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Nach einem Schlaganfall gut versorgt: StroCare

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In Deutschland ereignen sich mehr als 260.000 Schlaganfälle pro Jahr – davon 10.000 allein in Hamburg. Diese plötzlich auftretende neurologische Störung zählt als die zweithäufigste Todesursache. Die Medizin und ihre Möglichkeiten sind heute soweit, dass immer mehr Betroffene einen Schlaganfall überleben. Doch oftmals erlangen sie nach dem Anfall nicht alle körperlichen Funktionen zurück, so dass sich ihr Alltagsleben stark verändert und ihre Lebensqualität darunter leidet. Ein Drittel der Erkrankten entwickeln eine behandlungsbedürftige Depression.

„Oftmals ist ein Patient, der einen Schlaganfall überstanden hat, danach mehr oder weniger auf sich allein gestellt. Das Innovationsfondsprojekt StroCare soll das für betroffene Barmer-Versicherte in der Metropolregion Hamburg, in Schleswig-Holstein und in Niedersachsen ändern. Insgesamt sind wir elf Projektpartner, die sich für eine umfassendere und damit verbesserte Versorgung für Schlaganfallpatienten einsetzen“, so Frank Liedtke, Landesgeschäftsführer der Barmer in Hamburg.

Innovationsfondsprojekt StroCare


Nach einem Schlaganfall ist nichts mehr wie vorher

Das Projekt StroCare beschäftigt sich eingehend mit der Behandlung nach einem Schlaganfall. Ziel ist es über die Sektorengrenzen hinweg eine koordinierte Nachsorge auf die Beine zu stellen. Betroffene sollen dank dieses Modells schneller nach dem Krankenhausaufenthalt weiterführend behandelt und darüber hinaus besser mit Informationen versorgt werden. Komplikationen und ein erneuter Schlaganfall – beides keine Seltenheit – sollen verhindert und Einschränkungen minimiert werden, sodass der Patient schneller wieder in den Alltag zurückfinden kann. In den ersten 18 Monaten des Innofondsprojekts wird die Struktur für die Versorgung von Schlaganfallpatienten aufgebaut. Ab dem 01.01.2021 können Patienten, die bei der Barmer krankenversichert sind und entsprechende medizinische Voraussetzungen haben, ihre Schlaganfalltherapie in der neuen Struktur begleiten lassen.

Der Prozess, der alles ins Rollen bringt

Ausgangspunkt ist die medizinische Behandlung des Schlaganfallpatienten durch die Neurologen und sogenannte Stroke Nurses in einer der drei beteiligten Kliniken im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, dem Albertinen Krankenhaus in Hamburg oder den Elbe Kliniken Stade-Buxtehude GmbH. Hier wird der Patient – bei Vorliegen der medizinischen Voraussetzungen und seines Einverständnisses – in das Programm StroCare aufgenommen. Daneben unterstützt ein Case Management der Barmer bei der notwendigen Organisation der Gesamtversorgung. Der Case Manager hilft und begleitet den Patienten sowie seine Angehörigen während der gesamten Zeit der Behandlung: Im Krankenhaus, in der Reha und Zuhause. Er berücksichtigt unter anderem die familiäre, berufliche und finanzielle Situation, sowie das Wohnumfeld und wie mobil der Patient ist, um alle Maßnahmen ideal darauf abzustimmen.

„Wir wollen die bestmöglichen Voraussetzungen schaffen, damit Schlaganfallpatienten vollständig gesund werden und die möglichen Folgen des Schlaganfalls sie nicht beeinträchtigen. Dazu gehört ein individuell abgestimmtes Behandlungskonzept, genauso wie eine schnelle Informationsweitergabe – über eine App direkt auf das Handy des Versicherten. Nur ein aufgeklärter Patient kann beurteilen und zu Gunsten seiner Gesundheit handeln“, so Liedtke.

