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Barmer GEK Pflegereport 2015

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Die Zahl der Pflegebedürftigen in Deutschland steigt stärker als bisher vorausgesagt. Im Jahr 2060 werden geschätzt 4,52 Millionen Menschen gepflegt werden. Das sind 221.000 mehr, als bisherige Prognosen erwarten ließen. Dies geht aus dem Barmer GEK Pflegereport hervor, der erstmals die Effekte des Zensus 2011 in der Pflegeversicherung mit früheren Modellrechnungen vergleicht.

Die Studie zeigt, dass der Anteil hochbetagter Pflegebedürftiger drastische steigen wird. 60 Prozent der pflegebedürftigen Männer und 70 Prozent der pflegebedürftigen Frauen werden im Jahr 2060 85 Jahre oder älter sein. Heute liegen die entsprechenden Werte bei 30 beziehungsweise 50 Prozent.

Demografischer Wandel: Hessen 2060

Der demografische Wandel, seine Ursachen und Auswirkungen auf nahezu alle gesellschaftlichen Bereiche sind in das Problembewusstsein der politischen und öffentlichen Diskussion gerückt - schreibt auch das Statistische Landesamt in seiner Publikation "Hessen 2060". Gegenüber dem Jahr 2008 werden im Jahr 2060 knapp 40 Prozent mehr Mensch in Hessen über 65 Jahre alt sein. Das Verhältnis zwischen über 65jährigen und 20 bis 65jährigen wird dann nur noch 1:1,5 sein. Im Jahr 2008 sah das noch viel besser aus: auf einen über 65jährigen kamen 3,1 Personen im erwerbsfähigen Alter.

Bevölkerungsentwicklung in Hessen rückläufig

Auch auf die Bevölkerungsentwicklung weist das Statistische Landesamt hin: Nur die kreisfreien Städte Frankfurt, Darmstadt und Wiesbaden werden bis zum Jahr 2030 noch (leicht) wachsen. In allen anderen Bereichen wird die Bevölkerung schrumpfen - besonders stark in den nördlichen Kreisen, teilweise um mehr als 10 Prozent.

Alternative Wohnformen als Zukunftsprojekte

Pflegebedürftige wollen meistens möglichst lang zu Hause gepflegt werden. "Von den rund 200.000 Pflegbedürftigen in Hessen werden derzeit 55 Prozent durch Angehörige im häuslichen Bereich gepflegt", so Norbert Sudhoff, Landesgeschäftsführer der Barmer GEK in Hessen. "Im Hinblick auf die Entwicklungen der kommenden Jahre und Jahrzehnte, werden sich immer weniger junge Menschen um immer mehr ältere Menschen kümmern müssen. Eine große gesamtgesellschaftliche Aufgabe aber auch eine enorme Belastung für die Familien." Alternative Wohnkonzepte, neue Pflegeformen und mehr präventive Angebote für die Pflegenden sind für ihn die Herausforderungen der kommenden Jahre.

Wohnumfeldanpassung wird noch zu wenig genutzt

Die Pflege in der gewohnten Umgebung hat für die meisten Menschen oberste Priorität. Dieser Wunsch wird durch eine Reihe von Maßnahmen der Pflegeversicherung unterstützt. Es gilt der Grundsatz: ambulant vor stationär. Fällt die Entscheidung zur Pflege im häuslichen Umfeld, ist das oft eine Entscheidung für viele Jahre.

Die Anpassungen der konkreten Wohnumgebung an die Bedürfnisse des pflegebedürftigen Menschen oder der Umzug in eine bedarfsgerechte Wohnung kann das Führen eines selbstbestimmten Lebens trotz Pflegebedürftigkeit fördern und das Wohlbefinden deutlich erhöhen. Der Barmer GEK Pflege Report kommt aber auch zu einer weiteren Feststellung: Die Leistungen zur Wohnumfeldverbesserung und –anpassung sind vielen Betroffenen nicht bekannt. „Hier müssen wir ansetzen und für noch mehr Transparenz sorgen“, so Norbert Sudhoff.

Bis 4.000 Euro Zuschuss für Umbaumaßnahmen

Um den Verbleib in der eigenen Häuslichkeit zu fördern, gewährt die Pflegeversicherung Zuschüsse zum Umbau der Wohnung bis zu 4.000 Euro. Gemäß eigener Hochrechnungen aus den Routinedaten wurden diese Leistungen bundesweit in den Jahren von 2012 bis 2014 von durchschnittlich rund 65.000 Pflegebedürftigen genutzt. In den meisten Fällen handelte es sich um den Einbau von Duschen, Treppenliften, Handläufen und Haltegriffen sowie WC-Umbauten.

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