Vier Männer bei der Vorstellung der Integrierten Leitstelle Stuttgart
STANDORTinfo für Baden-Württemberg

Besuch in der Integrierten Leitstelle des DRK Stuttgart

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In der Integrierten Leitstelle des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) tauschte sich Barmer Landeschef Winfried Plötze mit dem Geschäftsführer des DRK Kreisverbandes Stuttgart, Hans Heinz, Kreisgeschäftsführer Frieder Frischling und dem stellvertretendem Leiter der Leitstelle, Thomas Enders, über alte und neue Herausforderungen im Rettungsdienst aus. Noch immer ist die doppelte Hilfsfrist eine Achillesferse im Rettungsdienst. Das ist die Zeit, innerhalb welcher der Rettungswagen (RTW) und der Notarzt am Einsatzort sein müssen. Die Barmer spricht sich für die Abschaffung der doppelten Hilfsfrist aus. Wichtiger als das Einhalten dieses Zeitlimits sei, dass die Planung von Rettungsdienst und Krankenhäusern verzahnt werde, damit Notfallpatienten schnell in die richtige und nicht in irgendeine Klinik transportiert werden.

Unterstützung durch den Telenotarzt

Nicht selten rücken Rettungssanitäter und Notärzte wegen einer Bagatelle aus. Hier könnte die Digitalisierung zur Entlastung beitragen und unnötige Notarzteinsätze vermeiden. In Aachen wird die RTW-Besatzung bei Versorgung und Transport eines Patienten durch einen Telenotarzt unterstützt. Er wird bei Bedarf zugeschaltet und kann den Sanitätern Anweisungen geben. Die Vitaldaten und Bilder des Patienten werden in Echtzeit an den Telenotarzt übermittelt. "Natürlich rückt bei jedem Anruf, der von der Leitstelle als lebensbedrohlich eingestuft wird, ein Notarzt aus. Aber oft ist der RTW schneller vor Ort. Über das Einschalten des Telenotarztes könnten unnötige Notarzteinsätze vermieden werden", sagt Hans Heinz. Und falls doch ein Mediziner notwendig ist, dann kann der Patient durch die digitale Konsultation notfallmedizinisch versorgt und wichtige Zeit gewonnen werden. Heinz: "Dieses Aachener Modell könnte auch den Rettungsdienst in Baden-Württemberg entlasten."

Medizinische Notfallnummer gefordert

Jährlich gehen in der integrierten Leitstelle des DRK in Stuttgart 600.000 Anrufe über die Rufnummern 112 und 116 117 ein, die rund 130.000 Einsätze von Feuerwehr, Rettungsdienst und Notarzt nach sich ziehen. Kreisgeschäftsführer Frieder Frischling unterstreicht: "Wir brauchen eine medizinische Notfallnummer, die immer erreichbar ist. Bei Unwettern rufen viele Menschen an, weil der Keller voll Wasser gelaufen oder ein Baum umgestürzt ist. Das ist auch völlig in Ordnung. Aber wenn in dieser Phase ein echter Notruf nicht sofort durchgestellt wird, weil alle Disponenten Einsätze der Feuerwehr organisieren, dann wäre das fatal.“

Rettungsdienst und Krankenhausplanung verzahnen

Die Bundesregierung hat die Herausforderungen im Rettungswesen erkannt und einen Gesetzentwurf zur Neustrukturierung der Notfallversorgung vorgelegt. Künftig sollen die Nummern 112 und 116 117 in einer Notfallleitstelle zusammenlaufen. Dort wird eine Ersteinschätzung vorgenommen und der Patient wird bedarfsgerecht weitergeleitet. Außerdem sieht Spahns Reform vor, die Notaufnahmen von Kliniken und ambulante Notfallpraxen in sogenannten integrierten Notfallzentren (INZ) zu bündeln. Einem INZ vorgeschaltet ist ein gemeinsamer Empfang. Dort werden die Patientinnen und Patienten der richtigen Versorgungsebene zugewiesen. Anders als in anderen Ländern hat Baden-Württemberg bereits Notfallpraxen an vielen Krankenhäuser angedockt und das SQR-BW, die Stelle zur trägerübergreifenden Qualitätssicherung im Rettungsdienst Baden-Württemberg, eingerichtet.

Plötze: "Eine Reform der Notfallversorgung ist überfällig. Baden-Württemberg hat gute Voraussetzungen und könnte bei der Umsetzung der Bundesregelung für eine sektorenübergreifende Notfallplanung mit gutem Beispiel vorangehen. Wichtig ist aber auch, das Konzept der abgestuften Notfallversorgung zu berücksichtigen. Das heißt die INZ sollten nur an den Kliniken angesiedelt werden, die auch langfristig an der an der gestuften Notfallversorgung teilnehmen.