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Bereits über 1.100 Windpocken-Fälle im Land - „Schlafende“ Viren können wieder aktiv werden

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Hannover, 10. November 2017 - Windpocken sind eine Infektionskrankheit, die durch das Varizella-Zoster-Virus verursacht wird. Das Virus zählt zur Familie der Herpesviren. Charakteristisch ist ein juckender Hautausschlag mit Bläschen, in denen sich die Viren befinden. Windpocken sind weltweit verbreitet, hochgradig ansteckend und gehören deshalb zu den häufigsten Infektionskrankheiten bei Kindern. In Niedersachsen gab das Robert Koch-Institut allein in diesem Jahr bereits 1.155 Fälle bekannt, 2016 waren es 1.355 Fälle. In Bremen gab es in diesem Jahr bereits 325 Erkrankungen, 344 wurden im gesamten Vorjahr gemeldet. „Auch Erwachsene können an Windpocken erkranken. Wer einmal Windpocken hatte, ist in der Regel lebenslang vor der Krankheit geschützt“, betont Barmer Landeschefin Heike Sander.

Gürtelrose droht

Die Viren können zwei verschiedene Krankheitsbilder hervorrufen: Windpocken bei der Erstinfektion und eine Gürtelrose (Herpes Zoster), wenn die Viren im Körper reaktiviert werden. Die Viren ziehen sich in die Nervenknoten neben der Wirbelsäule zurück, sie "schlafen" dort. Bei Personen mit schlechter Immunlage können die Viren wieder aktiv werden. „Jeder, der früher einmal an Windpocken erkrankt war, kann später eine Gürtelrose entwickeln. Gehäuft tritt sie jenseits des 50. Lebensjahres auf, vor allem bei Erwachsenen mit einer Abwehrschwäche“, so Sander. Man schätzt, dass rund 20 von 100 Erwachsenen einmal im Leben an einem Herpes Zoster erkranken.

Gefahr für Geschwächte

Im Kindesalter verlaufen Windpocken unangenehm, aber meist harmlos. Für Menschen mit einem geschwächten Immunsystem, Schwangere und Neugeborene in den ersten Lebenstagen können sie jedoch gefährlich werden. Durch eine Windpocken-Impfung ist die Erkrankung vermeidbar. Seit 2004 empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) des Robert Koch-Instituts die Impfung für Kinder in Deutschland – davor erkrankten jährlich etwa 750.000 Personen an Windpocken. Bei mehr als 95 von 100 Erwachsenen sind Antikörper gegen das Varizella-Zoster-Virus nachweisbar.

Windpocken-Impfung

Geimpft wird in der Regel zwischen dem 11. und 14. Lebensmonat, dann erneut zwischen dem 15. und 23. Lebensmonat. Der Mindestabstand zwischen den beiden Impfdosen sollte – je nach Impfmedikament – vier bis sechs Wochen betragen. Es gibt Kombinationsimpfstoffe für eine gleichzeitige Impfung gegen Masern, Mumps, Röteln und Varizellen (MMRV). Auch hier sind zwei Impfdosen notwendig. Jugendliche zwischen neun und 17 Jahren, die als Säugling nicht geimpft wurden und noch keine Windpocken hatten, sollten sich ebenfalls impfen lassen. Eingesetzt wird ein sogenannter Lebendimpfstoff, der abgeschwächte Erreger enthält. Sie können aber die Erkrankung nicht auslösen. Das Immunsystem vernichtet den Impferreger nach und nach - und wird so gegen die Krankheit immun.

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