Pressemitteilungen aus Hamburg

Barmer-Arztreport: Weiterhin zu lange Wartezeiten für Psychotherapie

Lesedauer unter 2 Minuten

Hamburg, 12. Juni 2020 – Immer mehr Menschen in Deutschland benötigen eine Psychotherapie. Allein im Jahr 2018 suchten in Hamburg rund 85.800 Menschen einen Psychotherapeuten auf und damit 18,5 Prozent mehr als in 2009. Um Betroffenen schneller zu helfen, wurde im Jahr 2017 die Psychotherapie-Richtlinie reformiert. Auch wenn die Wartezeit bis zu einer Psychotherapie kürzer geworden ist, muss jeder dritte Patient mindestens einen Monat und fast jeder zehnte Patient ein Vierteljahr auf einen Therapieplatz warten. Das geht aus dem aktuellen Barmer-Arztreport hervor. „Menschen, die psychotherapeutische Hilfe benötigen, erhalten seit der Reform der Psychotherapie-Richtlinie schneller einen Termin für ein erstes Gespräch mit einer Psychotherapeutin oder einem Psychotherapeuten. Allerdings sind die Wartezeiten auf einen Therapieplatz weiterhin zu lang, zumal sich psychische Probleme chronifizieren können. Wenn räumlich möglich und wenn es medizinisch sinnvoll erscheint, sollten mehr Gruppentherapien angeboten werden“, sagt Frank Liedtke, Landesgeschäftsführer der Barmer in Hamburg. Den Ergebnissen des Arztreports zufolge bekämen 97 Prozent der Patienten in Hamburg Einzeltherapien.

Gute Noten für die Psychotherapeutische Sprechstunde

Seit der Reform der Psychotherapie-Richtlinie müssen die Praxen eine Psychotherapeutische Sprechstunde anbieten, die die Patienten etwa über Terminservicestellen vermittelt bekommen. In der Sprechstunde entscheidet die Therapeutin oder der Therapeut, ob eine Therapie notwendig und wenn ja, wie dringend sie ist. „Die psychotherapeutische Sprechstunde wird gut angenommen. Es ist erfreulich, dass fast 90 Prozent der Patientinnen und Patienten die Sprechstunde positiv bewerten“, so Liedtke. Dies zeigten die Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage im Zuge des Arztreports unter Psychotherapie-Patienten. „Wir freuen uns, dass die Sprechstunde so positiv aufgenommen wird. Deshalb sollten wir weitere bedarfsgerechte und flexible Behandlungsmöglichkeiten schaffen“, sagt Heike Peper, Präsidentin der Psychotherapeutenkammer Hamburg.

Mehr Therapeuten aber nicht zwingend mehr Therapie

Dem Barmer-Arztreport zufolge kümmerten sich im Jahr 2018 fast 1.070 Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten um die Versorgung Betroffener in Hamburg. Seit 2009 stieg die Zahl um 53 Prozent. „Die steigende Anzahl der Therapeuten kommt nicht eins zu eins in der Versorgung an. Immer mehr Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten reduzieren ihre Arbeitszeit. Im Jahr 2013 haben 89 Prozent der psychologischen Psychotherapeuten in Vollzeit gearbeitet und in 2018 nur 73 Prozent“, sagt Liedtke. Zudem würden in Hamburg auch Patienten aus dem Umland psychotherapeutisch versorgt (15 Prozent). Viele würden die Distanz zum eigenen Wohnort schätzen und bevorzugen.