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Barmer in Bayern fordert mehr Kooperation in der Gesundheitsversorgung

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München, 29. Oktober 2019 - Gesundheit und Pflege sind zentrale Themen für die Menschen in Bayern. Seit der Landtagswahl wird die Gesundheitsversorgung an vielen Stellen verändert und optimiert. "Es fehlt aber der Mut zu tiefgreifenden Veränderungen. Allzu oft wird nur der Status quo zementiert. Wir brauchen einen Systemwechsel hin zu einem stärker auf Kooperation basierenden Gesundheitswesen", fordert Professor Dr. Claudia Wöhler, Landesgeschäftsführerin der Barmer in Bayern anlässlich der Bilanz-Pressekonferenz im PresseClub München. Erforderlich sei eine konsequente Ausrichtung an den Bedürfnissen der Patienten in Stadt und Land und eine enge Verzahnung von ambulanter und stationärer Versorgung. Dazu gehöre eine gemeinsame Leistungsplanung, enge Zusammenarbeit von Niedergelassenen- und Krankenhausärzten ebenso wie eine Neuordnung der Notfallversorgung. "Wir brauchen nicht mehr, sondern zielgenaue Versorgung". Auch die eklatante Fehlverteilung an medizinischem und pflegerischem Fachpersonal müsse geändert werden. Gemeinsam mit den Vorsitzenden des Ausschusses für Gesundheit und Pflege und gesundheits- und pflegepolitischen Sprechern der CSU und SPD Landtagsfraktionen zeigte sie Ansätze und Weiterentwicklungsmöglichkeiten auf.

Nicht mehr sondern zielgenauere Versorgungsangebote schaffen

Die Gesundheitsversorgung müsse so gestaltet werden, wie es die Bevölkerungsstruktur und damit verbundene Anforderungen erfordern. „Wir brauchen passgenaue am Menschen ausgerichtete Angebote“, stellt Wöhler fest. Die medizinischen, strukturellen und demografischen Rahmenbedingungen verändern sich stetig. Daher müssten alle Akteure im Gesundheitswesen gemeinsam Maßnahmen ergreifen, um die hochwertige flächendeckende Versorgung in Bayern sicherzustellen. „Das Verharren des deutschen Gesundheitswesens in ambulanten und stationären Versorgungssektoren ist eine der größten Schwachstellen des Systems“, sagt Wöhler. Sie empfiehlt die Schaffung eines Planungsgremiums für die sektorenübergreifende Versorgung in Bayern, in dem Krankenkassen, Ärzte, Kliniken und Gesundheitsministerium über die Versorgung im Freistaat entscheiden. Die Etablierung Regionaler Versorgungsverbünde würde zu einer Verbesserung der Qualität der Versorgung und einer Steigerung der Effizienz der Leistungserbringung führen. Dort arbeiten niedergelassene Ärzte und Krankenhäuser patientenorientiert, interdisziplinär und aufeinander abgestimmt, jenseits getrennter sektoraler Vorgaben miteinander. So werde die Kommunikation an den Sektorengrenzen entscheidend verbessert. „Wir brauchen nicht mehr, sondern zielgenauere Versorgungsangebote für die Versicherten“, sagt Wöhler. Für Modellprojekte dazu steht die BARMER gerne als Partnerin zur Verfügung.

