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Ess-Störungen - NRW im Ländervergleich: Weniger Fälle von Bulimie, Magersucht etwas gestiegen

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Düsseldorf, 24. April 2018 – Mit Ausnahme der Stadtstaaten Berlin, Bremen und Hamburg sind Ess-Störungen bundesweit auf dem Vormarsch. Nordrhein-Westfalen hat von den Flächenländern den insgesamt niedrigsten Anstieg (Abb.1). Dies belegt eine neue Analyse der Krankenkasse Barmer. Innerhalb von fünf Jahren stieg der Anteil an betroffenen Versicherten in NRW um 1,4 Prozent. „Magersucht und Bulimie sind keine harmlosen Teenager-Krankheiten. Sie betreffen alle Altersgruppen und können schwere Organschäden nach sich ziehen. Schlimmstenfalls enden Ess-Störungen sogar tödlich“, sagt Heiner Beckmann, Landesgeschäftsführer der Barmer.

Grafik: Entwicklung von Ess-Störungen in den Jahren 2011 bis 2016

Frauen erkranken 18 Mal häufiger an Magersucht als Männer

Von Magersucht (Anorexie) waren in NRW in den Jahren 2011 bis 2016 rund 13.700 Frauen allein bei der Barmer betroffen. Bei den männlichen Versicherten gab es ca. 750 Erkrankte. „Die Dunkelziffer dürfte bei Anorexie aber um ein Vielfaches höher liegen“, erklärt Beckmann.

Sowohl bei Frauen als auch Männern kommt Magersucht am häufigsten bei den 20- bis 29-Jährigen vor. Bei genauer Betrachtung zeigt sich: Während Magersucht in NRW binnen fünf Jahren weiterhin leicht gestiegen ist, sind die Zahlen für Bulimie rückläufig (Abbildung 2).

Grafik: Entwicklung der Anorexie und Bulimie in NRW

Bulimie – Altersgruppen variieren bei Männern und Frauen

Bei der Ess-Brech-Sucht ist der Anteil an weiblichen Betroffenen noch höher als bei Anorexie: Von 2011 bis 2016 gab es fast 30 Mal mehr Bulimie-Fälle bei Frauen (ca. 14.100) als bei Männern (knapp 500). Ein weiterer Unterschied macht sich bei den Altersklassen bemerkbar. Die meisten Bulimie-Fälle gibt es bei Frauen zwischen 20 und 29 Jahren, bei den Männern hingegen ist die Gruppe der 40- bis 49-Jährigen am stärksten betroffen.

Aufmerksames Umfeld und multiprofessionelle Therapie erforderlich

Egal ob Anorexie oder Bulimie – Ess-Störungen sind heimliche Störungen, die ohne massiven Gewichtsverlust häufig lange unbemerkt bleiben. Oft nehmen selbst die Betroffenen ihr Essverhalten als nicht krankhaft wahr. „Hier ist ein aufmerksames persönliches Umfeld gefragt“, so Beckmann.

Ess-Störungen kommen in jedem Lebensalter und in jeder Lebensphase vor. Zu den Ursachen zählen verschiedene Faktoren: Biologische Aspekte, persönlichkeitsbedingte Faktoren, gesellschaftliche Einflüsse und das soziale Umfeld. Die Erkrankungen sollten daher multiprofessionell behandelt werden. Mediziner, Psychotherapeuten, Ernährungsberater und Sozialpädagogen arbeiten dafür Hand in Hand. Spezielle Online-Trainings helfen beispielsweise gefährdeten Frauen, Ess-Störungen vorzubeugen oder die Wartezeit auf einen Therapieplatz zu überbrücken.