E-Health statt unsichere und lange Faxverbindung

Über ein elektronisches Portal tauschen sich die drei genannten Krankenhäuser mit Rehakliniken und ambulanten Reha-Einrichtungen in Hamburg, Bad Bramstedt, Soltau, Geesthacht und Damp zu Anmeldungen und Platzvergabe aus. Die E-Health-Lösung ersetzt aber nicht nur den umständlichen und aufwändigen Anmeldeprozess per Telefon, Post oder Fax. Sie dient ebenfalls als Plattform, um alle behandlungsrelevanten Informationen, wie Gesundheitszustand oder Art des Schlaganfalls, zentral zu bündeln. So kann eine optimale sektorenübergreifende Nachsorge gewährleistet werden. Die Reha-Kliniken entscheiden auch anhand der bereitgestellten Daten, welchen Patienten sie mit ihrem Behandlungskonzept am besten helfen können. Auf diesem Weg kann sich der Patient sicher sein in der für ihn richtigen Reha-Klinik aufgenommen zu werden.

StroCare Vernetzung

Oft schließt eine Reha an die Krankenhausbehandlung an. Der Patient wird aber auch zu Hause engmaschig ambulant weiter versorgt. Dieses erfolgt einerseits durch den Case Manager, der als Bindeglied zwischen den Versorgungsangeboten und dem Patienten fungiert. Er erkundigt sich regelmäßig telefonisch nach dem Befinden des Patienten und betreut ihn während der Genesungszeit, insbesondere bezüglich administrativer und organisatorischer Aufgaben. Andererseits erfolgt die weitere ambulante medizinische Nachsorge durch eine Stroke Nurse. Die Stroke Nurse hat bereits während der primären Behandlung im Krankenhaus engen Kontakt zum Patienten und ist für ihn im Verlauf kontinuierlicher Ansprechpartner bei allen medizinischen Fragestellungen. Sie führt darüber hinaus alle sechs Monate in enger Absprache mit dem Behandler individuelle Patientengespräche in der Klinikambulanz durch und übernimmt zum Beispiel Untersuchungen, den Check der Risikofaktoren und Medikation sowie ergänzende Tests (Labor, EKG). Zu diesen Terminen finden auch ärztliche Kontakte mit umfassenden Untersuchungen statt. Darüber hinaus wird die weitere Behandlung geplant. In der Zwischenzeit hält die Stroke Nurse alle drei Monate telefonischen Kontakt zum Patienten.

Wie die Versorgung über das Projekt StroCare nach dem Klinikaufenthalt im Vergleich zum herkömmlichen Verfahren aus Patientensicht abschneidet, wird zu jedem Behandlungszeitpunkt mittels einer Patientenbefragung gemessen. Hierzu wird es neben der Studien- auch eine Kontrollgruppe geben, deren Rückmeldungen verglichen werden.

Hintergrundinformation StroCare
Das Projekt StroCare wird über den Innovationsfonds mit 3.794.200 € über einen Zeitraum von vier Jahren gefördert. Konsortialführer ist das Universitätsklinikum Eppendorf. Weitere Partner sind zwei Akutkrankenhäuser Albertinen-Krankenhaus (Hamburg) und Elbe Kliniken in Stade (NDS) sowie fünf Rehabilitationskliniken, darunter RehaCentrum Hamburg auf dem Gelände des UKE und am Berliner Tor, Klinikum Bad Bramstedt, MediClin Klinikum Soltau, Helios Klinik Geesthacht und Helios Rehaklinik Damp für Neurorehabilitation. Die elektronische Plattform für den Datenaustausch zwischen den Akut- und Rehakliniken wird von der Philips-Tochterfirma Forcare bereitgestellt. Die Barmer Landesvertretung Hamburg übernimmt als Konsortialpartner und einzige Krankenkasse gemeinsam mit dem IT-Dienstleister Lohmann & Birkner das Fallmanagement