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Brandenburger bekommen bundesweit am häufigsten chronische Schmerzen diagnostiziert

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Potsdam (13.05.2016) In keinem anderen Bundesland diagnostizieren Ärzte bei Patienten so häufig chronische Schmerzen wie in Brandenburg. Das geht aus dem Arztreport der Barmer GEK hervor. Im Jahr 2014 bekamen demnach 5,79 Prozent der Brandenburger die Diagnose chronischer Schmerz gestellt, dicht gefolgt von Berlin mit 5,69 Prozent. Damit liegen die beiden Bundesländer um mehr als 40 Prozent über dem bundesweiten Durchschnitt von 4,02 Prozent. "Da vor allem ältere Menschen an chronischen Schmerzen leiden, kommen angesichts des demografischen Wandels große Herausforderungen auf uns zu. Patienten mit chronischen Schmerzen sind auf eine frühe Diagnosestellung, eine interdisziplinäre Zusammenarbeit der Ärzte sowie eine durchgängige Versorgungskette angewiesen", sagt Gabriela Leyh, Landesgeschäftsführerin der Barmer GEK Berlin/Brandenburg

Spezielle Schmerztherapie mit am häufigsten in Brandenburg

Die hohe Anzahl an Schmerzdiagnosen in Brandenburg führt die Barmer GEK mit auf die Tatsache zurück, dass es in Brandenburg mehr Schmerztherapeuten gibt als in anderen Bundesländern. Im Jahr 2014 kamen hierzulande 2,6 Schmerztherapeuten auf 100.000 Einwohner, im Bundesdurchschnitt waren es 1,4. So ist Brandenburg auch bei den Behandlungszahlen bundesweit Spitzenreiter. Ambulant wurden in Brandenburg im Jahr 2014 rund 31.000 Patienten wegen chronischer Schmerzen behandelt. Das sind auf 100.000 Einwohner 1.278 Patienten. Der Bundesdurchschnitt lag im gleichen Zeitraum bei 809. Mehr als 2.600 Schmerzpatienten haben sich in Brandenburg im Jahr 2014 einer multimodalen Schmerztherapie unterzogen. Dabei handelt es sich um eine interdisziplinäre und individuell angepasste Therapie im Krankenhaus, die mindestens sieben Tage dauert. Umgerechnet auf 100.000 Einwohner, sind das 109,2 stationäre Behandlungen in Brandenburg. Der Bundesdurchschnitt beträgt hier 74,9 stationäre Behandlungen.

Begleiterkrankungen und hoher Medikamentenkonsum

Der Barmer GEK Arztreport zeigt weiter, dass Patienten mit chronischen Schmerzen häufig an Begleiterkrankungen leiden. Sie sind von Erkrankungen der Wirbelsäule drei Mal so häufig betroffen, wie Menschen ohne chronische Schmerzen. Auch kardiovaskuläre Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen und Diabetes mellitus Typ 2 liegen bei Patienten mit chronischen Schmerzen wesentlich häufiger vor. Dies hat zur Folge, dass sie rund 70 Prozent mehr Arzneimittel verordnet bekommen. Über die Hälfte der Schmerzpatienten nehmen Antiphlogistika (entzündungshemmende Arzneimittel) und drei Mal so häufig Analgetika (schmerzlindernde Arzneimittel) ein wie Menschen ohne chronische Schmerzen. Je nach Diagnose bekommen 30 bis 40 Prozent der Schmerzpatienten außerdem Antidepressiva verschrieben.

Bekämpfung chronischer Erkrankungen als Nationales Gesundheitsziel

"Vor dem Hintergrund, dass Millionen Menschen in Deutschland an chronischen Schmerzen und zusätzlich an Begleiterkrankungen leiden und den Risiken einer Multimedikation ausgesetzt sind, müssen verbindliche Qualitätsstandarts in der Schmerztherapie her", fordert Leyh. "Wir unterstützen intensiv die Bemühungen seitens der Fachgesellschaften, verbindliche Qualitätskriterien für die multimodale Schmerztherapie im Krankenhaus zu entwickeln." Außerdem fordert Leyh, die Bekämpfung der chronischen Schmerzen zu einem Nationalen Gesundheitsziel zu erklären, damit ein gemeinsames Vorgehen von Leistungserbringern, Kostenträger, Selbstverwaltung und Politik auf den Weg gebracht wird.

Frankfurt/Oder ist deutschlandweit an der Spitze der Schmerzdiagnosen

Laut dem Barmer GEK Arztreport ist Frankfurt/Oder unter allen Landkreisen und kreisfreien Städten mit 8,26 Prozent der Versicherten bundesweiter Spitzenreiter bei den Schmerzdiagnosen. Frankfurt/Oder liegt um bis zu 409 Prozent über dem Wert anderer Regionen in Deutschland. Insgesamt befinden sich weitere vier Landkreise und kreisfreie Städte aus Brandenburg unter den Top Ten, darunter Barnim mit 7,34 Prozent, Potsdam mit 7,3 Prozent, Oberhavel mit 6,66 Prozent und Oder-Spree mit 6,44 Prozent