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Fast jeder Dritte nicht beim Zahnarzt: Niedersachsen sind Zahnarztmuffel

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Hannover, 18. Mai 2018 – Den Niedersachsen auf den Zahn gefühlt: Versicherte gehen hierzulande weniger zum Zahnarzt als im Bundesvergleich. Sind die Niedersächsinnen und Niedersachsen also Zahnarztmuffel? Auf jeden Fall gehen sie seltener zum Zahnarzt als der Durchschnittsdeutsche: Im Jahr 2016 waren nur 69,8 Prozent der Barmer-Versicherten im Land mindestens einmal in der Zahnarztpraxis, im Jahr davor waren es noch 70,1 Prozent. Bundesweit lag die Quote bei 71,5 Prozent. „Das heißt, 30,2 Prozent der Niedersachsen waren überhaupt nicht beim Zahnarzt. Dies geht aus dem aktuellen Zahnreport der Barmer hervor, für den Versichertendaten repräsentativ ausgewertet wurden“, berichtet Landesgeschäftsführerin Heike Sander. Damit lagen die Niedersachsen nur auf Platz Neun unter den Bundesländern bei der Inanspruchnahme von Zahnarztleistungen (s. Grafik unten).

Balkendiagramm


Diagnose Dentalphobie

Besonders gerne geht vermutlich niemand zum Zahnarzt. Bei manchen ist die Angst allerdings so groß, dass sie lieber Schmerzen in Kauf nehmen und ernste Erkrankungen riskieren, als sich einem Routine-Check oder gar einer Behandlung zu unterziehen. Laien nennen es einfach Angst vor dem Zahnarzt, Experten sprechen von einer sogenannten Dentalphobie. Und die ist gar nicht so selten: Laut Deutscher Gesellschaft für Zahnbehandlungsphobie leiden in Deutschland rund fünf Millionen Menschen unter einer solchen Angststörung. Doch Menschen mit Dentalphobie kann mit speziellen Entspannungstechniken geholfen werden.

Gefühl des Ausgeliefertseins

„Allein die Behandlungsposition im Zahnarztstuhl – auf dem Rücken liegend, grelles Licht über dem Gesicht, der Bohrer surrt, dazu nicht sehen können, was der Arzt oder die Ärztin macht und nicht sprechen können – das kann bei Patientinnen und Patienten ein Gefühl des Ausgeliefertseins und des Kontrollverlustes auslösen oder sogar zu Panikattacken führen“, erklärt Sander. Während die meisten diese Situation nur als unangenehm empfinden, bedeutet sie für Angstpatienten puren Stress, auf den sie auch körperlich reagieren. Je nachdem, wie stark die Angst ausgeprägt ist, reichen die Symptome von Herzklopfen und einem Gefühl der Anspannung bis hin zu Schweißausbrüchen, Zittern, Schwindel, Übelkeit oder auch Panikzuständen.

Vertrauen aufbauen

Um der Phobie Herr zu werden, sind zwar vor allem Zahnärzte und Praxispersonal gefordert. Den ersten Schritt jedoch müssen Betroffene selbst tun. Nur wenn sie sich zu ihrer Angst bekennen oder eine fachärztlich diagnostizierte psychische Erkrankung festgestellt wurde, kann ihnen geholfen werden. „Wenn ein Zahnarzt und sein Personal um die Angst eines Patienten wissen, können sie sich darauf einstellen. Beispielsweise können eine Führung durch die Praxisräume und Gespräche mit dem Praxisteam dabei helfen, Vertrauen aufzubauen“, so die Kassenchefin. Während eines Gesprächs könne auch geklärt werden, wie viel Transparenz ein Patient im Vorfeld und auch während der Behandlung erhalten möchte. In vielen Zahnkliniken geben Ärzte ihren ängstlichen Patienten Knackfrösche in die Hand. So können sie die Behandlung mit einem Klick unterbrechen, wenn es zu anstrengend wird. Anstelle des Frosches können Arzt und Patient auch ein bestimmtes Handzeichen vereinbaren. Darüber hinaus setzen Zahnärzte, die sich auf Patienten mit einer Dentalphobie spezialisiert haben, auch auf alternative Ansätze wie beruhigende Musik, angenehme Aromen wie Lavendel- oder Orangenduft, aber auch Akupunktur oder Hypnose. Bewährt hat sich auch das Erlernen einer Entspannungstechnik wie beispielsweise Autogenes Training. Mit ein wenig Übung lässt sich diese auch im Behandlungsstuhl gut anwenden. Mehr zum Barmer Zahnreport 2018.