STANDORTinfo für Baden-Württemberg

Barmer-Zahnreport 2019

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Zahngesundheit und Zahnersatz in Baden-Württemberg: gut und teuer

Die Zahngesundheit der Baden-Württemberger ist überdurchschnittlich gut, das ist eine Erkenntnis aus dem Barmer-Zahnreport 2019. So gehen die Menschen hierzulande häufiger zur Vorsorgeuntersuchung (53,5 Prozent), gleichzeitig ist die Behandlung von Zahnerkrankungen nur bei 41,6 Prozent der Patienten und damit deutlich seltener notwendig gewesen als im bundesweiten Vergleich (47 Prozent). Nur 7,9 Prozent der Baden-Württemberger musste ein Zahn gezogen werden (Bund: 8,5 Prozent). Auch bei der Zahnvorsorge für Kinder steht das Ländle gut da. So nahmen 38,5 Prozent der Kinder zwischen dem 30. und 72. Lebensmonat an der Früherkennungsuntersuchung (Bund: 35,9 Prozent) und 68,3 Prozent der 6- bis 17-Jährigen an der Individualprophylaxe (Bund: 65,9 Prozent) teil. "In den Ergebnissen unseres Zahnreports schlägt sich die gute Präventionsarbeit nieder, die wir in Baden-Württemberg über die Landesarbeitsgemeinschaft Zahngesundheit seit Jahrzehnten gemeinschaftlich betreiben", sagt Barmer Landesgeschäftsführer Winfried Plötze.

Eigenanteil bei Zahnersatz bundesweit am höchsten

Wenn Zahnersatz notwendig ist, dann haben gesetzlich Krankenversicherte die Wahl zwischen der sogenannten Regelversorgung, die nach anerkannten zahnmedizinischen Erkenntnissen erfolgt und bei welcher Versicherte den geringsten Eigenanteil finanzieren müssen. Die gleichartige Versorgung weicht im Detail von der Regelversorgung ab, die andersartige Versorgung dagegen erheblich. Bei der andersartigen Versorgung erhalten Versicherte einen Festzuschuss von der Krankenkasse, die Mehrkosten sind selbst zu tragen. In Baden-Württemberg ist Zahnersatz mit durchschnittlich 1.717 Euro je versorgtem Versicherten nicht nur deutlich teurer (Bund: 1.524 Euro). In keinem anderen Bundesland ist der von den Versicherten zu zahlende prozentuale Eigenanteil höher. Ist Zahnersatz notwendig, dann bezahlen die Baden-Württemberger 66,7 Prozent der Gesamtkosten aus der eigenen Tasche (1.145,55 Euro). Zum Vergleich: In Sachsen-Anhalt liegen die Ausgaben für Zahnersatz bei 1.316 Euro pro Person, davon müssen die Versicherten aber nur 47,7 Prozent (628 Euro) selbst zahlen.

"Hohe Zuzahlungen bei Zahnersatz kommen häufiger dort vor, wo Einkommensniveau und Bildungsstand höher sind", sagt Winfried Plötze. In diesem Zusammenhang müsse auch eine von den Zahnärzten induzierte Nachfrage diskutiert werden. "Wenn sich die Patienten am Ende aus ästhetischen Gründen für den teuren Zahnersatz entscheiden, dann ist das grundsätzlich okay. Aber sie müssen vorab objektiv von den Zahnärzten aufgeklärt werden, um eine Entscheidung treffen zu können." Denn die andersartige Versorgung sei zwar deutlich teurer, aber nicht zwingend deutlich besser. So seien von den Krankenkassen bezahlte Zahnkronen und feste Brücken besonders haltbar. Lediglich in Fällen, bei denen kaum oder keine Zähne mehr vorhanden seien, würde die Regelversorgung in Form einer Prothese ohne Implantate schlechter abschneiden. Plötze: "Bei Patienten mit zahnlosem Unterkiefer sollte der Zahnersatz durch zwei Implantate gestützt werden, damit er besser hält. Sie würden enorm profitieren, wenn diese Form der Versorgung eine Regelleistung der Krankenkasse werden würde."

Weitere Ergebnisse aus dem Barmer-Zahnreport 2019

In Baden-Württemberg gehen überdurchschnittlich viele Menschen zum Zahnarzt. Im Jahr 2017 traf dies auf 72,2 Prozent der dortigen Bevölkerung zu, während der Bundesschnitt bei 71,5 Prozent lag. Trotz der überdurchschnittlichen Inanspruchnahmerate rangierte Baden-Württemberg bei den Ausgaben je Versicherten mit 182,52 Euro unter dem bundesweiten Mittelwert von 190,22 Euro.

Eine Grafik zeigt, wie viel Prozent der Kosten bei Zahnersatz die Patienten und die Krankenkassen in den Bundesländern tragen.

Für den Barmer-Zahnreport haben die Poliklinik für zahnärztliche Prothetik der TU Dresden und die Gesellschaft für Forschung und Entwicklung im Gesundheitswesen die Daten zur vertragszahnärztlichen Versorgung von etwa 9,4 Millionen Versicherten ausgewertet.