Stefan Fast
STANDORTinfo für Nordrhein-Westfalen

Reizdarmsydrom: „Viele können meine Situation nicht verstehen“

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Vor eineinhalb Jahren fing alles an: Bei einem Aufenthalt in Brasilien fängt sich Stefan Fast einen Darmparasiten ein. Den Parasiten wird er los, die Darmbeschwerden bleiben. Sechs Monate und über 30 Arztbesuche später bekommt der 23-Jährige die Diagnose: Post-Infektiöses Reizdarmsyndrom. Laut Barmer Arztreport 2019 sind in Deutschland bis zu 16 Prozent der Erwachsenen vom Reizdarmsyndrom betroffen. Für in Nordrhein-Westfalen bedeutet dies bis zu 2,3 Millionen vom Reizdarmsyndrom Betroffene. Aber bei nur ca. 225.000 Personen in NRW hat ein Arzt, wie bei Fast, die Diagnose auch gestellt. Die Krankheit ist offenbar nach wie vor ein Tabuthema. Außer Bauchschmerzen, Krämpfen, starke Blähungen und Verstopfung ist plötzlich auftretender Durchfall ein Symptom, unter dem Betroffene wie Fast leiden.

Informationen über die Krankheit holt sich der Dülmener vor allem in Selbsthilfeforen im Internet. „Meinen Behandlungsplan stelle ich mir seitdem größtenteils selbst zusammen. Von den Ärzten bekomme ich kaum Hilfe“, berichtet der Dülmener. Im Netz liest er von der unter Reizdarmpatienten populären, bei vielen Ärzten jedoch umstrittenen „Low-Fodmap-Diät“. Die Auswahl an Lebensmitteln, die man zu sich nehmen darf, ist sehr begrenzt. Seit zehn Monaten ernährt Fast sich strikt nach der Diät, körperlich geht es ihm besser. Seinen Job als Flugbegleiter kann er nach monatelanger Pause zwar wieder ausüben, aber nur in Teilzeit. Auf Langstreckenflüge, früher selbstverständlich, muss er sich gut vorbereiten. „Ich beginne zwei Tage vorher mit dem Fasten, um auf Nummer sicher zu gehen“. Durch das geringe Einkommen musste der junge Mann seine Wohnung in Frankfurt aufgeben. Seit einiger Zeit wohnt er wieder bei seinen Eltern.

Das Verhältnis zu vielen Freunden leidet seit der Diagnose

Auch in seinem Privatleben hat sich mit der Krankheit vieles verändert. „Vorher hatte ich ein ausgefülltes Privatleben und regelmäßig Verabredungen. Jetzt nicht mehr. Freunde auswärts treffen und Essen gehen ist nicht mehr möglich. Ich will zu Hause und in der Nähe einer Toilette sein, wenn die Bombe hochgeht.“ Überhaupt sei das Verhältnis zu vielen Freunden schlechter als früher. „Viele haben sich von mir abgewendet, weil sie meine Situation nicht verstehen können. Da kommt oft der Vorwurf, ich wolle nur Aufmerksamkeit und wäre zu wehleidig.“ Fast hofft, dass die Beschwerden weiter zurückgehen und er irgendwann wieder ein normales Leben führen kann. Auch wenn es viele Enttäuschungen gab, geht er weiterhin regelmäßig zu Ärzten. „Mit der Diagnose hört es ja nicht auf. Ich will der Sache weiter auf den Grund gehen.“