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Kita-Start: „Zehn Infekte im Jahr sind kein Grund zur Sorge“

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Rotznase und Magen-Darm-Infekte: Kindertagesstätten sind echte Tauschbörsen für Krankheitserreger. Zum Start des neuen Kita-Jahres Anfang August erklärt Barmer-Medizinerin Dr. Utta Petzold, worauf Eltern achten sollten – und warum die vielen Infekte auch etwas Gutes haben.

Warum sind Kinder besonders anfällig für Infekte, wenn sie in die Kita gehen?

Petzold: Viele Kinder kommen in der Kita auf engstem Raum zusammen, und jeder von ihnen macht zeitversetzt seine eigenen Infekte durch. Wenn Kinder mit dem gleichen Spielzeug spielen oder aus dem gleichen Glas trinken, werden Erreger schnell weitergegeben. Die Kleinen haben den Erregern anfangs wenig entgegenzusetzen. Ihr Immunsystem muss erst noch viele Erreger kennenlernen und leistet in dieser Phase Schwerstarbeit. Gleichzeitig lernt es aber dadurch, wie man beispielsweise Viren bekämpft.

Viele Eltern haben das Gefühl, ihr Kind sei andauernd krank. Ab wann besteht Grund zur Sorge?

Petzold: Bei Kindergartenkindern sind bis zu zehn Infekte im Jahr kein Grund zur Sorge. Vor allem ein einfacher Atemwegsinfekt mit Husten und Schnupfen tritt bei Kindern häufig auf. Einen Arzt aufsuchen sollten Eltern, wenn ihr Kind regelmäßig unter schweren bakteriellen Infektionen leidet und sich davon nur langsam erholt.

Muss mein Kind bei jedem Infekt zu Hause bleiben, damit es andere in der Kita nicht ansteckt?

Petzold: Schwerwiegende oder hochansteckende Krankheiten müssen zu Hause auskuriert werden, dazu gehören Masern, Krätze, Mumps, Windpocken oder Keuchhusten, aber auch Durchfallerkrankungen. Eine entsprechende Information der Gesundheitsämter geben die Erzieher den Eltern meist zum Kita-Start. Bei einer schweren Grippe mit Fieber und Schüttelfrost sollten Kinder die Kita ebenfalls meiden. Ein harmloser Erkältungsinfekt hingegen ist eigentlich kein Grund, sein Kind zu Hause zu lassen. Erkältungsviren sind zwar auch ansteckend, aber haben im Normalfall keinen schwerwiegenden Verlauf zur Folge. Generell gilt: Wenn sich das Kind krank fühlt oder Fieber hat, sollte es jede Krankheit zuhause auskurieren. Nach einem komplett fieberfreien Tag sind die meisten Kinder wieder ausreichend fit für den Kita-Alltag.

Wie können sich Eltern, die ihre kranken Kinder pflegen, vor einer Ansteckung schützen?

Petzold: Das Immunsystem der Eltern ist mit vielen Krankheitskeimen schon vertraut. Etwas häufiger greifen aber Magen-Darm-Keime auf die ganze Familie über. Eltern und Geschwister können sich wappnen, indem sie regelmäßig ihre Hände waschen oder desinfizieren. Das gilt besonders dann, wenn sie das Gesicht des kranken Kindes mit den Fingern berührt oder ihm auf der Toilette geholfen haben. Auch wenn Erwachsene gegen viele Erreger schon immun sind, sollten sie ihren eigenen Impfschutz überprüfen und gegebenenfalls auffrischen lassen.

Wie können Eltern das Immunsystem ihrer Kinder stärken?

Petzold: Ausgewogene Ernährung, viel Bewegung und frische Luft helfen. Kinder sollten viel Zeit draußen verbringen, damit sie die Abwehrkräfte stärken und der Körper über das Sonnenlicht Vitamin D produzieren kann. Dabei darf trotzdem ein ausreichender UV-Schutz natürlich nicht fehlen, gerade jetzt im Sommer. Schultern und Knie sollten zudem immer mit Kleidung bedeckt sein.