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Finanzausgleich zwischen Kassen benötigt dringend Reform

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Der Unterschied zwischen reichen und armen Krankenkassen wird immer größer. Dies liegt vor allem am Finanzausgleich zwischen den Kassen, der die Gelder nicht fair verteilt. Die 112 gesetzlichen Krankenkassen weisen nach den ersten drei Quartalen des Jahres 2017 einen Überschuss von rund 2,5 Milliarden Euro aus. Auf den ersten Blick eine stolze Summe. Doch nicht alle Kassen sind reich. Die Gelder, die der Gesundheitsfonds an die einzelnen Kassen ausschüttet, sind ungleich verteilt und führen zu erheblichen Wettbewerbsverzerrungen. Woran liegt das?

Im Jahr 2009 wurde ein neuer Finanzausgleich zwischen den Kassen eingeführt: der sogenannte morbiditätsorientierte Risiokostrukturausgleich, kurz Morbi-RSA. Sein Ziel ist es, den unterschiedlich hohen Versorgungsbedarf von Versicherten mit kostenintensiven chronischen oder schweren Erkrankungen stärker zu berücksichtigen und für faire Wettbewerbsbedingungen zwischen den Krankenkassen zu sorgen. Er orientiert sich zurzeit an 80 Krankheiten. Die Krankenkassen erhalten aus dem Gesundheitsfonds entsprechende Zuweisungen. Diese werden bundeseinheitlich über den Morbi-RSA ermittelt und richten sich nach den Durchschnittskosten für ganz Deutschland. Und hier liegt das Problem.

Bundesweit agierende Kassen werden benachteiligt

Denn der Finanzausgleich zwischen den Kassen ignoriert die regional unterschiedlich
hohen Kosten für die medizinische Versorgung der Versicherten. Vor allem regional agierende Kassen profitieren also davon, dass es in strukturschwachen Regionen weniger Ärzte, Krankenhäuser und Apotheken gibt. Die Folge ist, dass einige regionale Kassen überhöhte Zuweisungen aus dem Gesundheitsfonds erhalten, obwohl sie für die Versorgung ihrer Versicherten weniger benötigen. Bundesweit agierende Krankenkassen wie die Barmer werden durch diese Herangehensweise benachteiligt.

Einen Ausweg aus diesem Dilemma ist nur mit einer schnellen Reform des Morbi-RSA 
möglich. Beispielsweise könnte eine sogenannte Versorgungsstrukturkomponente
dafür sorgen, dass die regionalen Unterschiede ausgeglichen werden. Doch ob die neue Bundesregierung dieses Thema angehen wird, steht derzeit noch in den Sternen. Die Barmer wird – auch in Zusammenarbeit mit den anderen Ersatzkassen – die Politik immer wieder auf die Missstände aufmerksam machen.