagt: „Ursache für die hohen Zahnersatzausgaben der Rheinland-Pfälzer könnte der verstärkte Wunsch der Versicherten nach aufwendigerem Zahnersatz mit mehr Ästhetik und Tragekomfort sein. Es ist fraglich, ob es immer der alleinige Wunsch der Patienten ist, wenn sie sich für einen aufwendigen Zahnersatz entscheiden.“