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Zum Weltblutspendetag am 14. Juni: Mehr Patientensicherheit und weniger Blutverluste bei planbaren Operationen

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Frankfurt, 9. Juni 2020 – Die Kliniken kehren mit den planbaren operativen Eingriffen, die seit dem 16. März 2020 auf Basis des Infektionsschutzgesetzes ausgesetzt waren, allmählich zum Normalbetrieb zurück. Das dürfte auch den Bedarf an Spenderblut erhöhen. Gleichzeitig ist die Versorgungslage mit Spenderblut aufgrund der Corona-Krise eher angespannt. „Blut ist eine kostbare Ressource, mit der sorgsam umgegangen werden muss. Eine Möglichkeit, um Blutverluste und unnötige Transfusionen bei Krankenhausbehandlungen zu vermeiden und gleichzeitig die Patientensicherheit zu erhöhen, ist das Patient Blood Management“, darauf weist Martin Till, Landesgeschäftsführer der Barmer in Hessen, anlässlich des Weltblutspendetag am 14. Juni hin.

Das Patient Blood Management (PBM) beruht auf drei Säulen: der Anwendung von blutsparenden Operationstechniken, einem rationalen Umgang mit Blutkonserven sowie der Diagnose und Behandlung einer Blutarmut (Anämie) vor einem geplanten Eingriff. Laut einer aktuellen Schätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind etwa 25 Prozent der Weltbevölkerung zeitweise von Blutarmut, der sogenannten Anämie, betroffen. Folgt man der Einschätzung, so wären in Hessen 1,5 Millionen Menschen zumindest phasenweise betroffen. Da die Anämie weitgehend unspezifische Symptome aufweist wird sie häufig nur in Verbindung mit anderen Erkrankungen diagnostiziert. Die genaue Zahl der Betroffenen bleibt damit nicht nur in Deutschland im Dunkeln. Der Barmer Krankenhausreport 2019 zeigt allerdings, dass Blutarmut insbesondere in Verbindung mit planbaren chirurgischen Eingriffen erhebliche Risiken mit sich bringt.

Anämie vermindert Behandlungserfolge

„Wird eine Anämieerkrankung vor einer planbaren Operation erkannt und behandelt, sind bessere Behandlungsergebnisse, kürzere Krankenhausaufenthalte, eine niedrigere Sterblichkeitsrate, geringere Kosten und ein verminderter Verbrauch an Blutkonserven die Folge. Planbare Operationen sollten gerade jetzt nur nach einer Behandlung der Blutarmut erfolgen“, schlussfolgert Professor Doktor Kai Zacharowski, Direktor der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie am Universitätsklinikum Frankfurt und Mitbegründer Deutsches Netzwerk Patient Blood Management (PBM).

Fremdbluttransfusionen mit erheblichem Gesundheitsrisiko

Bei Anämie-Betroffenen kann der Blutverlust während einer Operation den Bedarf an Fremdbluttransfusionen signifikant erhöhen. So erhielten im Untersuchungszeitraum von 2005 bis 2016 bundesweit rund 67 Prozent der Anämie-Betroffenen bei einer Herzkranzgefäß-Operation eine Bluttransfusion, während es bei den Patientinnen und Patienten ohne Anämie nur 49 Prozent waren. Bei Operationen am Knie erhielten knapp 19 Prozent der Anämiepatienten eine Transfusion, unter den Operierten ohne Anämie waren es nur knapp 10 Prozent. Bei Darmkrebsoperationen lag das entsprechende Verhältnis bei 41 zu 27 Prozent. Bluttransfusionen bringen Risiken und Nebenwirkungen mit sich, die erheblichen Einfluss auf die Ergebnisse medizinischer Eingriffe haben. Während HIV und Hepatitis-Infektionen weitgehend ausgeschlossen werden können, ist bereits die Gabe einer Transfusionseinheit mit einem mehr als doppelt so hohen Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall assoziiert. Immunschäden, Thrombose, Embolie, Nieren- und Lungenversagen sind weitere mögliche Negativfolgen einer Bluttransfusion.

Hoher Blutverbrauch in Hessen

Laut Barmer Report wurden im Jahr 2017 in Hessen über 240.000 Bluttransfusionen aufgewendet, der Verbrauch lag bei 38,9 Einheiten je 1000 Einwohner. Zum Vergleich: In den Niederlanden liegt der Verbrauch bei nur 23,8 Einheiten je 1000 Einwohner. 2009 wurden in Hessen noch bei 8,2 Prozent der Operationen Transfusionen verabreicht. 2017 ist der Wert auf 6,8 Prozent zurückgegangen; er liegt aber damit über dem Bundeswert von 6,6. In Hessen beliefen sich in 2017 die Gesamtkosten für die Verabreichung von Bluttransfusionen auf über 35.700.000 Euro. „Die Lage im deutschen Gesundheitswesen ist derzeit angespannt. Um aktuelle und kommende Herausforderungen zu meistern, ist es wichtiger denn je, dass effiziente, ressourcenschonende Systeme wie das Patient Blood Management zum Tragen kommen. Es erhöht die Patientensicherheit und schont kritische Ressourcen“, stellt Martin Till fest.

Patienteninformationen zum Netzwerk Patient-Blood-Management finden Sie hier.

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