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Gelegenheitschirurgie kann lebensgefährlich sein

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Stuttgart, 28. Januar 2021 – Jedes Jahr sterben in Baden-Württemberg etwa 11.300 Menschen nach einer Operation im Krankenhaus. Bundesweit sind es etwa 100.000. Viele der Todesfälle wären vermeidbar, wenn die Eingriffe vorwiegend in Kliniken durchgeführt würden, in denen die Operateure über mehr Erfahrung verfügen. Das ist die zentrale Erkenntnis des Barmer-Krankenhausreports. "Wir müssen weg von der Klinik um die Ecke, hin zum Krankenhaus der besten Qualität. Wir brauchen eine Kliniklandschaft mit zertifizierten und spezialisierten Zentren sowie verbindliche Mindestmengen für die Durchführung von komplizierten, planbaren Operationen", sagt Winfried Plötze, Landesgeschäftsführer der Barmer in Baden-Württemberg. Kliniken, welche die Mindestvorgaben nicht erfüllen, sollten von der Versorgung in diesem Bereich ausgeschlossen werden. Zusätzlich seien interdisziplinäre Teams, moderne Operationstechniken und Geräte sowie optimale Prozesse vor und nach einem Eingriff notwendig, damit die Behandlungsqualität besser werde.

Nähe ist kein Qualitätskriterium

Unter baden-württembergischen Barmer-Versicherten wurden innerhalb eines Jahres nur 61 Prozent der Darmkrebsoperationen in Kliniken durchgeführt, die von der Deutschen Krebsgesellschaft als Darmkrebszentrum zertifiziert wurden. Mehrere Häuser hätten diesen komplexen Eingriff nur ein einziges Mal durchgeführt. Dabei führe eine Verdopplung der Fallzahl laut Barmer-Krankenhausreport bei Darmkrebs dazu, dass die Sterblichkeit innerhalb von 30 Tagen nach der Operation um 0,8 Prozentpunkte auf 3,6 Prozent sinkt. Außerdem werde die Rate an spezifischen Komplikationen von 16,6 Prozent um 2 Prozentpunkte verringert. Plötze: "Das hört sich zunächst nicht nach viel an, aber wir reden von Menschenleben, die gerettet werden könnten. Hier sehen wir Verbesserungspotenzial, zumal es sich bei Darmkrebs um geplante Operationen und nicht um Notfälle handeln dürfte. Die Patienten sollten sich für das Krankenhaus mit der besten Expertise entscheiden. Die Nähe einer Klinik ist für ein gutes Behandlungsergebnis nicht ausschlaggebend. Zumal die große Mehrheit der Bevölkerung ein zertifiziertes Darmkrebszentrum innerhalb von 60 Minuten erreicht."

Der Barmer-Krankenhausreport hat fünf Indikationen exemplarisch untersucht. Dazu gehören die bariatrische Chirurgie (Adipositas), Operationen an der Wirbelsäule sowie Eingriffe bei Bauchaortenaneurysmen, Darmkrebs und Pankreaskrebs. Um die Ergebnisse der Datenanalyse vergleichbar zu machen, wurden stets dieselben Analyseparameter zugrunde gelegt. Dazu gehören die 30-Tage-Sterblichkeit, Wiedereinweisungsraten und Komplikationen. Darüber hinaus wurde der Anfahrtsweg zu den Kliniken ausgewertet. Den Barmer-Krankenhausreport kann auf der Internetseite des Barmer Instituts für Gesundheitssystemforschung heruntergeladen werden.

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Pressesprecherin Barmer Baden-Württemberg
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