Ineffiziente Krankenhausstrukturen nicht weiter stärken

Bayern hat 360 Krankenhäuser und mit 246 Krankenhäusern pro 10 Millionen Einwohner die höchste Krankenhausdichte in Deutschland. "Das ist nicht mehr zeitgemäß", stellt Wöhler fest. "Es besteht ein enger Zusammenhang zwischen der Häufigkeit, in der eine Leistung erbracht wird, und ihrer Qualität, denn Routine und Erfahrung im Krankenhaus retten Leben", sagt sie. Zentralisierung und Spezialisierung der Klinken führten zu einer besseren Versorgung der Patienten. Mindestmengen an Operationen sorgten für Erfahrung und steigerten die Ergebnisqualität. Wo und in welchem Umfang operiert werde, darüber müsse künftig die Qualität entscheiden. "Dazu muss zuerst die Frage beantwortet werden, wie ein bedarfsgerechter Krankenhausplan bis zum Jahr 2025 aussieht, bevor ineffiziente Strukturen zementiert werden", fordert Wöhler. Obwohl jedes Krankenhaus die Qualität seiner Leistungen zu sichern hat, ist die medizinische Versorgung in bayerischen Kliniken durch ein enormes Qualitätsgefälle geprägt. Von der Investitionsfinanzierung sollen daher ausschließlich Kliniken profitieren, die Mindestmengen und Qualität nachweisen können. Es gehe darum sicher zu stellen, Überversorgung in Metropolregionen abzubauen, Personal optimal einzusetzen und den Schwerpunkt auf die Qualität in der Versorgung zu legen.

Personaleinsatz im Krankenhaus muss qualitätsfördernd sein

Maßnahmen zur Förderung der Pflege im Krankenhaus, wie die Einführung von Pflegepersonaluntergrenzen für alle bettenführenden Abteilungen, sind geeignet die Versorgungs- und Strukturqualität im Krankenhaus zu verbessern. "Konsolidierte Krankenhaus-Strukturen schaffen Freiräume für einen qualitätsfördernden Personaleinsatz", so Wöhler. "Das kommt dann direkt den Patientinnen und Patienten zu Gute".

Chancen der Digitalisierung nutzen

Digitalisierung und modernste Technik hilft beim Gesundwerden, denn sie spart den Patienten lange Wege und Wartezeiten, beschleunigt Diagnose und Behandlung. "Die bayerischen Initiativen BAYERN DIGITAL I und II, oder das geplante Bayerische Gesundheitsdatenzentrum sind sinnvolle Ansätze", sagt Wöhler. Auch für den Einsatz digitaler Lösungen und künstlicher Intelligenz gelten die Prämissen: sektoren-übergreifend, vernetzend auf Basis einer einheitlichen Telematik-Infrastruktur, die für alle Akteure im Gesundheitswesen zur Verfügung steht.

Fachkräftemangel in der Pflege bekämpfen

"Für die Gesundheits- und Pflegepolitik der CSU-Fraktion steht auch weiterhin die Bekämpfung des Fachkräftemangels in der Pflege im Fokus. Daher wird die Offensive zur Verbesserung der Situation in der Pflege – für mehr Fachkräfte und mehr Qualität – fortgesetzt. Außerdem müssen die Chancen der Digitalisierung im Gesundheitswesen für die Menschen besser nutzbar gemacht werden. Zudem ist der Kampf gegen Antibiotika-Resistenzen eine drängende gesundheitspolitische Aufgabe, um der zunehmenden Gefahr durch multiresistente Keime entgegenzuwirken", erläuterte Bernhard Seidenath MdL, Vorsitzender des Gesundheitsausschusses und gesundheits- und pflegepolitischer Sprecher der CSU-Landtagsfraktion.

Optimale medizinische Versorgung für alle Menschen sichern

"Wir wollen, dass alle Menschen in Bayern Zugang zu bester gesundheitlicher Versorgung haben – auf dem Land und in der Stadt und unabhängig von Einkommen oder Alter. Dazu gehört eine optimale medizinische, therapeutische und pflegerische Versorgung sowie Prävention, Rehabilitation und Zugang zu Spitzenmedizin. Es gilt, eine in die Zukunft gerichtete Gesundheitsversorgung im Freistaat Bayern zu gestalten. Dazu muss die Staatsregierung moderne sektorenübergreifende Versorgungsmodelle ermöglichen und vorantreiben," so Ruth Waldmann MdL, stellvertretende Vorsitzende des Gesundheitsausschusses und gesundheits- und pflegepolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion.

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