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Stand der Dinge: Stationäre Versorgung

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Obwohl Jahr für Jahr immer mehr Geld für die Krankenhausversorgung aufgewendet wird, gibt es in bestimmten Bereichen nicht nur ein Mengen-, sondern auch ein Qualitätsproblem, das tausende von Patienten Jahr für Jahr zu spüren bekommen. Der Schlüssel für eine bessere stationäre Versorgung liegt zum einen in der Konzentration von Operationen sowie anderen Eingriffen und der damit einhergehenden Spezialisierung von Kliniken. Immer noch gibt es zu wenig Spezialisierung und Arbeitsteilung, dafür ein Zuviel an Krankenhäusern, die wegen des wirtschaftlichen Erfolgs so gut wie alles anbieten, was medizinisch möglich ist.

Fachabteilungen, Personal und Kosten: Zahlen und Fakten

4.523.948-mal wurden Menschen 2014 in den 364 Krankenhäusern Nordrhein-Westfalens behandelt. Die meisten Fachabteilungen gibt es für die Fachrichtungen Innere Medizin (~270), Chirurgie (~250), Frauenheilkunde und Geburtshilfe (~175) sowie Hals-, Nasen, Ohrenheilkunde (~150). An den sieben Universitätskliniken in Aachen, Bochum, Bonn, Düsseldorf, Essen, Köln und Münster wird zu unterschiedlichen Schwerpunkten geforscht. Rund 67 Prozent der Krankenhäuser sind freigemeinnützig - sie werden von sozialen Verbänden, karitativen Organisationen oder kirchlichen Trägern betrieben. 22 Prozent der Krankenhäuser sind öffentliche Einrichtungen, die restlichen 11 Prozent sind im Besitz privater Träger. Insgesamt arbeiten in den NRW-Krankenhäusern fast 39.000 Ärzte. Dazu kommen über 232.000 Menschen, die im stationären Bereich in der Pflege, im medizinisch-technischen Dienst und weiteren Bereichen arbeiten. Die Ausgaben für Krankenhausbehandlungen je Versicherten betrugen 2015 in NRW 953 Euro. Durch das zum Jahresbeginn in Kraft getretene Krankenhausstrukturgesetz (KHSG) werden die Ausgaben weiter steigen. So kommen auf die Krankenkassen Schätzungen zufolge allein in NRW Mehrkosten in Höhe von ca. 3,54 Mrd. Euro zu.

Weniger Häuser, mehr Spezialisierung

2004 gab es in NRW über 450 Krankenhäuser. Doch weniger Häuser bedeuten nicht schlechtere Versorgung. Im internationalen Vergleich hat Deutschland immer noch viele Krankenhäuser und Betten, nicht alle sind jedoch ausgelastet. Wesentliche Ziele der aktuellen Krankenhausreform sind daher die Umwandlung von Kliniken und der Abbau von Überkapazitäten. Gerade in Ballungsräumen existieren häufig gleichartige Angebote und Fachrichtungen nebeneinander. Sinnvoller wäre mehr Spezialisierung in einzelnen Fachbereichen. Auch der Qualitätsaspekt wird in der Krankenhausplanung verankert: Gute Qualität soll besonders honoriert werden.

Gesundheitskongress des Westens
Reha-Aufenthalte nehmen zu

Über die Gratwanderung zwischen Patientenwunsch und ökonomischen Aspekten bei der Wahl einer Rehabilitationseinrichtung hat Karsten Menn, Gebietsleiter Leistung und Verträge der Barmer GEK NRW, beim Gesundheitskongress des Westens in Köln gesprochen. Von 1999 bis 2014 hat die Anzahl der Übernachtungen in Vorsorge- und Rehabilitationskliniken - nach einem deutlichen Rückgang zwischen 2003 und 2006 - um rund 5 Prozent zugenommen. Versicherte können dabei aus mehreren von ihrer Krankenkasse vorgeschlagenen Vertragskliniken wählen. "Die Qualität einer Einrichtung und dass unsere Versicherten ihre Therapieziele erreichen, ist uns sehr wichtig. Das schließt jedoch wirtschaftliches Arbeiten nicht aus", betonte Menn.

Qualität schließt Wirtschaftlichkeit nicht aus

Obgleich Patienten ein Wahlrecht haben, sind Krankenkassen andererseits gesetzlich verpflichtet, wirtschaftlich zu arbeiten. Das heißt, die Anbieter einer Reha-Maßnahme dürfen das Maß des Notwendigen nicht überschreiten. Leistungen, die nicht notwendig oder unwirtschaftlich sind, dürfen Kliniken nicht erbringen und Krankenkassen dürfen sie nicht bezahlen. Letztlich ginge es darum, für Versicherte eine Reha-Klinik auszuwählen, die bedarfsgerecht therapiert. Die gesetzlichen Krankenkassen zahlen dafür eine leistungsgerechte Vergütung. Versicherte der Barmer GEK haben dabei neben den Vertragskliniken weitere Auswahl. Menn: "In NRW profitieren unsere Versicherten von zusätzlichen Kooperationsverträgen mit rund 40 Kliniken."

Ambulante Rehabilitation

"Neben der stationären Rehabilitation macht die ambulante derzeit lediglich circa 10 Prozent aus. Dabei hat die ambulante Reha den großen Vorteil, dass hier zielgerichtet auf das häusliche Umfeld therapiert werden kann. Geübtes, wie zum Beispiel Treppen steigen, kann umgehend zu hause wiederholt werden. Gibt es Schwierigkeiten, wird die Übung entsprechend angepasst."

Karsten Menn, Gebietsleiter Leistung und Verträge der Barmer GEK Nordrhein-Westfalen